Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840.Obligationen der Sklaven. naturales obligationes) vorausgesetzt, und es wurde dasPeculium gerade so berechnet, wie wenn diese Schulden schon baar bezahlt gewesen wären. Dabey mußte natür- lich alle Willkühr des Herrn ausgeschlossen bleiben, und es wurde daher das Daseyn und die Gültigkeit der Schul- den nach denselben Regeln, wie bey gewöhnlichen Civil- obligationen, beurtheilt (d). -- Zweytens nach der Frey- lassung zeigte sich jene Ausnahme wirksam, indem die Zahlung einer solchen Schuld von Seiten des Patrons an den Freygelassenen niemals als indebitum angefochten werden konnte, selbst wenn der Patron dabey im Irrthum gewesen seyn sollte (e). -- Nur Ein Vertrag sollte in solchen (d) L. 49 § 2 de peculio (15. 1.). "Ut debitor vel servus do- mino, vel dominus servo in- telligatur, ex cuusa civili com- putandum est: ideoque si do- minus in rationes suas referat, se debere servo suo, cum om- nino neque mutuum acceperit, neque ulla causa praecesserat debendi, nuda ratio non facit eum debitorem." (e) L. 64 de cond. indeb. (12
6.). "Si, quod dominus servo debuit, manumisso solvit, quam- vis existimans ei aliqua teneri actione, tamen repetere non po- terit, quia naturale agnovit de- bitum." -- L. 14 de O. et A. (44. 7.). "Servi ex delictis qui- dem obligantur, et si manumit- tuntur obligati remanent: ex contractibus autem civiliter qui- dem non obligantur, sed natu- raliter ct obligantur et obli- gant. Denique si servo, qui mihi mutuam pecuniam dede- rat, manumisso solvam, libe- ror." In dieser Stelle muß das et obligant, aus den im Text ausgeführten Gründen, in einge- schränkterer Anwendung verstan- den werden, als das et obligan- tur, so daß es nur auf die For- derungen an den eigenen Herrn, nicht an andere Personen, bezo- gen werden darf (Note a). Eben so muß in dem Beyspiel am Schluß der Stelle zu si servo hinzugedacht werden meo. -- Gar nicht hierher gehören L 18. 19. 32. 35 de solut. (46. 3.), nach welchen der Schuldner frey wird, wenn er dem Freygelassenen zahlt, ohne von dessen Manumission zu wissen. Das geschieht nicht we- gen einer naturalis obligatio zu Obligationen der Sklaven. naturales obligationes) vorausgeſetzt, und es wurde dasPeculium gerade ſo berechnet, wie wenn dieſe Schulden ſchon baar bezahlt geweſen wären. Dabey mußte natür- lich alle Willkühr des Herrn ausgeſchloſſen bleiben, und es wurde daher das Daſeyn und die Gültigkeit der Schul- den nach denſelben Regeln, wie bey gewoͤhnlichen Civil- obligationen, beurtheilt (d). — Zweytens nach der Frey- laſſung zeigte ſich jene Ausnahme wirkſam, indem die Zahlung einer ſolchen Schuld von Seiten des Patrons an den Freygelaſſenen niemals als indebitum angefochten werden konnte, ſelbſt wenn der Patron dabey im Irrthum geweſen ſeyn ſollte (e). — Nur Ein Vertrag ſollte in ſolchen (d) L. 49 § 2 de peculio (15. 1.). „Ut debitor vel servus do- mino, vel dominus servo in- telligatur, ex cuusa civili com- putandum est: ideoque si do- minus in rationes suas referat, se debere servo suo, cum om- nino neque mutuum acceperit, neque ulla causa praecesserat debendi, nuda ratio non facit eum debitorem.” (e) L. 64 de cond. indeb. (12
