Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite
Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang.
b) juristisch.
Wenn der jetzt vierzehenjährige Titius bey mei-
nem Tod noch nicht mündig seyn sollte; oder:
wenn Titius zur Zeit meines Todes gar nicht
rechtsfähig seyn sollte.

Diese Fälle sind nun nach folgenden Regeln zu be-
urtheilen.

Nothwendige Bedingungen sind gar nicht als Be-
dingungen zu betrachten, vielmehr gilt das Rechtsgeschäft,
dem sie hinzugefügt sind, als ein unbedingtes (g). Im
Ganzen dieselbe Wirkung würde auch eintreten, wenn man
sie als wahre Bedingungen betrachtete, die bereits in Er-
füllung gegangen wären. Dennoch ist es nicht einerley,
ob man sie nach jenem oder nach diesem Grundsatz be-
handelt. Denn wären sie wahre Bedingungen, so würden
durch ihre Hinzufügung diejenigen Rechtsgeschäfte, in wel-
chen alle Bedingungen überhaupt untersagt sind, ungültig
werden (§ 116). Da aber das Geschäft, neben welchem
sie sich ausgedrückt finden, als ein unbedingtes angesehen

(40. 4.), L. 88 pr. ad L. Falc.
(35. 2.). -- Ihre praktische Be-
handlung aber ist abweichend
(Note m).
(g) L. 9 § 1 de nov. (46. 2.).
"Qui sub conditione stipulatur,
quae omnimodo exstitura est,
pure videtur stipulari." L. 7.
8 de verb. oblig. (45. 1.), L. 17.
18 de cond. indeb.
(12. 6.) (von
Verträgen). -- L. 50 § 1 de her.
inst.
(28. 5.). ".... heres erit,
perinde ac si pure institutus
esset"
(von Testamenten). Über
diese letzte Stelle vgl. Note d. --
Eine merkwürdige Ausnahme (bey
dem legatum poenae nomine)
wird am Ende des § 124 er-
wähnt werden. Eine andere,
weit willkührlichere, findet sich in
L. 13 quando dies (36. 2.).
Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
b) juriſtiſch.
Wenn der jetzt vierzehenjährige Titius bey mei-
nem Tod noch nicht mündig ſeyn ſollte; oder:
wenn Titius zur Zeit meines Todes gar nicht
rechtsfähig ſeyn ſollte.

Dieſe Fälle ſind nun nach folgenden Regeln zu be-
urtheilen.

Nothwendige Bedingungen ſind gar nicht als Be-
dingungen zu betrachten, vielmehr gilt das Rechtsgeſchäft,
dem ſie hinzugefügt ſind, als ein unbedingtes (g). Im
Ganzen dieſelbe Wirkung würde auch eintreten, wenn man
ſie als wahre Bedingungen betrachtete, die bereits in Er-
füllung gegangen wären. Dennoch iſt es nicht einerley,
ob man ſie nach jenem oder nach dieſem Grundſatz be-
handelt. Denn wären ſie wahre Bedingungen, ſo würden
durch ihre Hinzufügung diejenigen Rechtsgeſchäfte, in wel-
chen alle Bedingungen überhaupt unterſagt ſind, ungültig
werden (§ 116). Da aber das Geſchäft, neben welchem
ſie ſich ausgedrückt finden, als ein unbedingtes angeſehen

