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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.

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§. 126. Zeitbestimmung. (Fortsetzung.)
sie kann also nicht zurückgefordert werden, auch wenn die
Zahlung vor dem eingetretenen Ereigniß erfolgte (h).

Ist die Beobachtung des Anfangstermins unmöglich,
so wird ein solcher Fall auf die natürlichste Weise, ohne
positive Modification, behandelt. Das Rechtsverhältniß
bleibt ohne Anfang, das heißt es entsteht gar nicht, und
zwar gilt dieses nicht nur bey Verträgen, sondern auch
bey Testamenten. Hierin unterscheidet sich also die Zeit-
bestimmung von der Bedingung, und der Grund dieses

(h) Die entscheidende Stelle
steht in folgendem Zusammen-
hang: L. 16 pr. de cond. ind.
(12. 6.) "Sub conditione debi-
tum, per errorem solutum, pen-
dente quidem conditione repe-
titur: conditione autem exis-
tente repeti non potest. -- § 1.
Quod autem (Hal. etiam) sub
incerto die debetur, die exsi-
stente non repetitur. -- L. 17:
Nam si cum moriar dare pro-
misero, et antea solvam, repe-
tere me non posse Celsus ait:
quae sententia vera est."
Un-
ter diesen drey Sätzen ist der
erste und dritte unzweifelhaft: der
erste betrifft die Bedingung, der
dritte ein gewisses Ereigniß, und
indem dabey die Condiction auch
für die Zeit vor dem eintretenden
Tag verworfen wird, (denn mir
wird ja die Condiction verweigert,
also muß ich wohl noch nicht ein
Sterbender seyn, sonst könnte ich
nicht klagen wollen), so ist damit
der im Text aufgestellte Satz be-
wiesen. Zweifelhaft ist der zweyte
Satz (§ 1), wegen der Zweydeu-
tigkeit des incertus dies. Cu-
jacius
obs. XIII.
20 läßt sich
durch das autem verleiten, diesen
Satz mit dem dritten (L. 17)
für identisch zu halten, und will
daher im § 1 emendiren pendente
oder non existente, welches ganz
verwerflich ist. Haloanders etiam
entfernt jenen Grund, und das
Nam in L. 17 braucht nicht als
Bestätigung des § 1 gedacht zu
werden, sondern kann auch eine
adversative Bedeutung haben.
Dann ist der ganze Zusammen-
hang folgender: L. 16 § 1. "Eben
so, wie mit der Bedingung, ist
es auch mit einem (ganz) unge-
wissen Tage (z. B. si nupsero),
so daß auch hier die Condiction
nur erst nach eingetretenem
Tage wegfällt." L. 17 "Denn
nur bei einem gewissen Tage,
wie cum moriar, kann man sa-
gen, daß die Condiction durchaus
nicht gilt, auch wenn sie vor jenem
Tage angestellt werden sollte."

§. 126. Zeitbeſtimmung. (Fortſetzung.)
ſie kann alſo nicht zurückgefordert werden, auch wenn die
Zahlung vor dem eingetretenen Ereigniß erfolgte (h).

Iſt die Beobachtung des Anfangstermins unmöglich,
ſo wird ein ſolcher Fall auf die natürlichſte Weiſe, ohne
poſitive Modification, behandelt. Das Rechtsverhältniß
bleibt ohne Anfang, das heißt es entſteht gar nicht, und
zwar gilt dieſes nicht nur bey Verträgen, ſondern auch
bey Teſtamenten. Hierin unterſcheidet ſich alſo die Zeit-
beſtimmung von der Bedingung, und der Grund dieſes

