Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.

Bild:
<< vorherige Seite

Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang.
überhaupt erwähnt worden, besonders aber von derjenigen
einzelnen Art der Bedingung, wodurch eine Schenkung
auf den Todesfall
, oder Mortis causa donatio, ent-
steht. Deren Natur soll hier nach allen Seiten dargestellt
werden (a).

Das Eigenthümliche dieser Art bedingter Schenkung be-
steht darin, daß sie durch ihren Zweck und Erfolg den
Legaten verwandt ist. Deshalb ist sie allmälig auch vie-
len, für die Legate geltenden, Rechtsregeln unterworfen
worden, ohne darum die vorherrschende Natur einer Schen-
kung abzulegen, unter deren Gattungsbegriff sie, als ein-
zelne Art, fortwährend steht (b).

Die häufigste Form dieser Schenkung ist die, welche
durch eine bestimmte, gegenwärtige Lebensgefahr (wie
Krankheit, Feldzug, Seereise) dergestalt veranlaßt wird,

(a) Besondere Quellen: § 1 J.
de don.
(2. 7.), Dig. XXXIX. 6,
Cod. VIII. 57, Paulus III.
7. --
Schriftsteller: Haubold opusc. I.
489 (und Wenck praef. p. XXXVI
sq.
). -- Müller Natur der
Schenkung auf den Todesfall Gie-
ßen 1827. -- Schröter in Lin-
de's Zeitschrift für Civilrecht und
Prozeß II. S. 97 fg. -- Hasse
Rhein. Museum II. 300 fg. III.
1 fg. und 371 fg. -- Wieder-
hold
in Linde's Zeitschrift XV.
Num. IV. S. 96 fg.
(b) pr. J. de don. (2. 7.). "Do-
nationum autem duo genera
sunt, mortis causa et non mor-
tis causa." L. 67 § 1 de V. S.
(50. 16.). "Donationis verbum,
simpliciter loquendo, omnem
donationem comprehendisse vi-
detur, sive mortis causa, sive
non mortis causa."
Hieraus
folgt der wichtige Satz, daß jede
Vorschrift, die unbestimmt für die
donatio überhaupt gegeben ist,
auch auf die mortis causa do-
natio
zu beziehen ist, so lange
nicht aus ihrem Inhalt eine en-
gere Begränzung hervorgeht. --
Die non mortis causa donatio
heißt bey den Römern vera et
absoluta. L. 35 § 2 L. 42 § 1
de m. c. don.
(39. 6.), auch inter
vivos. L. 25 pr. de inoff. test.

(5. 2.).

Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
überhaupt erwähnt worden, beſonders aber von derjenigen
einzelnen Art der Bedingung, wodurch eine Schenkung
auf den Todesfall
, oder Mortis causa donatio, ent-
ſteht. Deren Natur ſoll hier nach allen Seiten dargeſtellt
werden (a).

Das Eigenthümliche dieſer Art bedingter Schenkung be-
ſteht darin, daß ſie durch ihren Zweck und Erfolg den
Legaten verwandt iſt. Deshalb iſt ſie allmälig auch vie-
len, für die Legate geltenden, Rechtsregeln unterworfen
worden, ohne darum die vorherrſchende Natur einer Schen-
kung abzulegen, unter deren Gattungsbegriff ſie, als ein-
zelne Art, fortwährend ſteht (b).

Die häufigſte Form dieſer Schenkung iſt die, welche
durch eine beſtimmte, gegenwärtige Lebensgefahr (wie
Krankheit, Feldzug, Seereiſe) dergeſtalt veranlaßt wird,

