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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Beylage VIII.
zugleich mit einer angestellten Klage die Beweisurkunden
einzureichen, sollte diese nachher nicht mehr gebrauchen
dürfen. Gegen diesen Nachtheil erhielten Restitution die
Minderjährigen, Frauen, und sehr ungebildete Menschen (a).

VI. Gegen die unterlassene Einwendung einer perem-
torischen Einrede wurde im älteren Prozeß allgemein Re-
stitution ertheilt; bey dilatorischen Einreden war es be-
stritten (b).

VII. Wenn eine schwangere Frau nach aufgelöster Ehe
die vorgeschriebenen Formen wegen der künftigen Geburt
aus Unkunde versäumt, so wird ihr dieses nachgesehen (c).

VIII. Der Erbe, der es unterläßt, die Mörder seines
Erblassers gerichtlich zu verfolgen, verliert sein Erbrecht,
und selbst die Klagen, die ihm durch Confusion verloren
giengen, werden ihm nicht restituirt. Unterläßt er es aber
aus factischer Unwissenheit über den Hergang, so bekommt
er Restitution gegen diese Confusion, nicht gegen den Ver-
lust des Erbrechts (d).

IX. Wenn ein Testament die Erfüllung einer Bedin-
gung vor einem bestimmten Tage vorschreibt, der Erbe
oder Legatar aber diese Bedingung deswegen nicht erfuhr,

(a) L. 1 § 2--5 de edendo
(2. 13.). Vgl. Schulting enar-
ratio Lib. 2 Tit.
13 § 13. Bur-
chardi
Wiedereinsetzung S. 184.
-- Unrichtig erklärt diese Stelle
Noodt ad Pand. II. 13.
(b) Gajus Lib. 4 § 125. Vgl.
Burchardi Wiedereinsetzung
S. 185.
(c) L. 2 § 1 de inspic. ventre
(25. 4.).
(d) L. 8. 17 de his quae ut
ind.
(34. 9.), L. 29 § 1. 2 de j.
fisci
(49. 14.), L. 21 § 1 de Sc.
Silan.
(29. 5.). Vgl. Burchardi
Wiedereinsetzung S. 390.

Beylage VIII.
zugleich mit einer angeſtellten Klage die Beweisurkunden
einzureichen, ſollte dieſe nachher nicht mehr gebrauchen
dürfen. Gegen dieſen Nachtheil erhielten Reſtitution die
Minderjährigen, Frauen, und ſehr ungebildete Menſchen (a).

VI. Gegen die unterlaſſene Einwendung einer perem-
toriſchen Einrede wurde im älteren Prozeß allgemein Re-
ſtitution ertheilt; bey dilatoriſchen Einreden war es be-
ſtritten (b).

VII. Wenn eine ſchwangere Frau nach aufgelöſter Ehe
die vorgeſchriebenen Formen wegen der künftigen Geburt
aus Unkunde verſäumt, ſo wird ihr dieſes nachgeſehen (c).

VIII. Der Erbe, der es unterläßt, die Moͤrder ſeines
Erblaſſers gerichtlich zu verfolgen, verliert ſein Erbrecht,
und ſelbſt die Klagen, die ihm durch Confuſion verloren
giengen, werden ihm nicht reſtituirt. Unterläßt er es aber
aus factiſcher Unwiſſenheit über den Hergang, ſo bekommt
er Reſtitution gegen dieſe Confuſion, nicht gegen den Ver-
luſt des Erbrechts (d).

IX. Wenn ein Teſtament die Erfüllung einer Bedin-
gung vor einem beſtimmten Tage vorſchreibt, der Erbe
oder Legatar aber dieſe Bedingung deswegen nicht erfuhr,

(a) L. 1 § 2—5 de edendo
(2. 13.). Vgl. Schulting enar-
ratio Lib. 2 Tit.
13 § 13. Bur-
chardi
Wiedereinſetzung S. 184.
— Unrichtig erklärt dieſe Stelle
Noodt ad Pand. II. 13.
(b) Gajus Lib. 4 § 125. Vgl.
Burchardi Wiedereinſetzung
S. 185.
(c) L. 2 § 1 de inspic. ventre
(25. 4.).
(d) L. 8. 17 de his quae ut
ind.
(34. 9.), L. 29 § 1. 2 de j.
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(49. 14.), L. 21 § 1 de Sc.
Silan.
(29. 5.). Vgl. Burchardi
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[428/0440] Beylage VIII. zugleich mit einer angeſtellten Klage die Beweisurkunden einzureichen, ſollte dieſe nachher nicht mehr gebrauchen dürfen. Gegen dieſen Nachtheil erhielten Reſtitution die Minderjährigen, Frauen, und ſehr ungebildete Menſchen (a). VI. Gegen die unterlaſſene Einwendung einer perem- toriſchen Einrede wurde im älteren Prozeß allgemein Re- ſtitution ertheilt; bey dilatoriſchen Einreden war es be- ſtritten (b). VII. Wenn eine ſchwangere Frau nach aufgelöſter Ehe die vorgeſchriebenen Formen wegen der künftigen Geburt aus Unkunde verſäumt, ſo wird ihr dieſes nachgeſehen (c). VIII. Der Erbe, der es unterläßt, die Moͤrder ſeines Erblaſſers gerichtlich zu verfolgen, verliert ſein Erbrecht, und ſelbſt die Klagen, die ihm durch Confuſion verloren giengen, werden ihm nicht reſtituirt. Unterläßt er es aber aus factiſcher Unwiſſenheit über den Hergang, ſo bekommt er Reſtitution gegen dieſe Confuſion, nicht gegen den Ver- luſt des Erbrechts (d). IX. Wenn ein Teſtament die Erfüllung einer Bedin- gung vor einem beſtimmten Tage vorſchreibt, der Erbe oder Legatar aber dieſe Bedingung deswegen nicht erfuhr, (a) L. 1 § 2—5 de edendo (2. 13.). Vgl. Schulting enar- ratio Lib. 2 Tit. 13 § 13. Bur- chardi Wiedereinſetzung S. 184. — Unrichtig erklärt dieſe Stelle Noodt ad Pand. II. 13. (b) Gajus Lib. 4 § 125. Vgl. Burchardi Wiedereinſetzung S. 185. (c) L. 2 § 1 de inspic. ventre (25. 4.). (d) L. 8. 17 de his quae ut ind. (34. 9.), L. 29 § 1. 2 de j. fisci (49. 14.), L. 21 § 1 de Sc. Silan. (29. 5.). Vgl. Burchardi Wiedereinſetzung S. 390.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/440>, abgerufen am 22.11.2024.