6.). „Si, quod dominus servo debuit, manumisso solvit, quam- vis existimans ei aliqua teneri actione, tamen repetere non po- terit, quia naturale agnovit de- bitum.” — L. 14 de O. et A. (44. 7.). „Servi ex delictis qui- dem obligantur, et si manumit- tuntur obligati remanent: ex contractibus autem civiliter qui- dem non obligantur, sed natu- raliter ct obligantur et obli- gant. Denique si servo, qui mihi mutuam pecuniam dede- rat, manumisso solvam, libe- ror.” In dieſer Stelle muß das et obligant, aus den im Text ausgeführten Gründen, in einge- ſchränkterer Anwendung verſtan- den werden, als das et obligan- tur, ſo daß es nur auf die For- derungen an den eigenen Herrn, nicht an andere Perſonen, bezo- gen werden darf (Note a). Eben ſo muß in dem Beyſpiel am Schluß der Stelle zu si servo hinzugedacht werden meo. — Gar nicht hierher gehören L 18. 19. 32. 35 de solut. (46. 3.), nach welchen der Schuldner frey wird, wenn er dem Freygelaſſenen zahlt, ohne von deſſen Manumiſſion zu wiſſen. Das geſchieht nicht we- gen einer naturalis obligatio zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0437" n="423"/><fw place="top" type="header">Obligationen der Sklaven.</fw><lb/><hi rendition="#aq">naturales obligationes</hi>) vorausgeſetzt, und es wurde das<lb/> Peculium gerade ſo berechnet, wie wenn dieſe Schulden<lb/> ſchon baar bezahlt geweſen wären. Dabey mußte natür-<lb/> lich alle Willkühr des Herrn ausgeſchloſſen bleiben, und<lb/> es wurde daher das Daſeyn und die Gültigkeit der Schul-<lb/> den nach denſelben Regeln, wie bey gewoͤhnlichen Civil-<lb/> obligationen, beurtheilt <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 49 § 2 <hi rendition="#i">de peculio</hi> (15.<lb/> 1.). „Ut debitor vel servus do-<lb/> mino, vel dominus servo in-<lb/> telligatur, <hi rendition="#i">ex cuusa civili com-<lb/> putandum est:</hi> ideoque si do-<lb/> minus in rationes suas referat,<lb/> se debere servo suo, cum om-<lb/> nino neque mutuum acceperit,<lb/> neque ulla causa praecesserat<lb/> debendi, <hi rendition="#i">nuda ratio non facit<lb/> eum debitorem</hi>.”</hi></note>. — Zweytens nach der Frey-<lb/> laſſung zeigte ſich jene Ausnahme wirkſam, indem die<lb/> Zahlung einer ſolchen Schuld von Seiten des Patrons<lb/> an den Freygelaſſenen niemals als <hi rendition="#aq">indebitum</hi> angefochten<lb/> werden konnte, ſelbſt wenn der Patron dabey im Irrthum<lb/> geweſen ſeyn ſollte <note xml:id="seg2pn_74_1" next="#seg2pn_74_2" place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 64 <hi rendition="#i">de cond. indeb.</hi> (12<lb/> 6.). „Si, quod dominus servo<lb/> debuit, manumisso solvit, quam-<lb/> vis existimans ei aliqua teneri<lb/> actione, tamen repetere non po-<lb/> terit, quia naturale agnovit de-<lb/> bitum.” — <hi rendition="#i">L.</hi> 14 <hi rendition="#i">de O. et A.</hi><lb/> (44. 7.). „Servi ex delictis qui-<lb/> dem obligantur, et si manumit-<lb/> tuntur obligati remanent: <hi rendition="#i">ex<lb/> contractibus autem civiliter qui-<lb/> dem non obligantur, sed natu-<lb/> raliter ct obligantur et obli-<lb/> gant</hi>. Denique si servo, qui<lb/> mihi mutuam pecuniam dede-<lb/> rat, manumisso solvam, libe-<lb/> ror.”