(a) Beſondere Quellen: § 1 J.
de don.
(2. 7.), Dig. XXXIX. 6,
Cod. VIII. 57, Paulus III.
7. —
Schriftſteller: Haubold opusc. I.
489 (und Wenck praef. p. XXXVI
sq.
). — Müller Natur der
Schenkung auf den Todesfall Gie-
ßen 1827. — Schröter in Lin-
de’s Zeitſchrift für Civilrecht und
Prozeß II. S. 97 fg. — Haſſe
Rhein. Muſeum II. 300 fg. III.
1 fg. und 371 fg. — Wieder-
hold
in Linde’s Zeitſchrift XV.
Num. IV. S. 96 fg.
(b) pr. J. de don. (2. 7.). „Do-
nationum autem duo genera
sunt, mortis causa et non mor-
tis causa.” L. 67 § 1 de V. S.
(50. 16.). „Donationis verbum,
simpliciter loquendo, omnem
donationem comprehendisse vi-
detur, sive mortis causa, sive
non mortis causa.”
Hieraus
folgt der wichtige Satz, daß jede
Vorſchrift, die unbeſtimmt für die
donatio überhaupt gegeben iſt,
auch auf die mortis causa do-
natio
zu beziehen iſt, ſo lange
nicht aus ihrem Inhalt eine en-
gere Begränzung hervorgeht. —
Die non mortis causa donatio
heißt bey den Römern vera et
absoluta. L. 35 § 2 L. 42 § 1
de m. c. don.
(39. 6.), auch inter
vivos. L. 25 pr. de inoff. test.

