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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.

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Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang.
hauptung scheint die Bestimmung zu widersprechen, daß
die Ehefrau ihrem Manne eine Dos dadurch bestellen kann,
daß sie zu seinem Vortheil ein ihr angefallenes Legat, oder
auch eine Erbschaft, ausschlägt (s). Dennoch ist hierin
kein Widerspruch. Wenn die Frau hierüber mit ihrem
Manne einig ist, so liegt in der eben angeführten Bestim-
mung blos der Erlaß einer ganz überflüssigen Förmlich-
keit, eine Art von brevi manu facta traditio, indem ohne-
hin die Frau hätte das Legat oder die Erbschaft erwerben
und dann dem Mann als Dos hingeben können. Es ist
also nur die natürliche Erleichterung eines durchaus gül-

(38. 5.). -- Eben so gehört da-
hin der in L. 67 § 3 ad Sc. Treb.
(36. 1.) angeführte Fall, da der
eingesetzte Erbe die Erbschaft für
suspect erklärt, blos um sie nun
dem Fideicommissar ganz, ohne
Abzug, zuzuwenden. Das heißt
hier donationis causa, aber wie-
der nur in dem uneigentlichen
Sinn, eine wahre Schenkung ist
es nicht. Vgl. unten § 152. g.
(s) L. 14 § 3 de fundo dot.
(23. 5.). "Si fundum legatum
sibi dotis causa mulier repu-
diaverit, vel etiam substituto
viro omiserit hereditatem, vel
legatum: erit fundus dotalis."

-- Damit scheint wieder unver-
einbar L. 5 § 5 de j. dot. (23.
3.). "Si pater repudiaverit he-
reditatem dotis constituendae
causa ... dotem profectitiam
non esse, Julianus ait. Sed et
si legatum in hoc repudiaverit
pater ... non esse profectum
id de bonis: quia nihil eroga-
vit de suo pater, sed non ad-
quisivit."
Allerdings ist diese
ausgeschlagene Erbschaft nicht pro-
fecta a patre,
und daher gilt da-
bey nicht das sehr positive Recht
der profectitia dos; will der Va-
ter, daß dieses gelte, so muß er
erst die Erbschaft erwerben, und
dann den Inhalt derselben dem
Schwiegersohn als Dos geben.
Allein auch ohne diesen Umweg,
würde es immer eine Dos seyn,
nur nicht profectitia. -- Das aber
wird überall, und auch in L. 14
cit.,
stillschweigend vorausgesetzt,
daß der Mann mit dem ganzen
Hergang einverstanden war; denkt
man blos an ein einseitiges Aus-
schlagen des Vaters oder der Frau
in dieser Absicht, aber ohne Über-
einkunft mit dem Mann, so wird
dieser unbeschränkt Erbe oder Le-
gatar, ohne alle Dotalverpflich-
tung.

Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
hauptung ſcheint die Beſtimmung zu widerſprechen, daß
die Ehefrau ihrem Manne eine Dos dadurch beſtellen kann,
daß ſie zu ſeinem Vortheil ein ihr angefallenes Legat, oder
auch eine Erbſchaft, ausſchlägt (s). Dennoch iſt hierin
kein Widerſpruch. Wenn die Frau hierüber mit ihrem
Manne einig iſt, ſo liegt in der eben angeführten Beſtim-
mung blos der Erlaß einer ganz überflüſſigen Förmlich-
keit, eine Art von brevi manu facta traditio, indem ohne-
hin die Frau hätte das Legat oder die Erbſchaft erwerben
und dann dem Mann als Dos hingeben können. Es iſt
alſo nur die natürliche Erleichterung eines durchaus gül-

(38. 5.). — Eben ſo gehört da-
hin der in L. 67 § 3 ad Sc. Treb.
(36. 1.) angeführte Fall, da der
eingeſetzte Erbe die Erbſchaft für
ſuspect erklärt, blos um ſie nun
dem Fideicommiſſar ganz, ohne
Abzug, zuzuwenden. Das heißt
hier donationis causa, aber wie-
der nur in dem uneigentlichen
Sinn, eine wahre Schenkung iſt
es nicht. Vgl. unten § 152. g.
(s) L. 14 § 3 de fundo dot.
(23. 5.). „Si fundum legatum
sibi dotis causa mulier repu-
diaverit, vel etiam substituto
viro omiserit hereditatem, vel
legatum: erit fundus dotalis.”