</hi> In dieſer Stelle muß das<lb/><hi rendition="#aq">et obligant,</hi> aus den im Text<lb/> ausgeführten Gründen, in einge-<lb/> ſchränkterer Anwendung verſtan-<lb/> den werden, als das <hi rendition="#aq">et obligan-<lb/> tur,</hi> ſo daß es nur auf die For-<lb/> derungen an den eigenen Herrn,<lb/> nicht an andere Perſonen, bezo-<lb/> gen werden darf (Note <hi rendition="#aq">a</hi>). Eben<lb/> ſo muß in dem Beyſpiel am<lb/> Schluß der Stelle zu <hi rendition="#aq">si servo</hi><lb/> hinzugedacht werden <hi rendition="#aq">meo.</hi> — Gar<lb/> nicht hierher gehören <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi> 18. 19.<lb/> 32. 35 <hi rendition="#i">de solut.</hi></hi> (46. 3.), nach<lb/> welchen der Schuldner frey wird,<lb/> wenn er dem Freygelaſſenen zahlt,<lb/> ohne von deſſen Manumiſſion zu<lb/> wiſſen. Das geſchieht nicht we-<lb/> gen einer <hi rendition="#aq">naturalis obligatio</hi> zu</note>. — Nur Ein Vertrag ſollte in ſolchen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [423/0437]
Obligationen der Sklaven.
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Peculium gerade ſo berechnet, wie wenn dieſe Schulden
ſchon baar bezahlt geweſen wären. Dabey mußte natür-
lich alle Willkühr des Herrn ausgeſchloſſen bleiben, und
es wurde daher das Daſeyn und die Gültigkeit der Schul-
den nach denſelben Regeln, wie bey gewoͤhnlichen Civil-
obligationen, beurtheilt (d). — Zweytens nach der Frey-
laſſung zeigte ſich jene Ausnahme wirkſam, indem die
Zahlung einer ſolchen Schuld von Seiten des Patrons
an den Freygelaſſenen niemals als indebitum angefochten
werden konnte, ſelbſt wenn der Patron dabey im Irrthum
geweſen ſeyn ſollte (e). — Nur Ein Vertrag ſollte in ſolchen
(d) L. 49 § 2 de peculio (15.
1.). „Ut debitor vel servus do-
mino, vel dominus servo in-
telligatur, ex cuusa civili com-
putandum est: ideoque si do-
minus in rationes suas referat,
se debere servo suo, cum om-
nino neque mutuum acceperit,
neque ulla causa praecesserat
debendi, nuda ratio non facit
eum debitorem.”
(e) L. 64 de cond. indeb. (12
6.). „Si, quod dominus servo
debuit, manumisso solvit, quam-
vis existimans ei aliqua teneri
actione, tamen repetere non po-
terit, quia naturale agnovit de-
bitum.” — L. 14 de O. et A.
(44. 7.). „Servi ex delictis qui-
dem obligantur, et si manumit-
tuntur obligati remanent: ex
contractibus autem civiliter qui-
dem non obligantur, sed natu-
raliter ct obligantur et obli-
gant. Denique si servo, qui
mihi mutuam pecuniam dede-
rat, manumisso solvam, libe-
ror.” In dieſer Stelle muß das
et obligant, aus den im Text
ausgeführten Gründen, in einge-
ſchränkterer Anwendung verſtan-
den werden, als das et obligan-
tur, ſo daß es nur auf die For-
derungen an den eigenen Herrn,
nicht an andere Perſonen, bezo-
gen werden darf (Note a). Eben
ſo muß in dem Beyſpiel am
Schluß der Stelle zu si servo
hinzugedacht werden meo. — Gar
nicht hierher gehören L 18. 19.
32. 35 de solut. (46. 3.), nach
welchen der Schuldner frey wird,
wenn er dem Freygelaſſenen zahlt,
ohne von deſſen Manumiſſion zu
wiſſen. Das geſchieht nicht we-
gen einer naturalis obligatio zu
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