Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.§. 157. Schenkung. Einzelne Rechtsgeschäfte. 2. Obligare. ein Depositum, welches nicht dem Überbringer, sonderneinem Andern (dem Beschenkten), zurück gegeben werden soll, gleichfalls unter der Voraussetzung, daß dieser selbst an dem Vertrag Theil nehme (r). Ganz besonders auch "Si pater emancipati filii no- mine donationis animo pecu- niam foeneravit, eamque filius stipulatus (est) ipso jure per- fectam donationem, ambigi non potest." Diese Stelle redet von einem Vertrag des Beschenkten mit dem Schuldner. Für die Über- einkunft zwischen dem Geber und dem Beschenkten (mit constitu- tum possessorium) wird dasselbe anerkannt in L. 2 § 4 L. 9 § 8 de reb. cred. (12. 1.). (In der letzten Stelle geht das absente te et ignorante auf den Augen- blick der Vollziehung, die vorher- gehende voluntas wird voraus- gesetzt, wie die nachfolgenden Worte des bestätigenden Julian zeigen). -- Fehlt nun aber bei- derley Theilnahme des Schuld- ners, so ist noch nicht perfecta donatio, und es gilt nur als ein Auftrag an den Schuldner, künf- tig dem Empfänger zu tradiren, durch welche Tradition die Schen- kung dann erst perfect wird. L. 19 § 3 de don. (39. 5.) (vgl. § 160. o). -- Einen Widerspruch gegen diese Behauptungen könnte man finden wollen in L. 35 § 2 de don. (39. 5.). Hier heißt es, eine Großmutter habe für ihren En- kel Labeo ihr Geld als Darlehen gegeben. "Respondit, cum de- bitor Labeoni obligatus est (oder esset), perfectam dona- tionem esse." Das will sagen: die Schenkung ist nur dann per- fect, wenn Labeo eine Forde- rung gegen den Schuldner (auf einem der oben angegebenen We- ge) erworben hat. Die Worte: cum debitor etc. haben also eine einschränkende Bedeutung, und gereichen so zur Bestätigung der aufgestellten Sätze. (r) In L. 31 § 3 de don. (39.
5.) heißt es von dem bloßen, auf den Namen eines Andern gege- benen, Depositum: "non videri celebratam donationem respon- di." Anders ist es, wenn das, mit übertragenem Eigenthum ver- bundene, Depositum in Gegen- wart des Beschenkten geschlossen wird; denn nun ist der Fall ganz ähnlich dem des Darlehens mit constitutum possessorium (No- te q). L. 31 § 1 eod. -- Kein Widerspruch liegt in L. 6 C. de don. int. vir. (5. 16.) "etsi do- nasse te uxori res tuas ex hoc quis intelligat;" denn hier wird das Daseyn wahrer Schenkung dahin gestellt, und nur wegen des durchgreifenden Verbots der Schenkung in der Ehe für gleich- gültig erklärt. §. 157. Schenkung. Einzelne Rechtsgeſchäfte. 2. Obligare. ein Depoſitum, welches nicht dem Überbringer, ſonderneinem Andern (dem Beſchenkten), zurück gegeben werden ſoll, gleichfalls unter der Vorausſetzung, daß dieſer ſelbſt an dem Vertrag Theil nehme (r). Ganz beſonders auch „Si pater emancipati filii no- mine donationis animo pecu- niam foeneravit, eamque filius stipulatus (est) ipso jure per- fectam donationem, ambigi non potest.” Dieſe Stelle redet von einem Vertrag des Beſchenkten mit dem Schuldner. Für die Über- einkunft zwiſchen dem Geber und dem Beſchenkten (mit constitu- tum possessorium) wird daſſelbe anerkannt in L. 2 § 4 L. 9 § 8 de reb. cred. (12. 1.). (In der letzten Stelle geht das absente te et ignorante auf den Augen- blick der Vollziehung, die vorher- gehende voluntas wird voraus- geſetzt, wie die nachfolgenden Worte des beſtätigenden Julian zeigen). — Fehlt nun aber bei- derley Theilnahme des Schuld- ners, ſo iſt noch nicht perfecta donatio, und es gilt nur als ein Auftrag an den Schuldner, künf- tig dem Empfänger zu tradiren, durch welche Tradition die Schen- kung dann erſt perfect wird. L. 19 § 3 de don. (39. 5.) (vgl. § 160. o). — Einen Widerſpruch gegen dieſe Behauptungen könnte man finden wollen in L. 35 § 2 de don. (39. 5.). Hier heißt es, eine Großmutter habe für ihren En- kel Labeo ihr Geld als Darlehen gegeben. „Respondit, cum de- bitor Labeoni obligatus est (oder esset), perfectam dona- tionem esse.” Das will ſagen: die Schenkung iſt nur dann per- fect, wenn Labeo eine Forde- rung gegen den Schuldner (auf einem der oben angegebenen We- ge) erworben hat. Die Worte: cum debitor etc. haben alſo eine einſchränkende Bedeutung, und gereichen ſo zur Beſtätigung der aufgeſtellten Sätze. (r) In L. 31 § 3 de don. (39.
