war, so ist es in dieser Stelle noch weniger als in den übrigen zweifelhaft, daß hier nur die coemtio einer unab- hängigen Frau als eine capitis deminutio bezeichnet wer- den soll.
XVIII.
H. Die wichtigsten Fälle endlich für die Feststellung des wahren Begriffs der capitis deminutio überhaupt, und der minima insbesondere, sind die Weihen des flamen Dialis und der Vestalischen Jungfrauen.
Von den Vestalinnen sagen die alten Juristen, daß sie aus der väterlichen Gewalt austreten (a). Allein weit ge- nauere Nachrichten über die bey ihnen eintretende Verän- derung des Rechtszustandes giebt Gellius I. 12, und zwar aus den Schriften des Labeo und des Capito, also nach den vollwichtigsten Autoritäten. An zwey verschiedenen Stellen jenes Kapitels sagt er darüber Folgendes:
Virgo autem Vestalis simul est capta ... eo statim tempore sine emancipatione ac sine capitis minutione e patris potestate exit, et jus testamenti faciundi adi- piscitur.
Praeterea in commentariis Labeonis quae ad XII. tab. composuit, ita scriptum est: Virgo Vestalis neque heres est cuiquam intestato, neque intestatae quisquam: sed bona ejus in publicum redigi ajunt. Id quo jure fiat, quaeritur.
(a)Gajus I. § 130. Ulpian. X. § 5.
Status und Capitis deminutio.
war, ſo iſt es in dieſer Stelle noch weniger als in den übrigen zweifelhaft, daß hier nur die coëmtio einer unab- hängigen Frau als eine capitis deminutio bezeichnet wer- den ſoll.
XVIII.
H. Die wichtigſten Fälle endlich für die Feſtſtellung des wahren Begriffs der capitis deminutio überhaupt, und der minima insbeſondere, ſind die Weihen des flamen Dialis und der Veſtaliſchen Jungfrauen.
Von den Veſtalinnen ſagen die alten Juriſten, daß ſie aus der väterlichen Gewalt austreten (a). Allein weit ge- nauere Nachrichten über die bey ihnen eintretende Verän- derung des Rechtszuſtandes giebt Gellius I. 12, und zwar aus den Schriften des Labeo und des Capito, alſo nach den vollwichtigſten Autoritäten. An zwey verſchiedenen Stellen jenes Kapitels ſagt er darüber Folgendes:
Virgo autem Vestalis simul est capta … eo statim tempore sine emancipatione ac sine capitis minutione e patris potestate exit, et jus testamenti faciundi adi- piscitur.
Praeterea in commentariis Labeonis quae ad XII. tab. composuit, ita scriptum est: Virgo Vestalis neque heres est cuiquam intestato, neque intestatae quisquam: sed bona ejus in publicum redigi ajunt. Id quo jure fiat, quaeritur.
(a)Gajus I. § 130. Ulpian. X. § 5.
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Status und Capitis deminutio.
war, ſo iſt es in dieſer Stelle noch weniger als in den
übrigen zweifelhaft, daß hier nur die coëmtio einer unab-
hängigen Frau als eine capitis deminutio bezeichnet wer-
den ſoll.
XVIII.
H. Die wichtigſten Fälle endlich für die Feſtſtellung
des wahren Begriffs der capitis deminutio überhaupt,
und der minima insbeſondere, ſind die Weihen des flamen
Dialis und der Veſtaliſchen Jungfrauen.
Von den Veſtalinnen ſagen die alten Juriſten, daß ſie
aus der väterlichen Gewalt austreten (a). Allein weit ge-
nauere Nachrichten über die bey ihnen eintretende Verän-
derung des Rechtszuſtandes giebt Gellius I. 12, und zwar
aus den Schriften des Labeo und des Capito, alſo nach
den vollwichtigſten Autoritäten. An zwey verſchiedenen
Stellen jenes Kapitels ſagt er darüber Folgendes:
Virgo autem Vestalis simul est capta … eo statim
tempore sine emancipatione ac sine capitis minutione
e patris potestate exit, et jus testamenti faciundi adi-
piscitur.
Praeterea in commentariis Labeonis quae ad XII.
tab. composuit, ita scriptum est: Virgo Vestalis neque
heres est cuiquam intestato, neque intestatae quisquam:
sed bona ejus in publicum redigi ajunt. Id quo jure
fiat, quaeritur.
(a) Gajus I. § 130. Ulpian. X. § 5.
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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840/517>, abgerufen am 23.11.2024.
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