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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang.
Dolus sich gründet (i). -- Und eben so werden diese Grund-
sätze auch auf die Bestrafung öffentlicher Verbrechen an-
gewendet, bey welchen ganz besonders hervorgehoben wird,
daß die Zurechnung von der mehr oder weniger einfachen
und leicht einzusehenden Natur des Verbrechens abhängig
seyn soll (k).

III. Bey der Auflösung der Obligationen ist
die Anwendung des Grundsatzes einfach und unbedenklich.
Der Unmündige kann einen Erlaßvertrag schließen: wenn
er Schuldner ist für sich allein, als Glaubiger aber nur
mit dem Tutor (l). -- Zahlung leisten würde er können,
weil er dadurch Befreyung erwirbt: dennoch kann er es
nicht ohne Tutor, weil es nicht geschehen kann ohne Ver-
äußerung des Geldes. Ganz eben so verhält es sich mit
dem Empfang einer Zahlung, wodurch er zwar Geld er-
wirbt, auf der andern Seite aber auch eine Forderung
verliert (m).


(4. 3.), L. 4 § 26 de doli except.
(44. 4.).
(i) L. 1 § 15 depos. (16. 3.),
L. 46 de O. et A. (44. 7.), L. 3
§ 2 de tribut.
(14. 4.).
(k) So soll das Falsum nicht
leicht jemals bey Unmündigen an-
wendbar seyn. (L. 22 pr. ad
L. Corn. de falsis
(48. 10.). Bey
dem Falschmünzen wird sonst auch
das Mitwissen bestraft, an den
Unmündigen nicht weil sie es nicht
verstehen. (L. 1 C. de falsa mon.
9. 24.). Besonders lehrreich ist
auch die feine Beurtheilung eines
einzelnen Falls in L. 14 de Sc.
Silan.
(29. 5.). -- Schon in den
zwölf Tafeln war für das fur-
tum manifestum
und den Feld-
schaden bestimmt, der Unmündige
solle praetoris arbitratu gepeitscht
werden; dieses Ermessen betraf
wohl weniger das Maas der Züch-
tigung, als die Zurechnung über-
haupt. Vgl. Dirksen zwölf Ta-
feln S. 45. 577, und im Rhein.
Museum B. 1 S. 325.
(l) L. 28 pr. de pactis (2. 14.).
(m) § 2 J. quib. alienare (2.

Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
Dolus ſich gründet (i). — Und eben ſo werden dieſe Grund-
ſätze auch auf die Beſtrafung öffentlicher Verbrechen an-
gewendet, bey welchen ganz beſonders hervorgehoben wird,
daß die Zurechnung von der mehr oder weniger einfachen
und leicht einzuſehenden Natur des Verbrechens abhängig
ſeyn ſoll (k).

III. Bey der Auflöſung der Obligationen iſt
die Anwendung des Grundſatzes einfach und unbedenklich.
Der Unmündige kann einen Erlaßvertrag ſchließen: wenn
er Schuldner iſt für ſich allein, als Glaubiger aber nur
mit dem Tutor (l). — Zahlung leiſten würde er können,
weil er dadurch Befreyung erwirbt: dennoch kann er es
nicht ohne Tutor, weil es nicht geſchehen kann ohne Ver-
äußerung des Geldes. Ganz eben ſo verhält es ſich mit
dem Empfang einer Zahlung, wodurch er zwar Geld er-
wirbt, auf der andern Seite aber auch eine Forderung
verliert (m).


(4. 3.), L. 4 § 26 de doli except.
(44. 4.).
(i) L. 1 § 15 depos. (16. 3.),
L. 46 de O. et A. (44. 7.), L. 3
§ 2 de tribut.
(14. 4.).
(k) So ſoll das Falſum nicht
leicht jemals bey Unmündigen an-
wendbar ſeyn. (L. 22 pr. ad
L. Corn. de falsis
(48. 10.). Bey
dem Falſchmünzen wird ſonſt auch
das Mitwiſſen beſtraft, an den
Unmündigen nicht weil ſie es nicht
verſtehen. (L. 1 C. de falsa mon.
9. 24.). Beſonders lehrreich iſt
auch die feine Beurtheilung eines
einzelnen Falls in L. 14 de Sc.
Silan.
(29. 5.). — Schon in den
zwölf Tafeln war für das fur-
tum manifestum
und den Feld-
ſchaden beſtimmt, der Unmündige
ſolle praetoris arbitratu gepeitſcht
werden; dieſes Ermeſſen betraf
wohl weniger das Maas der Züch-
tigung, als die Zurechnung über-
haupt. Vgl. Dirkſen zwölf Ta-
feln S. 45. 577, und im Rhein.
Muſeum B. 1 S. 325.
(l) L. 28 pr. de pactis (2. 14.).
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[44/0056] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang. Dolus ſich gründet (i). — Und eben ſo werden dieſe Grund- ſätze auch auf die Beſtrafung öffentlicher Verbrechen an- gewendet, bey welchen ganz beſonders hervorgehoben wird, daß die Zurechnung von der mehr oder weniger einfachen und leicht einzuſehenden Natur des Verbrechens abhängig ſeyn ſoll (k). III. Bey der Auflöſung der Obligationen iſt die Anwendung des Grundſatzes einfach und unbedenklich. Der Unmündige kann einen Erlaßvertrag ſchließen: wenn er Schuldner iſt für ſich allein, als Glaubiger aber nur mit dem Tutor (l). — Zahlung leiſten würde er können, weil er dadurch Befreyung erwirbt: dennoch kann er es nicht ohne Tutor, weil es nicht geſchehen kann ohne Ver- äußerung des Geldes. Ganz eben ſo verhält es ſich mit dem Empfang einer Zahlung, wodurch er zwar Geld er- wirbt, auf der andern Seite aber auch eine Forderung verliert (m). (h) (i) L. 1 § 15 depos. (16. 3.), L. 46 de O. et A. (44. 7.), L. 3 § 2 de tribut. (14. 4.). (k) So ſoll das Falſum nicht leicht jemals bey Unmündigen an- wendbar ſeyn. (L. 22 pr. ad L. Corn. de falsis (48. 10.). Bey dem Falſchmünzen wird ſonſt auch das Mitwiſſen beſtraft, an den Unmündigen nicht weil ſie es nicht verſtehen. (L. 1 C. de falsa mon. 9. 24.). Beſonders lehrreich iſt auch die feine Beurtheilung eines einzelnen Falls in L. 14 de Sc. Silan. (29. 5.). — Schon in den zwölf Tafeln war für das fur- tum manifestum und den Feld- ſchaden beſtimmt, der Unmündige ſolle praetoris arbitratu gepeitſcht werden; dieſes Ermeſſen betraf wohl weniger das Maas der Züch- tigung, als die Zurechnung über- haupt. Vgl. Dirkſen zwölf Ta- feln S. 45. 577, und im Rhein. Muſeum B. 1 S. 325. (l) L. 28 pr. de pactis (2. 14.). (m) § 2 J. quib. alienare (2. (h) (4. 3.), L. 4 § 26 de doli except. (44. 4.).

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/56>, abgerufen am 23.11.2024.