(h) Die entſcheidende Stelle
ſteht in folgendem Zuſammen-
hang: L. 16 pr. de cond. ind.
(12. 6.) „Sub conditione debi-
tum, per errorem solutum, pen-
dente quidem conditione repe-
titur: conditione autem exis-
tente repeti non potest. — § 1.
Quod autem (Hal. etiam) sub
incerto die debetur, die exsi-
stente non repetitur. — L. 17:
Nam si cum moriar dare pro-
misero, et antea solvam, repe-
tere me non posse Celsus ait:
quae sententia vera est.”
Un-
ter dieſen drey Sätzen iſt der
erſte und dritte unzweifelhaft: der
erſte betrifft die Bedingung, der
dritte ein gewiſſes Ereigniß, und
indem dabey die Condiction auch
für die Zeit vor dem eintretenden
Tag verworfen wird, (denn mir
wird ja die Condiction verweigert,
alſo muß ich wohl noch nicht ein
Sterbender ſeyn, ſonſt könnte ich
nicht klagen wollen), ſo iſt damit
der im Text aufgeſtellte Satz be-
wieſen. Zweifelhaft iſt der zweyte
Satz (§ 1), wegen der Zweydeu-
tigkeit des incertus dies. Cu-
jacius
obs. XIII.
20 läßt ſich
durch das autem verleiten, dieſen
Satz mit dem dritten (L. 17)
für identiſch zu halten, und will
daher im § 1 emendiren pendente
oder non existente, welches ganz
verwerflich iſt. Haloanders etiam
entfernt jenen Grund, und das
Nam in L. 17 braucht nicht als
Beſtätigung des § 1 gedacht zu
werden, ſondern kann auch eine
adverſative Bedeutung haben.
Dann iſt der ganze Zuſammen-
hang folgender: L. 16 § 1. „Eben
ſo, wie mit der Bedingung, iſt
es auch mit einem (ganz) unge-
wiſſen Tage (z. B. si nupsero),
ſo daß auch hier die Condiction
nur erſt nach eingetretenem
Tage wegfällt.“ L. 17 „Denn
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gen, daß die Condiction durchaus
nicht gilt, auch wenn ſie vor jenem
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[215/0227] §. 126. Zeitbeſtimmung. (Fortſetzung.) ſie kann alſo nicht zurückgefordert werden, auch wenn die Zahlung vor dem eingetretenen Ereigniß erfolgte (h). Iſt die Beobachtung des Anfangstermins unmöglich, ſo wird ein ſolcher Fall auf die natürlichſte Weiſe, ohne poſitive Modification, behandelt. Das Rechtsverhältniß bleibt ohne Anfang, das heißt es entſteht gar nicht, und zwar gilt dieſes nicht nur bey Verträgen, ſondern auch bey Teſtamenten. Hierin unterſcheidet ſich alſo die Zeit- beſtimmung von der Bedingung, und der Grund dieſes (h) Die entſcheidende Stelle ſteht in folgendem Zuſammen- hang: L. 16 pr. de cond. ind. (12. 6.) „Sub conditione debi- tum, per errorem solutum, pen- dente quidem conditione repe- titur: conditione autem exis- tente repeti non potest. — § 1. Quod autem (Hal. etiam) sub incerto die debetur, die exsi- stente non repetitur. — L. 17: Nam si cum moriar dare pro- misero, et antea solvam, repe- tere me non posse Celsus ait: quae sententia vera est.” Un- ter dieſen drey Sätzen iſt der erſte und dritte unzweifelhaft: der erſte betrifft die Bedingung, der dritte ein gewiſſes Ereigniß, und indem dabey die Condiction auch für die Zeit vor dem eintretenden Tag verworfen wird, (denn mir wird ja die Condiction verweigert, alſo muß ich wohl noch nicht ein Sterbender ſeyn, ſonſt könnte ich nicht klagen wollen), ſo iſt damit der im Text aufgeſtellte Satz be- wieſen. Zweifelhaft iſt der zweyte Satz (§ 1), wegen der Zweydeu- tigkeit des incertus dies. Cu- jacius obs. XIII. 20 läßt ſich durch das autem verleiten, dieſen Satz mit dem dritten (L. 17) für identiſch zu halten, und will daher im § 1 emendiren pendente oder non existente, welches ganz verwerflich iſt. Haloanders etiam entfernt jenen Grund, und das Nam in L. 17 braucht nicht als Beſtätigung des § 1 gedacht zu werden, ſondern kann auch eine adverſative Bedeutung haben. Dann iſt der ganze Zuſammen- hang folgender: L. 16 § 1. „Eben ſo, wie mit der Bedingung, iſt es auch mit einem (ganz) unge- wiſſen Tage (z. B. si nupsero), ſo daß auch hier die Condiction nur erſt nach eingetretenem Tage wegfällt.“ L. 17 „Denn nur bei einem gewiſſen Tage, wie cum moriar, kann man ſa- gen, daß die Condiction durchaus nicht gilt, auch wenn ſie vor jenem Tage angeſtellt werden ſollte.“

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/227>, abgerufen am 25.11.2024.