Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 183. Zeit. 3. Civile Zeitrechnung. (Fortsetzung.)

Q. quoque Mucium Ic. dicere solitum legi, Lege non
isse usurpatum mulierem, quae Kalendis Januariis apud
virum causa matrimonii esse coepisset, et ante diem
quartum Kalendas Januarias sequentes usurpatum isset.
Non enim posse impleri trinoctium, quod abesse a viro
usurpandi causa ex XII tabulis deberet: quoniam ter-
tiae noctis posteriores sex horae alterius anni essent,
qui inciperet ex Kalendis.

Nach den Zwölf Tafeln sollte durch jede gewöhnliche
Ehe, wenn sie Ein Jahr lang ununterbrochen fortdauerte,
die Frau in die manus des Mannes kommen, und dieses
wird ausdrücklich auf den Grundsatz der einjährigen Usu-
capion beweglicher Sachen zurück geführt. Eine Unter-
brechung dieser Usucapion sollte nur dann angenommen
werden, wenn die Frau wenigstens drey vollständige Nächte
jedes Jahres außer dem Hause des Mannes zubrächte (b).
Scävola nun beurtheilt einen Rechtsfall, der durch fol-
gende Tafel anschaulich werden wird:


28. Dec.29. Dec.30. Dec.31. Dec.1. Jan.
V. Kal.
Jan.
IV. Kal.
Jan.
III. Kal.
Jan.
pridie Kal.
Jan.
Kal. Jan.

Die Frau war an einem 1 Januar in die Ehe getreten
und am 29 December (c) desselben Jahres aus dem Hause

fluß haben. Das Material findet
sich theils in den Noten zu Gel-
lius, theils bey Erb S. 213 fg.
(b) Gajus I. § 111, wo es ins-
besondere heißt: "velut annua
possessione usucapiebatur."
(c) Allerdings hatte Scävola
das ältere Jahr von 355 Tagen,
und einen December von 29 Ta-
gen (Macrob. Sat. I. 13. 14.)
§. 183. Zeit. 3. Civile Zeitrechnung. (Fortſetzung.)

Q. quoque Mucium Ic. dicere solitum legi, Lege non
isse usurpatum mulierem, quae Kalendis Januariis apud
virum causa matrimonii esse coepisset, et ante diem
quartum Kalendas Januarias sequentes usurpatum isset.
Non enim posse impleri trinoctium, quod abesse a viro
usurpandi causa ex XII tabulis deberet: quoniam ter-
tiae noctis posteriores sex horae alterius anni essent,
qui inciperet ex Kalendis.

Nach den Zwölf Tafeln ſollte durch jede gewöhnliche
Ehe, wenn ſie Ein Jahr lang ununterbrochen fortdauerte,
die Frau in die manus des Mannes kommen, und dieſes
wird ausdrücklich auf den Grundſatz der einjährigen Uſu-
capion beweglicher Sachen zurück geführt. Eine Unter-
brechung dieſer Uſucapion ſollte nur dann angenommen
werden, wenn die Frau wenigſtens drey vollſtändige Nächte
jedes Jahres außer dem Hauſe des Mannes zubrächte (b).
Scävola nun beurtheilt einen Rechtsfall, der durch fol-
gende Tafel anſchaulich werden wird:


28. Dec.29. Dec.30. Dec.31. Dec.1. Jan.
V. Kal.
Jan.
IV. Kal.
Jan.
III. Kal.
Jan.
pridie Kal.
Jan.
Kal. Jan.

Die Frau war an einem 1 Januar in die Ehe getreten
und am 29 December (c) deſſelben Jahres aus dem Hauſe

