Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.

Bild:
<< vorherige Seite

Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang.
sollte frey davon seyn, wenn sie weniger als 200 Solidi
betrüge (d).

Justinian befreyte davon im J. 529 alle Schenkungen
bis zur Summe von 300 Solidi (e); dann, im J. 531,
alle bis zur Summe von 500 (f). Diese Bestimmung ist
die Grundlage des geltenden Rechts geblieben.

Der Inhalt der gesetzlichen Vorschrift besteht darin,
daß die gerichtliche Insinuation angewendet werden soll
bey jeder Schenkung, deren Geldwerth mehr als 500 So-
lidi
beträgt. -- Es kommt dabey zunächst auf den Werth
des Solidus, dann auf den Werth der Schenkung an, um
beide Größen mit einander vergleichen zu können.

Die neuere Praxis hat den heutigen Dukaten als Rö-
mischen Solidus angenommen. Auch damit wäre noch
keine feste Größe gewonnen, theils weil es verschiedene
Sorten von Dukaten giebt, theils weil der Curs einer je-
den dieser Sorten den Schwankungen unterworfen ist, die
in dem Verhältniß des Silbers zum Golde einzutreten
pflegen. Allein glücklicherweise ist die Praxis noch einen
Schritt weiter gegangen, und hat den Werth angenom-
men, in welchem der Ungrische Dukat ursprünglich aus-
geprägt wurde, nämlich 2 2/3 Thaler oder 4 Gulden im
Zwanzigguldenfuß (g). Hiernach betragen 500 Solidi so
viel als 2000 schwere Gulden, oder Hundert Mark fein

(d) L. 8 C Th. de spons. (3.
5.). L. Rom. Burgund. Tit.
22.
(e) L. 34 pr. C. de don. (8. 54.).
(f) L. 36 § 3 C. de don. (8.
54.), § 2 J. de don.
(2. 7.).
(g) Carpzov II. 12 def. 12.
Voet ad Pand. XXXIX. 5 num.
18. Pufendorf Obss. I.
17.

Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
ſollte frey davon ſeyn, wenn ſie weniger als 200 Solidi
betrüge (d).

Juſtinian befreyte davon im J. 529 alle Schenkungen
bis zur Summe von 300 Solidi (e); dann, im J. 531,
alle bis zur Summe von 500 (f). Dieſe Beſtimmung iſt
die Grundlage des geltenden Rechts geblieben.

Der Inhalt der geſetzlichen Vorſchrift beſteht darin,
daß die gerichtliche Inſinuation angewendet werden ſoll
bey jeder Schenkung, deren Geldwerth mehr als 500 So-
lidi
beträgt. — Es kommt dabey zunächſt auf den Werth
des Solidus, dann auf den Werth der Schenkung an, um
beide Größen mit einander vergleichen zu können.

Die neuere Praxis hat den heutigen Dukaten als Rö-
miſchen Solidus angenommen. Auch damit wäre noch
keine feſte Größe gewonnen, theils weil es verſchiedene
Sorten von Dukaten giebt, theils weil der Curs einer je-
den dieſer Sorten den Schwankungen unterworfen iſt, die
in dem Verhältniß des Silbers zum Golde einzutreten
pflegen. Allein glücklicherweiſe iſt die Praxis noch einen
Schritt weiter gegangen, und hat den Werth angenom-
men, in welchem der Ungriſche Dukat urſprünglich aus-
geprägt wurde, nämlich 2⅔ Thaler oder 4 Gulden im
Zwanzigguldenfuß (g). Hiernach betragen 500 Solidi ſo
viel als 2000 ſchwere Gulden, oder Hundert Mark fein

