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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.

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§. 117. Bedingung. Arten.

2) Beruht die Erfüllung auf einer freyen Handlung
Desjenigen, der in diesem Rechtsverhältniß als verpflichtet
erscheint (mag er nun auch von seiner Seite Rechte haben
oder nicht), so gelten folgende Regeln.

Ist die Bedingung gestellt auf das bloße Wollen an
sich (si velit), so wird dadurch das Daseyn eines Rechts-
verhältnisses überhaupt gänzlich ausgeschlossen. Dieses
gilt zunächst bey einseitigen Verpflichtungen, wenn in einer
Stipulation der Schuldner unter jener Bedingung Etwas
verspricht (h). Eben so aber auch, wenn bey einem Kauf
der Käufer oder der Verkäufer diese reine Willkühr sich
vorbehält; denn er selbst ist dann ja zu gar Nichts ver-
pflichtet, woraus aber, wegen der in diesem Vertrag lie-
genden Gegenseitigkeit, nothwendig folgt, daß auch der
Gegner nicht verpflichtet seyn kann (i). Auch verhält es
sich nicht anders mit einem Legat, welches dem Erben un-
ter der Bedingung seiner Einwilligung auferlegt wird (k).


derit) kann wenigstens durch
fremde Gegenwirkung unmöglich
gemacht werden, z. B. wenn der
so eingesetzte Erbe gefangen ge-
halten wird.
(h) L. 17 L. 46 § 3 L. 108
§ 1 de verb. oblig. (45. 1.), L. 7
pr. de contr. emt.
(18. 1.). --
Das Preußische A. L. R. Th. 1
Tit. 4 § 108 hat wesentlich den-
selben Satz. Der Französische
Code civil art. 1174 giebt dem-
selben einen viel zu weit gehen-
den Ausdruck, wodurch nament-
lich alle Conventionalstrafen aus-
geschlossen seyn würden.
(i) L. 7 pr. de contr. emt. (18.
1.), L. 13 C. eod.
(4. 38.) -- Es
ist eine ganz einzelne Ausnahme
dieser Regel, daß der Kauf ad
gustum,
also auf einseitige (je-
doch nur die Güte der Sache be-
treffende) Willkühr des Käufers
geschlossen werden kann. L. 34
§ 5 de contr. emt. (18. 1.), § 4
J. de emtione
(3. 23.).
(k) L. 43 § 2 de leg. 1 (30.
un.). "Legatum in aliena vo-
luntate poni
potest, in heredis
non potest."
(Vgl. jedoch unten
9*
§. 117. Bedingung. Arten.

2) Beruht die Erfüllung auf einer freyen Handlung
Desjenigen, der in dieſem Rechtsverhältniß als verpflichtet
erſcheint (mag er nun auch von ſeiner Seite Rechte haben
oder nicht), ſo gelten folgende Regeln.

Iſt die Bedingung geſtellt auf das bloße Wollen an
ſich (si velit), ſo wird dadurch das Daſeyn eines Rechts-
verhältniſſes überhaupt gänzlich ausgeſchloſſen. Dieſes
gilt zunächſt bey einſeitigen Verpflichtungen, wenn in einer
Stipulation der Schuldner unter jener Bedingung Etwas
verſpricht (h). Eben ſo aber auch, wenn bey einem Kauf
der Käufer oder der Verkäufer dieſe reine Willkühr ſich
vorbehält; denn er ſelbſt iſt dann ja zu gar Nichts ver-
pflichtet, woraus aber, wegen der in dieſem Vertrag lie-
genden Gegenſeitigkeit, nothwendig folgt, daß auch der
Gegner nicht verpflichtet ſeyn kann (i). Auch verhält es
ſich nicht anders mit einem Legat, welches dem Erben un-
ter der Bedingung ſeiner Einwilligung auferlegt wird (k).


