dem liberique eorum 1) libertinas 2) et quae ipsae 3) qua- rumve pater materve artem ludicram fecerit, 4) item cor- pore quaestum facientem.
Ceteri autem ingenui prohibentur ducere 5) lenam 6) et a lenone lenave manumissam, 7) et in adulterio deprehensam, 8) et judicio publico damnatam, 9) et quae artem ludicram fecerit; 10) adjicit Mauricianus, et a se- natu damnatam.
Das Erste, was in diesen Verboten auffällt, ist die nicht geringe Verschiedenheit bey beiden Ständen. Wäre nun überall das Verbot für die Senatoren strenger, wie es z. B. offenbar in Ansehung der Ehe mit Libertinen der Fall ist, so wäre das ganz natürlich; allein es findet sich auch das Umgekehrte, denn die Ehen N. 5. 6. 7. 8. 10 sind dem Freygebornen verboten, dem Senator nicht. Man könnte das so erklären wollen, das Verbot für Freyge- borne sey das allgemeine, die Senatoren (als Freyge- borne) mit umfassende; allein auch das paßt nicht genau, denn der Fall 2 und 9 kommt ausdrücklich in beiden Stän- den als verboten vor.
Die Juristen verbesserten durch Interpretation diesen mangelhaften Ausdruck des Gesetzes; nicht nur wandten sie einzelne Verbote für die Freygebornen wegen Gleich- heit des Grundes mit senatorischen Fällen, auch auf die Senatoren an (a), sondern sie stellten auch geradezu die
(a)L. 43 § 6 de ritu nupt. (23. 2.). "Lenocinium facere non minus est, quam corpore quaestum exercere." Die ganze
Beylage VII.
dem liberique eorum 1) libertinas 2) et quae ipsae 3) qua- rumve pater materve artem ludicram fecerit, 4) item cor- pore quaestum facientem.
Ceteri autem ingenui prohibentur ducere 5) lenam 6) et a lenone lenave manumissam, 7) et in adulterio deprehensam, 8) et judicio publico damnatam, 9) et quae artem ludicram fecerit; 10) adjicit Mauricianus, et a se- natu damnatam.
Das Erſte, was in dieſen Verboten auffällt, iſt die nicht geringe Verſchiedenheit bey beiden Ständen. Wäre nun überall das Verbot für die Senatoren ſtrenger, wie es z. B. offenbar in Anſehung der Ehe mit Libertinen der Fall iſt, ſo wäre das ganz natürlich; allein es findet ſich auch das Umgekehrte, denn die Ehen N. 5. 6. 7. 8. 10 ſind dem Freygebornen verboten, dem Senator nicht. Man könnte das ſo erklären wollen, das Verbot für Freyge- borne ſey das allgemeine, die Senatoren (als Freyge- borne) mit umfaſſende; allein auch das paßt nicht genau, denn der Fall 2 und 9 kommt ausdrücklich in beiden Stän- den als verboten vor.
Die Juriſten verbeſſerten durch Interpretation dieſen mangelhaften Ausdruck des Geſetzes; nicht nur wandten ſie einzelne Verbote für die Freygebornen wegen Gleich- heit des Grundes mit ſenatoriſchen Fällen, auch auf die Senatoren an (a), ſondern ſie ſtellten auch geradezu die
(a)L. 43 § 6 de ritu nupt. (23. 2.). „Lenocinium facere non minus est, quam corpore quaestum exercere.” Die ganze
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Beylage VII.
dem liberique eorum 1) libertinas 2) et quae ipsae 3) qua-
rumve pater materve artem ludicram fecerit, 4) item cor-
pore quaestum facientem.
Ceteri autem ingenui prohibentur ducere 5) lenam
6) et a lenone lenave manumissam, 7) et in adulterio
deprehensam, 8) et judicio publico damnatam, 9) et quae
artem ludicram fecerit; 10) adjicit Mauricianus, et a se-
natu damnatam.
Das Erſte, was in dieſen Verboten auffällt, iſt die
nicht geringe Verſchiedenheit bey beiden Ständen. Wäre
nun überall das Verbot für die Senatoren ſtrenger, wie
es z. B. offenbar in Anſehung der Ehe mit Libertinen der
Fall iſt, ſo wäre das ganz natürlich; allein es findet ſich
auch das Umgekehrte, denn die Ehen N. 5. 6. 7. 8. 10 ſind
dem Freygebornen verboten, dem Senator nicht. Man
könnte das ſo erklären wollen, das Verbot für Freyge-
borne ſey das allgemeine, die Senatoren (als Freyge-
borne) mit umfaſſende; allein auch das paßt nicht genau,
denn der Fall 2 und 9 kommt ausdrücklich in beiden Stän-
den als verboten vor.
Die Juriſten verbeſſerten durch Interpretation dieſen
mangelhaften Ausdruck des Geſetzes; nicht nur wandten
ſie einzelne Verbote für die Freygebornen wegen Gleich-
heit des Grundes mit ſenatoriſchen Fällen, auch auf die
Senatoren an (a), ſondern ſie ſtellten auch geradezu die
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(23. 2.). „Lenocinium facere
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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840/532>, abgerufen am 25.11.2024.
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