fluß haben. Das Material findet
ſich theils in den Noten zu Gel-
lius, theils bey Erb S. 213 fg.
(b) Gajus I. § 111, wo es ins-
beſondere heißt: „velut annua
possessione usucapiebatur.
(c) Allerdings hatte Scävola
das ältere Jahr von 355 Tagen,
und einen December von 29 Ta-
gen (Macrob. Sat. I. 13. 14.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0379" n="365"/>
              <fw place="top" type="header">§. 183. Zeit. 3. Civile Zeitrechnung. (Fort&#x017F;etzung.)</fw><lb/>
              <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">Q. quoque Mucium Ic. dicere solitum legi, Lege non<lb/>
isse usurpatum mulierem, quae Kalendis Januariis apud<lb/>
virum causa matrimonii esse coepisset, et ante diem<lb/>
quartum Kalendas Januarias sequentes usurpatum isset.<lb/>
Non enim posse impleri trinoctium, quod abesse a viro<lb/>
usurpandi causa ex XII tabulis deberet: quoniam ter-<lb/>
tiae noctis posteriores sex horae alterius anni essent,<lb/>
qui inciperet ex Kalendis.</hi> </hi> </p><lb/>
              <p>Nach den Zwölf Tafeln &#x017F;ollte durch jede gewöhnliche<lb/>
Ehe, wenn &#x017F;ie Ein Jahr lang ununterbrochen fortdauerte,<lb/>
die Frau in die <hi rendition="#aq">manus</hi> des Mannes kommen, und die&#x017F;es<lb/>
wird ausdrücklich auf den Grund&#x017F;atz der einjährigen U&#x017F;u-<lb/>
capion beweglicher Sachen zurück geführt. Eine Unter-<lb/>
brechung die&#x017F;er U&#x017F;ucapion &#x017F;ollte nur dann angenommen<lb/>
werden, wenn die Frau wenig&#x017F;tens drey voll&#x017F;tändige Nächte<lb/>
jedes Jahres außer dem Hau&#x017F;e des Mannes zubrächte <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Gajus</hi> I.</hi> § 111, wo es ins-<lb/>
be&#x017F;ondere heißt: <hi rendition="#aq">&#x201E;velut annua<lb/>
possessione <hi rendition="#i">usucapiebatur.</hi>&#x201D;</hi></note>.<lb/>
Scävola nun beurtheilt einen Rechtsfall, der durch fol-<lb/>
gende Tafel an&#x017F;chaulich werden wird:</p><lb/>
              <table>
                <row>
                  <cell>28. Dec.</cell>
                  <cell>29. Dec.</cell>
                  <cell>30. Dec.</cell>
                  <cell>31. Dec.</cell>
                  <cell>1. Jan.</cell>
                </row><lb/>
                <row>
                  <cell> <hi rendition="#aq">V. Kal.<lb/>
Jan.</hi> </cell>
                  <cell> <hi rendition="#aq">IV. Kal.<lb/>
Jan.</hi> </cell>
                  <cell> <hi rendition="#aq">III. Kal.<lb/>
Jan.</hi> </cell>
                  <cell> <hi rendition="#aq">pridie Kal.<lb/>
Jan.</hi> </cell>
                  <cell> <hi rendition="#aq">Kal. Jan.</hi> </cell>
                </row><lb/>
              </table>
              <p>Die Frau war an einem 1 Januar in die Ehe getreten<lb/>
und am 29 December <note xml:id="seg2pn_70_1" next="#seg2pn_70_2" place="foot" n="(c)">Allerdings hatte Scävola<lb/>
das ältere Jahr von 355 Tagen,<lb/>
und einen December von 29 Ta-<lb/>
gen (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Macrob.</hi> Sat. I.</hi> 13. 14.)</note> de&#x017F;&#x017F;elben Jahres aus dem Hau&#x017F;e<lb/><note xml:id="seg2pn_69_2" prev="#seg2pn_69_1" place="foot" n="(a)">fluß haben. Das Material findet<lb/>
&#x017F;ich theils in den Noten zu Gel-<lb/>
lius, theils bey <hi rendition="#g">Erb</hi> S. 213 fg.</note><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[365/0379] §. 183. Zeit. 3. Civile Zeitrechnung. (Fortſetzung.) Q. quoque Mucium Ic. dicere solitum legi, Lege non isse usurpatum mulierem, quae Kalendis Januariis apud virum causa matrimonii esse coepisset, et ante diem quartum Kalendas Januarias sequentes usurpatum isset. Non enim posse impleri trinoctium, quod abesse a viro usurpandi causa ex XII tabulis deberet: quoniam ter- tiae noctis posteriores sex horae alterius anni essent, qui inciperet ex Kalendis. Nach den Zwölf Tafeln ſollte durch jede gewöhnliche Ehe, wenn ſie Ein Jahr lang ununterbrochen fortdauerte, die Frau in die manus des Mannes kommen, und dieſes wird ausdrücklich auf den Grundſatz der einjährigen Uſu- capion beweglicher Sachen zurück geführt. Eine Unter- brechung dieſer Uſucapion ſollte nur dann angenommen werden, wenn die Frau wenigſtens drey vollſtändige Nächte jedes Jahres außer dem Hauſe des Mannes zubrächte (b). Scävola nun beurtheilt einen Rechtsfall, der durch fol- gende Tafel anſchaulich werden wird: 28. Dec. 29. Dec. 30. Dec. 31. Dec. 1. Jan. V. Kal. Jan. IV. Kal. Jan. III. Kal. Jan. pridie Kal. Jan. Kal. Jan. Die Frau war an einem 1 Januar in die Ehe getreten und am 29 December (c) deſſelben Jahres aus dem Hauſe (a) (b) Gajus I. § 111, wo es ins- beſondere heißt: „velut annua possessione usucapiebatur.” (c) Allerdings hatte Scävola das ältere Jahr von 355 Tagen, und einen December von 29 Ta- gen (Macrob. Sat. I. 13. 14.) (a) fluß haben. Das Material findet ſich theils in den Noten zu Gel- lius, theils bey Erb S. 213 fg.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/379
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/379>, abgerufen am 23.11.2024.