(5. 2.).
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0254" n="240"/><fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältni&#x017F;&#x017F;e. Kap. <hi rendition="#aq">III.</hi> Ent&#x017F;tehung und Untergang.</fw><lb/>
überhaupt erwähnt worden, be&#x017F;onders aber von derjenigen<lb/>
einzelnen Art der Bedingung, wodurch eine <hi rendition="#g">Schenkung<lb/>
auf den Todesfall</hi>, oder <hi rendition="#aq">Mortis causa donatio,</hi> ent-<lb/>
&#x017F;teht. Deren Natur &#x017F;oll hier nach allen Seiten darge&#x017F;tellt<lb/>
werden <note place="foot" n="(a)">Be&#x017F;ondere Quellen: § 1 <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">J.<lb/>
de don.</hi> (2. 7.), <hi rendition="#i">Dig.</hi> XXXIX. 6,<lb/><hi rendition="#i">Cod.</hi> VIII. 57, <hi rendition="#k">Paulus</hi> III.</hi> 7. &#x2014;<lb/>
Schrift&#x017F;teller: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Haubold</hi> opusc. I.</hi><lb/>
489 (und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Wenck</hi> praef. p. XXXVI<lb/>
sq.</hi>). &#x2014; <hi rendition="#g">Müller</hi> Natur der<lb/>
Schenkung auf den Todesfall Gie-<lb/>
ßen 1827. &#x2014; <hi rendition="#g">Schröter</hi> in Lin-<lb/>
de&#x2019;s Zeit&#x017F;chrift für Civilrecht und<lb/>
Prozeß <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 97 fg. &#x2014; <hi rendition="#g">Ha&#x017F;&#x017F;e</hi><lb/>
Rhein. Mu&#x017F;eum <hi rendition="#aq">II.</hi> 300 fg. <hi rendition="#aq">III.</hi><lb/>
1 fg. und 371 fg. &#x2014; <hi rendition="#g">Wieder-<lb/>
hold</hi> in Linde&#x2019;s Zeit&#x017F;chrift <hi rendition="#aq">XV.</hi><lb/>
Num. <hi rendition="#aq">IV.</hi> S. 96 fg.</note>.</p><lb/>
            <p>Das Eigenthümliche die&#x017F;er Art bedingter Schenkung be-<lb/>
&#x017F;teht darin, daß &#x017F;ie durch ihren Zweck und Erfolg den<lb/>
Legaten verwandt i&#x017F;t. Deshalb i&#x017F;t &#x017F;ie allmälig auch vie-<lb/>
len, für die Legate geltenden, Rechtsregeln unterworfen<lb/>
worden, ohne darum die vorherr&#x017F;chende Natur einer Schen-<lb/>
kung abzulegen, unter deren Gattungsbegriff &#x017F;ie, als ein-<lb/>
zelne Art, fortwährend &#x017F;teht <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">pr. J. de don.</hi> (2. 7.). &#x201E;Do-<lb/>
nationum autem duo genera<lb/>
sunt, mortis causa et non mor-<lb/>
tis causa.&#x201D; <hi rendition="#i">L.</hi> 67 § 1 <hi rendition="#i">de V. S.</hi><lb/>
(50. 16.). &#x201E;Donationis verbum,<lb/>
simpliciter loquendo, omnem<lb/>
donationem comprehendisse vi-<lb/>
detur, sive mortis causa, sive<lb/>
non mortis causa.&#x201D;</hi> Hieraus<lb/>
folgt der wichtige Satz, daß jede<lb/>
Vor&#x017F;chrift, die unbe&#x017F;timmt für die<lb/><hi rendition="#aq">donatio</hi> überhaupt gegeben i&#x017F;t,<lb/>
auch auf die <hi rendition="#aq">mortis causa do-<lb/>
natio</hi> zu beziehen i&#x017F;t, &#x017F;o lange<lb/>
nicht aus ihrem Inhalt eine en-<lb/>
gere Begränzung hervorgeht. &#x2014;<lb/>
Die <hi rendition="#aq">non mortis causa donatio</hi><lb/>
heißt bey den Römern <hi rendition="#aq">vera et<lb/>
absoluta. <hi rendition="#i">L.</hi> 35 § 2 <hi rendition="#i">L.</hi> 42 § 1<lb/><hi rendition="#i">de m. c. don.</hi></hi> (39. 6.), auch <hi rendition="#aq">inter<lb/>
vivos. <hi rendition="#i">L.</hi> 25 <hi rendition="#i">pr. de inoff. test.</hi></hi><lb/>
(5. 2.).</note>.</p><lb/>
            <p>Die häufig&#x017F;te Form die&#x017F;er Schenkung i&#x017F;t die, welche<lb/>
durch eine be&#x017F;timmte, gegenwärtige Lebensgefahr (wie<lb/>
Krankheit, Feldzug, Seerei&#x017F;e) derge&#x017F;talt veranlaßt wird,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0254] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang. überhaupt erwähnt worden, beſonders aber von derjenigen einzelnen Art der Bedingung, wodurch eine Schenkung auf den Todesfall, oder Mortis causa donatio, ent- ſteht. Deren Natur ſoll hier nach allen Seiten dargeſtellt werden (a). Das Eigenthümliche dieſer Art bedingter Schenkung be- ſteht darin, daß ſie durch ihren Zweck und Erfolg den Legaten verwandt iſt. Deshalb iſt ſie allmälig auch vie- len, für die Legate geltenden, Rechtsregeln unterworfen worden, ohne darum die vorherrſchende Natur einer Schen- kung abzulegen, unter deren Gattungsbegriff ſie, als ein- zelne Art, fortwährend ſteht (b). Die häufigſte Form dieſer Schenkung iſt die, welche durch eine beſtimmte, gegenwärtige Lebensgefahr (wie Krankheit, Feldzug, Seereiſe) dergeſtalt veranlaßt wird, (a) Beſondere Quellen: § 1 J. de don. (2. 7.), Dig. XXXIX. 6, Cod. VIII. 57, Paulus III. 7. — Schriftſteller: Haubold opusc. I. 489 (und Wenck praef. p. XXXVI sq.). — Müller Natur der Schenkung auf den Todesfall Gie- ßen 1827. — Schröter in Lin- de’s Zeitſchrift für Civilrecht und Prozeß II. S. 97 fg. — Haſſe Rhein. Muſeum II. 300 fg. III. 1 fg. und 371 fg. — Wieder- hold in Linde’s Zeitſchrift XV. Num. IV. S. 96 fg. (b) pr. J. de don. (2. 7.). „Do- nationum autem duo genera sunt, mortis causa et non mor- tis causa.” L. 67 § 1 de V. S. (50. 16.). „Donationis verbum, simpliciter loquendo, omnem donationem comprehendisse vi- detur, sive mortis causa, sive non mortis causa.” Hieraus folgt der wichtige Satz, daß jede Vorſchrift, die unbeſtimmt für die donatio überhaupt gegeben iſt, auch auf die mortis causa do- natio zu beziehen iſt, ſo lange nicht aus ihrem Inhalt eine en- gere Begränzung hervorgeht. — Die non mortis causa donatio heißt bey den Römern vera et absoluta. L. 35 § 2 L. 42 § 1 de m. c. don. (39. 6.), auch inter vivos. L. 25 pr. de inoff. test. (5. 2.).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/254
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/254>, abgerufen am 14.08.2024.