(40. 4.), L. 88 pr. ad L. Falc.
(35. 2.). — Ihre praktiſche Be-
handlung aber iſt abweichend
(Note m).
(g) L. 9 § 1 de nov. (46. 2.).
„Qui sub conditione stipulatur,
quae omnimodo exstitura est,
pure videtur stipulari.L. 7.
8 de verb. oblig. (45. 1.), L. 17.
18 de cond. indeb.
(12. 6.) (von
Verträgen). — L. 50 § 1 de her.
inst.
(28. 5.). „.... heres erit,
perinde ac si pure institutus
esset”
(von Teſtamenten). Über
dieſe letzte Stelle vgl. Note d.
Eine merkwürdige Ausnahme (bey
dem legatum poenae nomine)
wird am Ende des § 124 er-
wähnt werden. Eine andere,
weit willkührlichere, findet ſich in
L. 13 quando dies (36. 2.).
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item>
                <list>
                  <item>
                    <list>
                      <pb facs="#f0172" n="160"/>
                      <fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältni&#x017F;&#x017F;e. Kap. <hi rendition="#aq">III.</hi> Ent&#x017F;tehung und Untergang.</fw><lb/>
                      <item><hi rendition="#aq">b</hi>) juri&#x017F;ti&#x017F;ch.<lb/><hi rendition="#et">Wenn der jetzt vierzehenjährige Titius bey mei-<lb/>
nem Tod noch nicht mündig &#x017F;eyn &#x017F;ollte; oder:<lb/>
wenn Titius zur Zeit meines Todes gar nicht<lb/>
rechtsfähig &#x017F;eyn &#x017F;ollte.</hi></item>
                    </list>
                  </item>
                </list>
              </item>
            </list><lb/>
            <p>Die&#x017F;e Fälle &#x017F;ind nun nach folgenden Regeln zu be-<lb/>
urtheilen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Nothwendige</hi> Bedingungen &#x017F;ind gar nicht als Be-<lb/>
dingungen zu betrachten, vielmehr gilt das Rechtsge&#x017F;chäft,<lb/>
dem &#x017F;ie hinzugefügt &#x017F;ind, als ein unbedingtes <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 9 § 1 <hi rendition="#i">de nov.</hi> (46. 2.).<lb/>
&#x201E;Qui sub conditione stipulatur,<lb/>
quae omnimodo exstitura est,<lb/><hi rendition="#i">pure videtur stipulari.</hi>&#x201D; <hi rendition="#i">L.</hi> 7.<lb/>
8 <hi rendition="#i">de verb. oblig.</hi> (45. 1.), <hi rendition="#i">L.</hi> 17.<lb/>
18 <hi rendition="#i">de cond. indeb.</hi></hi> (12. 6.) (von<lb/>
Verträgen). &#x2014; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 50 § 1 <hi rendition="#i">de her.<lb/>
inst.</hi> (28. 5.). &#x201E;.... heres erit,<lb/>
perinde ac si pure institutus<lb/>
esset&#x201D;</hi> (von Te&#x017F;tamenten). Über<lb/>
die&#x017F;e letzte Stelle vgl. Note <hi rendition="#aq">d.</hi> &#x2014;<lb/>
Eine merkwürdige Ausnahme (bey<lb/>
dem <hi rendition="#aq">legatum poenae nomine</hi>)<lb/>
wird am Ende des § 124 er-<lb/>
wähnt werden. Eine andere,<lb/>
weit willkührlichere, findet &#x017F;ich in<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 13 <hi rendition="#i">quando dies</hi></hi> (36. 2.).</note>. Im<lb/>
Ganzen die&#x017F;elbe Wirkung würde auch eintreten, wenn man<lb/>
&#x017F;ie als wahre Bedingungen betrachtete, die bereits in Er-<lb/>
füllung gegangen wären. Dennoch i&#x017F;t es nicht einerley,<lb/>
ob man &#x017F;ie nach jenem oder nach die&#x017F;em Grund&#x017F;atz be-<lb/>
handelt. Denn wären &#x017F;ie wahre Bedingungen, &#x017F;o würden<lb/>
durch ihre Hinzufügung diejenigen Rechtsge&#x017F;chäfte, in wel-<lb/>
chen alle Bedingungen überhaupt unter&#x017F;agt &#x017F;ind, ungültig<lb/>
werden (§ 116). Da aber das Ge&#x017F;chäft, neben welchem<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich ausgedrückt finden, als ein unbedingtes ange&#x017F;ehen<lb/><note xml:id="seg2pn_33_2" prev="#seg2pn_33_1" place="foot" n="(f)">(40. 4.), <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 88 <hi rendition="#i">pr. ad L. Falc.</hi></hi><lb/>
(35. 2.). &#x2014; Ihre prakti&#x017F;che Be-<lb/>
handlung aber i&#x017F;t abweichend<lb/>
(Note <hi rendition="#aq">m</hi>).</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0172] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang. b) juriſtiſch. Wenn der jetzt vierzehenjährige Titius bey mei- nem Tod noch nicht mündig ſeyn ſollte; oder: wenn Titius zur Zeit meines Todes gar nicht rechtsfähig ſeyn ſollte. Dieſe Fälle ſind nun nach folgenden Regeln zu be- urtheilen. Nothwendige Bedingungen ſind gar nicht als Be- dingungen zu betrachten, vielmehr gilt das Rechtsgeſchäft, dem ſie hinzugefügt ſind, als ein unbedingtes (g). Im Ganzen dieſelbe Wirkung würde auch eintreten, wenn man ſie als wahre Bedingungen betrachtete, die bereits in Er- füllung gegangen wären. Dennoch iſt es nicht einerley, ob man ſie nach jenem oder nach dieſem Grundſatz be- handelt. Denn wären ſie wahre Bedingungen, ſo würden durch ihre Hinzufügung diejenigen Rechtsgeſchäfte, in wel- chen alle Bedingungen überhaupt unterſagt ſind, ungültig werden (§ 116). Da aber das Geſchäft, neben welchem ſie ſich ausgedrückt finden, als ein unbedingtes angeſehen (f) (g) L. 9 § 1 de nov. (46. 2.). „Qui sub conditione stipulatur, quae omnimodo exstitura est, pure videtur stipulari.” L. 7. 8 de verb. oblig. (45. 1.), L. 17. 18 de cond. indeb. (12. 6.) (von Verträgen). — L. 50 § 1 de her. inst. (28. 5.). „.... heres erit, perinde ac si pure institutus esset” (von Teſtamenten). Über dieſe letzte Stelle vgl. Note d. — Eine merkwürdige Ausnahme (bey dem legatum poenae nomine) wird am Ende des § 124 er- wähnt werden. Eine andere, weit willkührlichere, findet ſich in L. 13 quando dies (36. 2.). (f) (40. 4.), L. 88 pr. ad L. Falc. (35. 2.). — Ihre praktiſche Be- handlung aber iſt abweichend (Note m).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/172
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/172>, abgerufen am 22.11.2024.