(d) L. 8 C Th. de spons. (3.
5.). L. Rom. Burgund. Tit.
22.
(e) L. 34 pr. C. de don. (8. 54.).
(f) L. 36 § 3 C. de don. (8.
54.), § 2 J. de don.
(2. 7.).
(g) Carpzov II. 12 def. 12.
Voet ad Pand. XXXIX. 5 num.
18. Pufendorf Obss. I.
17.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0224" n="210"/><fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältni&#x017F;&#x017F;e. Kap. <hi rendition="#aq">III.</hi> Ent&#x017F;tehung und Untergang.</fw><lb/>
&#x017F;ollte frey davon &#x017F;eyn, wenn &#x017F;ie weniger als 200 <hi rendition="#aq">Solidi</hi><lb/>
betrüge <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 8 <hi rendition="#i">C Th. de spons.</hi> (3.<lb/>
5.). L. <hi rendition="#k">Rom. Burgund.</hi> Tit.</hi> 22.</note>.</p><lb/>
            <p>Ju&#x017F;tinian befreyte davon im J. 529 alle Schenkungen<lb/>
bis zur Summe von 300 <hi rendition="#aq">Solidi</hi> <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 34 <hi rendition="#i">pr. C. de don.</hi></hi> (8. 54.).</note>; dann, im J. 531,<lb/>
alle bis zur Summe von 500 <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 36 § 3 <hi rendition="#i">C. de don.</hi> (8.<lb/>
54.), § 2 <hi rendition="#i">J. de don.</hi></hi> (2. 7.).</note>. Die&#x017F;e Be&#x017F;timmung i&#x017F;t<lb/>
die Grundlage des geltenden Rechts geblieben.</p><lb/>
            <p>Der Inhalt der ge&#x017F;etzlichen Vor&#x017F;chrift be&#x017F;teht darin,<lb/>
daß die gerichtliche In&#x017F;inuation angewendet werden &#x017F;oll<lb/>
bey jeder Schenkung, deren Geldwerth mehr als 500 <hi rendition="#aq">So-<lb/>
lidi</hi> beträgt. &#x2014; Es kommt dabey zunäch&#x017F;t auf den Werth<lb/>
des <hi rendition="#aq">Solidus,</hi> dann auf den Werth der Schenkung an, um<lb/>
beide Größen mit einander vergleichen zu können.</p><lb/>
            <p>Die neuere Praxis hat den heutigen Dukaten als Rö-<lb/>
mi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Solidus</hi> angenommen. Auch damit wäre noch<lb/>
keine fe&#x017F;te Größe gewonnen, theils weil es ver&#x017F;chiedene<lb/>
Sorten von Dukaten giebt, theils weil der Curs einer je-<lb/>
den die&#x017F;er Sorten den Schwankungen unterworfen i&#x017F;t, die<lb/>
in dem Verhältniß des Silbers zum Golde einzutreten<lb/>
pflegen. Allein glücklicherwei&#x017F;e i&#x017F;t die Praxis noch einen<lb/>
Schritt weiter gegangen, und hat den Werth angenom-<lb/>
men, in welchem der Ungri&#x017F;che Dukat ur&#x017F;prünglich aus-<lb/>
geprägt wurde, nämlich 2&#x2154; Thaler oder 4 Gulden im<lb/>
Zwanzigguldenfuß <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Carpzov</hi> II. 12 def. 12.<lb/><hi rendition="#k">Voet</hi> ad Pand. XXXIX. 5 num.<lb/>
18. <hi rendition="#k">Pufendorf</hi> Obss. I.</hi> 17.</note>. Hiernach betragen 500 <hi rendition="#aq">Solidi</hi> &#x017F;o<lb/>
viel als 2000 &#x017F;chwere Gulden, oder Hundert Mark fein<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0224] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang. ſollte frey davon ſeyn, wenn ſie weniger als 200 Solidi betrüge (d). Juſtinian befreyte davon im J. 529 alle Schenkungen bis zur Summe von 300 Solidi (e); dann, im J. 531, alle bis zur Summe von 500 (f). Dieſe Beſtimmung iſt die Grundlage des geltenden Rechts geblieben. Der Inhalt der geſetzlichen Vorſchrift beſteht darin, daß die gerichtliche Inſinuation angewendet werden ſoll bey jeder Schenkung, deren Geldwerth mehr als 500 So- lidi beträgt. — Es kommt dabey zunächſt auf den Werth des Solidus, dann auf den Werth der Schenkung an, um beide Größen mit einander vergleichen zu können. Die neuere Praxis hat den heutigen Dukaten als Rö- miſchen Solidus angenommen. Auch damit wäre noch keine feſte Größe gewonnen, theils weil es verſchiedene Sorten von Dukaten giebt, theils weil der Curs einer je- den dieſer Sorten den Schwankungen unterworfen iſt, die in dem Verhältniß des Silbers zum Golde einzutreten pflegen. Allein glücklicherweiſe iſt die Praxis noch einen Schritt weiter gegangen, und hat den Werth angenom- men, in welchem der Ungriſche Dukat urſprünglich aus- geprägt wurde, nämlich 2⅔ Thaler oder 4 Gulden im Zwanzigguldenfuß (g). Hiernach betragen 500 Solidi ſo viel als 2000 ſchwere Gulden, oder Hundert Mark fein (d) L. 8 C Th. de spons. (3. 5.). L. Rom. Burgund. Tit. 22. (e) L. 34 pr. C. de don. (8. 54.). (f) L. 36 § 3 C. de don. (8. 54.), § 2 J. de don. (2. 7.). (g) Carpzov II. 12 def. 12. Voet ad Pand. XXXIX. 5 num. 18. Pufendorf Obss. I. 17.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/224
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/224>, abgerufen am 25.11.2024.