— Damit ſcheint wieder unver-
einbar L. 5 § 5 de j. dot. (23.
3.). „Si pater repudiaverit he-
reditatem dotis constituendae
causa … dotem profectitiam
non esse, Julianus ait. Sed et
si legatum in hoc repudiaverit
pater … non esse profectum
id de bonis: quia nihil eroga-
vit de suo pater, sed non ad-
quisivit.”
Allerdings iſt dieſe
ausgeſchlagene Erbſchaft nicht pro-
fecta a patre,
und daher gilt da-
bey nicht das ſehr poſitive Recht
der profectitia dos; will der Va-
ter, daß dieſes gelte, ſo muß er
erſt die Erbſchaft erwerben, und
dann den Inhalt derſelben dem
Schwiegerſohn als Dos geben.
Allein auch ohne dieſen Umweg,
würde es immer eine Dos ſeyn,
nur nicht profectitia. — Das aber
wird überall, und auch in L. 14
cit.,
ſtillſchweigend vorausgeſetzt,
daß der Mann mit dem ganzen
Hergang einverſtanden war; denkt
man blos an ein einſeitiges Aus-
ſchlagen des Vaters oder der Frau
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dieſer unbeſchränkt Erbe oder Le-
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[30/0044] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang. hauptung ſcheint die Beſtimmung zu widerſprechen, daß die Ehefrau ihrem Manne eine Dos dadurch beſtellen kann, daß ſie zu ſeinem Vortheil ein ihr angefallenes Legat, oder auch eine Erbſchaft, ausſchlägt (s). Dennoch iſt hierin kein Widerſpruch. Wenn die Frau hierüber mit ihrem Manne einig iſt, ſo liegt in der eben angeführten Beſtim- mung blos der Erlaß einer ganz überflüſſigen Förmlich- keit, eine Art von brevi manu facta traditio, indem ohne- hin die Frau hätte das Legat oder die Erbſchaft erwerben und dann dem Mann als Dos hingeben können. Es iſt alſo nur die natürliche Erleichterung eines durchaus gül- (r) (s) L. 14 § 3 de fundo dot. (23. 5.). „Si fundum legatum sibi dotis causa mulier repu- diaverit, vel etiam substituto viro omiserit hereditatem, vel legatum: erit fundus dotalis.” — Damit ſcheint wieder unver- einbar L. 5 § 5 de j. dot. (23. 3.). „Si pater repudiaverit he- reditatem dotis constituendae causa … dotem profectitiam non esse, Julianus ait. Sed et si legatum in hoc repudiaverit pater … non esse profectum id de bonis: quia nihil eroga- vit de suo pater, sed non ad- quisivit.” Allerdings iſt dieſe ausgeſchlagene Erbſchaft nicht pro- fecta a patre, und daher gilt da- bey nicht das ſehr poſitive Recht der profectitia dos; will der Va- ter, daß dieſes gelte, ſo muß er erſt die Erbſchaft erwerben, und dann den Inhalt derſelben dem Schwiegerſohn als Dos geben. Allein auch ohne dieſen Umweg, würde es immer eine Dos ſeyn, nur nicht profectitia. — Das aber wird überall, und auch in L. 14 cit., ſtillſchweigend vorausgeſetzt, daß der Mann mit dem ganzen Hergang einverſtanden war; denkt man blos an ein einſeitiges Aus- ſchlagen des Vaters oder der Frau in dieſer Abſicht, aber ohne Über- einkunft mit dem Mann, ſo wird dieſer unbeſchränkt Erbe oder Le- gatar, ohne alle Dotalverpflich- tung. (r) (38. 5.). — Eben ſo gehört da- hin der in L. 67 § 3 ad Sc. Treb. (36. 1.) angeführte Fall, da der eingeſetzte Erbe die Erbſchaft für ſuspect erklärt, blos um ſie nun dem Fideicommiſſar ganz, ohne Abzug, zuzuwenden. Das heißt hier donationis causa, aber wie- der nur in dem uneigentlichen Sinn, eine wahre Schenkung iſt es nicht. Vgl. unten § 152. g.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/44>, abgerufen am 24.11.2024.