derit) kann wenigſtens durch
fremde Gegenwirkung unmöglich
gemacht werden, z. B. wenn der
ſo eingeſetzte Erbe gefangen ge-
halten wird.
(h) L. 17 L. 46 § 3 L. 108
§ 1 de verb. oblig. (45. 1.), L. 7
pr. de contr. emt.
(18. 1.). —
Das Preußiſche A. L. R. Th. 1
Tit. 4 § 108 hat weſentlich den-
ſelben Satz. Der Franzöſiſche
Code civil art. 1174 giebt dem-
ſelben einen viel zu weit gehen-
den Ausdruck, wodurch nament-
lich alle Conventionalſtrafen aus-
geſchloſſen ſeyn würden.
(i) L. 7 pr. de contr. emt. (18.
1.), L. 13 C. eod.
(4. 38.) — Es
iſt eine ganz einzelne Ausnahme
dieſer Regel, daß der Kauf ad
gustum,
alſo auf einſeitige (je-
doch nur die Güte der Sache be-
treffende) Willkühr des Käufers
geſchloſſen werden kann. L. 34
§ 5 de contr. emt. (18. 1.), § 4
J. de emtione
(3. 23.).
(k) L. 43 § 2 de leg. 1 (30.
un.). „Legatum in aliena vo-
luntate poni
potest, in heredis
non potest.”
(Vgl. jedoch unten
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[131/0143] §. 117. Bedingung. Arten. 2) Beruht die Erfüllung auf einer freyen Handlung Desjenigen, der in dieſem Rechtsverhältniß als verpflichtet erſcheint (mag er nun auch von ſeiner Seite Rechte haben oder nicht), ſo gelten folgende Regeln. Iſt die Bedingung geſtellt auf das bloße Wollen an ſich (si velit), ſo wird dadurch das Daſeyn eines Rechts- verhältniſſes überhaupt gänzlich ausgeſchloſſen. Dieſes gilt zunächſt bey einſeitigen Verpflichtungen, wenn in einer Stipulation der Schuldner unter jener Bedingung Etwas verſpricht (h). Eben ſo aber auch, wenn bey einem Kauf der Käufer oder der Verkäufer dieſe reine Willkühr ſich vorbehält; denn er ſelbſt iſt dann ja zu gar Nichts ver- pflichtet, woraus aber, wegen der in dieſem Vertrag lie- genden Gegenſeitigkeit, nothwendig folgt, daß auch der Gegner nicht verpflichtet ſeyn kann (i). Auch verhält es ſich nicht anders mit einem Legat, welches dem Erben un- ter der Bedingung ſeiner Einwilligung auferlegt wird (k). (g) (h) L. 17 L. 46 § 3 L. 108 § 1 de verb. oblig. (45. 1.), L. 7 pr. de contr. emt. (18. 1.). — Das Preußiſche A. L. R. Th. 1 Tit. 4 § 108 hat weſentlich den- ſelben Satz. Der Franzöſiſche Code civil art. 1174 giebt dem- ſelben einen viel zu weit gehen- den Ausdruck, wodurch nament- lich alle Conventionalſtrafen aus- geſchloſſen ſeyn würden. (i) L. 7 pr. de contr. emt. (18. 1.), L. 13 C. eod. (4. 38.) — Es iſt eine ganz einzelne Ausnahme dieſer Regel, daß der Kauf ad gustum, alſo auf einſeitige (je- doch nur die Güte der Sache be- treffende) Willkühr des Käufers geſchloſſen werden kann. L. 34 § 5 de contr. emt. (18. 1.), § 4 J. de emtione (3. 23.). (k) L. 43 § 2 de leg. 1 (30. un.). „Legatum in aliena vo- luntate poni potest, in heredis non potest.” (Vgl. jedoch unten (g) derit) kann wenigſtens durch fremde Gegenwirkung unmöglich gemacht werden, z. B. wenn der ſo eingeſetzte Erbe gefangen ge- halten wird. 9*

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/143>, abgerufen am 24.11.2024.