Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang.
L. 3 § 4 de aqua quot. (43. 20.). (Pomponius.) Ductus aquae, cujus origo memoriam excessit, jure constituti loco habetur.
L. 26 de aqua pluv. (39. 3.). (Scaevola.) Scaevola respondit, solere eos qui juri dicundo prae- sunt, tueri ductus aquae, quibus auctoritatem vetu- stas daret, tametsi jus non probaretur.
Dieser Fall der Anwendung ist der schwierigste in der Lehre von der unvordenklichen Zeit: zugleich ist aber auch keiner durch häufige Anwendung in Gerichten so wichtig geworden als dieser. Für eine erschöpfende Behandlung der Frage ist es nöthig, etwas weit auszuholen.
Bey dem Eigenthum kommt schon frühe eine longi temporis praescriptio gegen die Vindication vor, und zwar so daß darin longum tempus nicht etwa eine unbestimmt lange Zeit, sondern ganz genau 10 oder 20 Jahre (nach dem Unterschied zwischen praesentia und absentia) bezeich- net (a). Es ist möglich, daß noch früher die Zeit unbe- stimmt, also dem richterlichen Ermessen überlassen war, und daß erst kaiserliche Constitutionen sie festgestellt haben; doch ist es wahrscheinlicher, daß gleich Anfangs ein be- stimmter Zeitraum angenommen wurde, und daß die Con- stitutionen nur, wie in so vielen anderen Fällen, als An-
(a)Paulus V. 2 § 3 und V. 5 A. § 8, L. 7 C. quibus non ob- jicitur (7. 35.), L. 11. 12 C. de praescr. longi temp. (7. 33.). -- Deutlich vorausgesetzt erscheint derselbe Rechtssatz auch in L. 1 C. de praescr. l. t. (7. 33.) von Severus, besonders wenn man damit die Stellen des Paulus vergleicht.
Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
L. 3 § 4 de aqua quot. (43. 20.). (Pomponius.) Ductus aquae, cujus origo memoriam excessit, jure constituti loco habetur.
L. 26 de aqua pluv. (39. 3.). (Scaevola.) Scaevola respondit, solere eos qui juri dicundo prae- sunt, tueri ductus aquae, quibus auctoritatem vetu- stas daret, tametsi jus non probaretur.
Dieſer Fall der Anwendung iſt der ſchwierigſte in der Lehre von der unvordenklichen Zeit: zugleich iſt aber auch keiner durch häufige Anwendung in Gerichten ſo wichtig geworden als dieſer. Für eine erſchöpfende Behandlung der Frage iſt es nöthig, etwas weit auszuholen.
Bey dem Eigenthum kommt ſchon frühe eine longi temporis praescriptio gegen die Vindication vor, und zwar ſo daß darin longum tempus nicht etwa eine unbeſtimmt lange Zeit, ſondern ganz genau 10 oder 20 Jahre (nach dem Unterſchied zwiſchen praesentia und absentia) bezeich- net (a). Es iſt möglich, daß noch früher die Zeit unbe- ſtimmt, alſo dem richterlichen Ermeſſen überlaſſen war, und daß erſt kaiſerliche Conſtitutionen ſie feſtgeſtellt haben; doch iſt es wahrſcheinlicher, daß gleich Anfangs ein be- ſtimmter Zeitraum angenommen wurde, und daß die Con- ſtitutionen nur, wie in ſo vielen anderen Fällen, als An-
(a)Paulus V. 2 § 3 und V. 5 A. § 8, L. 7 C. quibus non ob- jicitur (7. 35.), L. 11. 12 C. de praescr. longi temp. (7. 33.). — Deutlich vorausgeſetzt erſcheint derſelbe Rechtsſatz auch in L. 1 C. de praescr. l. t. (7. 33.) von Severus, beſonders wenn man damit die Stellen des Paulus vergleicht.
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Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
L. 3 § 4 de aqua quot. (43. 20.). (Pomponius.)
Ductus aquae, cujus origo memoriam excessit, jure
constituti loco habetur.
L. 26 de aqua pluv. (39. 3.). (Scaevola.)
Scaevola respondit, solere eos qui juri dicundo prae-
sunt, tueri ductus aquae, quibus auctoritatem vetu-
stas daret, tametsi jus non probaretur.
Dieſer Fall der Anwendung iſt der ſchwierigſte in der
Lehre von der unvordenklichen Zeit: zugleich iſt aber auch
keiner durch häufige Anwendung in Gerichten ſo wichtig
geworden als dieſer. Für eine erſchöpfende Behandlung
der Frage iſt es nöthig, etwas weit auszuholen.
Bey dem Eigenthum kommt ſchon frühe eine longi
temporis praescriptio gegen die Vindication vor, und zwar
ſo daß darin longum tempus nicht etwa eine unbeſtimmt
lange Zeit, ſondern ganz genau 10 oder 20 Jahre (nach
dem Unterſchied zwiſchen praesentia und absentia) bezeich-
net (a). Es iſt möglich, daß noch früher die Zeit unbe-
ſtimmt, alſo dem richterlichen Ermeſſen überlaſſen war,
und daß erſt kaiſerliche Conſtitutionen ſie feſtgeſtellt haben;
doch iſt es wahrſcheinlicher, daß gleich Anfangs ein be-
ſtimmter Zeitraum angenommen wurde, und daß die Con-
ſtitutionen nur, wie in ſo vielen anderen Fällen, als An-
(a) Paulus V. 2 § 3 und V. 5
A. § 8, L. 7 C. quibus non ob-
jicitur (7. 35.), L. 11. 12 C. de
praescr. longi temp. (7. 33.). —
Deutlich vorausgeſetzt erſcheint
derſelbe Rechtsſatz auch in L. 1
C. de praescr. l. t. (7. 33.) von
Severus, beſonders wenn man
damit die Stellen des Paulus
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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/506>, abgerufen am 16.07.2024.
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