5.) heißt es von dem bloßen, auf den Namen eines Andern gege- benen, Depoſitum: „non videri celebratam donationem respon- di.” Anders iſt es, wenn das, mit übertragenem Eigenthum ver- bundene, Depoſitum in Gegen- wart des Beſchenkten geſchloſſen wird; denn nun iſt der Fall ganz ähnlich dem des Darlehens mit constitutum possessorium (No- te q). L. 31 § 1 eod. — Kein Widerſpruch liegt in L. 6 C. de don. int. vir. (5. 16.) „etsi do- nasse te uxori res tuas ex hoc quis intelligat;” denn hier wird das Daſeyn wahrer Schenkung dahin geſtellt, und nur wegen des durchgreifenden Verbots der Schenkung in der Ehe für gleich- gültig erklärt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0137" n="123"/><fw place="top" type="header">§. 157. Schenkung. Einzelne Rechtsgeſchäfte. 2. <hi rendition="#aq">Obligare.</hi></fw><lb/> ein Depoſitum, welches nicht dem Überbringer, ſondern<lb/> einem Andern (dem Beſchenkten), zurück gegeben werden<lb/> ſoll, gleichfalls unter der Vorausſetzung, daß dieſer ſelbſt<lb/> an dem Vertrag Theil nehme <note place="foot" n="(r)">In <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 31 § 3 <hi rendition="#i">de don</hi>.</hi> (39.<lb/> 5.) heißt es von dem bloßen, auf<lb/> den Namen eines Andern gege-<lb/> benen, Depoſitum: <hi rendition="#aq">„non videri<lb/> celebratam donationem respon-<lb/> di.”</hi> Anders iſt es, wenn das,<lb/> mit übertragenem Eigenthum ver-<lb/> bundene, Depoſitum in Gegen-<lb/> wart des Beſchenkten geſchloſſen<lb/> wird; denn nun iſt der Fall ganz<lb/> ähnlich dem des Darlehens mit<lb/><hi rendition="#aq">constitutum possessorium</hi> (No-<lb/> te <hi rendition="#aq">q). <hi rendition="#i">L</hi>. 31 § 1 <hi rendition="#i">eod</hi>.</hi> — Kein<lb/> Widerſpruch liegt in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 6 <hi rendition="#i">C. de<lb/> don. int. vir</hi>. (5. 16.) „etsi do-<lb/> nasse te uxori res tuas <hi rendition="#i">ex hoc<lb/> quis intelligat</hi>;”</hi> denn hier wird<lb/> das Daſeyn wahrer Schenkung<lb/> dahin geſtellt, und nur wegen<lb/> des durchgreifenden Verbots der<lb/> Schenkung in der Ehe für gleich-<lb/> gültig erklärt.</note>. Ganz beſonders auch<lb/><note xml:id="seg2pn_29_2" prev="#seg2pn_29_1" place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">„Si pater emancipati filii no-<lb/> mine donationis animo pecu-<lb/> niam foeneravit, <hi rendition="#i">eamque filius<lb/> stipulatus</hi> (<hi rendition="#i">est</hi>) ipso jure per-<lb/> fectam donationem, ambigi non<lb/> potest.”</hi> Dieſe Stelle redet von<lb/> einem Vertrag des Beſchenkten<lb/> mit dem Schuldner. Für die Über-<lb/> einkunft zwiſchen dem Geber und<lb/> dem Beſchenkten (mit <hi rendition="#aq">constitu-<lb/> tum possessorium</hi>) wird daſſelbe<lb/> anerkannt in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 2 § 4 <hi rendition="#i">L</hi>. 9 § 8<lb/><hi rendition="#i">de reb. cred</hi>.</hi> (12. 1.). (In der<lb/> letzten Stelle geht das <hi rendition="#aq">absente<lb/> te et ignorante</hi> auf den Augen-<lb/> blick der Vollziehung, die vorher-<lb/> gehende <hi rendition="#aq">voluntas</hi> wird voraus-<lb/> geſetzt, wie die nachfolgenden<lb/> Worte des beſtätigenden Julian<lb/> zeigen). — Fehlt nun aber bei-<lb/> derley Theilnahme des Schuld-<lb/> ners, ſo iſt noch nicht <hi rendition="#aq">perfecta<lb/> donatio,</hi> und es gilt nur als ein<lb/> Auftrag an den Schuldner, künf-<lb/> tig dem Empfänger zu tradiren,<lb/> durch welche Tradition die Schen-<lb/> kung dann erſt perfect wird. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 19<lb/> § 3 <hi rendition="#i">de don</hi>.</hi> (39. 5.) (vgl. § 160.<lb/><hi rendition="#aq">o</hi>). — Einen Widerſpruch gegen<lb/> dieſe Behauptungen könnte man<lb/> finden wollen in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 35 § 2 <hi rendition="#i">de<lb/> don</hi>.</hi> (39. 5.). Hier heißt es, eine<lb/> Großmutter habe <hi rendition="#g">für</hi> ihren En-<lb/> kel Labeo <hi rendition="#g">ihr</hi> Geld als Darlehen<lb/> gegeben. <hi rendition="#aq">„Respondit, <hi rendition="#i">cum de-<lb/> bitor Labeoni obligatus est</hi></hi><lb/> (oder <hi rendition="#aq">esset), perfectam dona-<lb/> tionem esse.”</hi> Das will ſagen:<lb/> die Schenkung iſt nur dann per-<lb/> fect, <hi rendition="#g">wenn</hi> Labeo eine Forde-<lb/> rung gegen den Schuldner (auf<lb/> einem der oben angegebenen We-<lb/> ge) erworben hat. Die Worte:<lb/><hi rendition="#aq">cum debitor etc.</hi> haben alſo eine<lb/> einſchränkende Bedeutung, und<lb/> gereichen ſo zur Beſtätigung der<lb/> aufgeſtellten Sätze.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [123/0137]
§. 157. Schenkung. Einzelne Rechtsgeſchäfte. 2. Obligare.
ein Depoſitum, welches nicht dem Überbringer, ſondern
einem Andern (dem Beſchenkten), zurück gegeben werden
ſoll, gleichfalls unter der Vorausſetzung, daß dieſer ſelbſt
an dem Vertrag Theil nehme (r). Ganz beſonders auch
(q)
(r) In L. 31 § 3 de don. (39.
5.) heißt es von dem bloßen, auf
den Namen eines Andern gege-
benen, Depoſitum: „non videri
celebratam donationem respon-
di.” Anders iſt es, wenn das,
mit übertragenem Eigenthum ver-
bundene, Depoſitum in Gegen-
wart des Beſchenkten geſchloſſen
wird; denn nun iſt der Fall ganz
ähnlich dem des Darlehens mit
constitutum possessorium (No-
te q). L. 31 § 1 eod. — Kein
Widerſpruch liegt in L. 6 C. de
don. int. vir. (5. 16.) „etsi do-
nasse te uxori res tuas ex hoc
quis intelligat;” denn hier wird
das Daſeyn wahrer Schenkung
dahin geſtellt, und nur wegen
des durchgreifenden Verbots der
Schenkung in der Ehe für gleich-
gültig erklärt.
(q) „Si pater emancipati filii no-
mine donationis animo pecu-
niam foeneravit, eamque filius
stipulatus (est) ipso jure per-
fectam donationem, ambigi non
potest.” Dieſe Stelle redet von
einem Vertrag des Beſchenkten
mit dem Schuldner. Für die Über-
einkunft zwiſchen dem Geber und
dem Beſchenkten (mit constitu-
tum possessorium) wird daſſelbe
anerkannt in L. 2 § 4 L. 9 § 8
de reb. cred. (12. 1.). (In der
letzten Stelle geht das absente
te et ignorante auf den Augen-
blick der Vollziehung, die vorher-
gehende voluntas wird voraus-
geſetzt, wie die nachfolgenden
Worte des beſtätigenden Julian
zeigen). — Fehlt nun aber bei-
derley Theilnahme des Schuld-
ners, ſo iſt noch nicht perfecta
donatio, und es gilt nur als ein
Auftrag an den Schuldner, künf-
tig dem Empfänger zu tradiren,
durch welche Tradition die Schen-
kung dann erſt perfect wird. L. 19
§ 3 de don. (39. 5.) (vgl. § 160.
o). — Einen Widerſpruch gegen
dieſe Behauptungen könnte man
finden wollen in L. 35 § 2 de
don. (39. 5.). Hier heißt es, eine
Großmutter habe für ihren En-
kel Labeo ihr Geld als Darlehen
gegeben. „Respondit, cum de-
bitor Labeoni obligatus est
(oder esset), perfectam dona-
tionem esse.” Das will ſagen:
die Schenkung iſt nur dann per-
fect, wenn Labeo eine Forde-
rung gegen den Schuldner (auf
einem der oben angegebenen We-
ge) erworben hat. Die Worte:
cum debitor etc. haben alſo eine
einſchränkende Bedeutung, und
gereichen ſo zur Beſtätigung der
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