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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840.

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§. 95. Juristische Personen. Rechte. (Fortsetzung.)
erzwungene) pollicitatio in der That eine ipso jure rechts-
gültige Forderung erworben hatte; der Gezwungene be-
durfte einer Exception, um sich gegen die Klage der Stadt
zu schützen, einer Klage um von seiner Schuld ipso jure
frey zu werden (f). -- Der bestimmteste Ausspruch aber
findet sich in einem Gesetz von Majorian, nach welchem
niemals eine Curie als Ganzes verurtheilt werden soll,
sondern immer nur die strafbaren einzelnen Mitglieder (f1).

In der Römischen Geschichte finden sich nicht wenige
Beyspiele von hart behandelten Stadtgemeinden. Das
merkwürdigste derselben ist das der Stadt Capua, welche
im zweyten Punischen Kriege von Rom abgefallen war.
Nach ihrer Wiedereroberung wurden nicht nur die ange-
sehensten Bürger hingerichtet, sondern der Stadt selbst
wurde jede Spur städtischer Verfassung gänzlich entzo-
gen (g). Augenscheinlich war dieses, wie alles Ähnliche
in der Römischen Geschichte, eine blos politische Hand-
lung, keine Anwendung der Criminalgesetze durch richter-
liche Gewalt.

Abweichend von den Grundsätzen des R. R. verordnete

(f) Über die Klagbarkeit der
Pollicitationen vgl. L. 1. 3. 4. 7
de pollicitat.
(50. 12.). Daß ein
erzwungnes Versprechen ipso jure
klagbar ist, und nur per excep-
tionem
entkräftet wird, darüber
vgl. § 1 J. de except. (4. 13.).
(f1) Nov. Majoriani Tit. 7
(in Hugo's Jus civile antejust.
p.
1386 § 11): "Nunquam curiae
a provinciarum rectoribus ge-
nerali condemnatione mulcten-
tur, cum utique hoc et aequi-
tas suadeat et regula juris an-
tiqui, ut noxa tantum caput
sequatur, ne propter unius for-
tasse delictum alii dispendiis
affligantur."
(g) Livius Lib. 26 C. 16.
II. 21

§. 95. Juriſtiſche Perſonen. Rechte. (Fortſetzung.)
erzwungene) pollicitatio in der That eine ipso jure rechts-
gültige Forderung erworben hatte; der Gezwungene be-
durfte einer Exception, um ſich gegen die Klage der Stadt
zu ſchützen, einer Klage um von ſeiner Schuld ipso jure
frey zu werden (f). — Der beſtimmteſte Ausſpruch aber
findet ſich in einem Geſetz von Majorian, nach welchem
niemals eine Curie als Ganzes verurtheilt werden ſoll,
ſondern immer nur die ſtrafbaren einzelnen Mitglieder (f¹).

In der Römiſchen Geſchichte finden ſich nicht wenige
Beyſpiele von hart behandelten Stadtgemeinden. Das
merkwürdigſte derſelben iſt das der Stadt Capua, welche
im zweyten Puniſchen Kriege von Rom abgefallen war.
Nach ihrer Wiedereroberung wurden nicht nur die ange-
ſehenſten Bürger hingerichtet, ſondern der Stadt ſelbſt
wurde jede Spur ſtädtiſcher Verfaſſung gänzlich entzo-
gen (g). Augenſcheinlich war dieſes, wie alles Ähnliche
in der Römiſchen Geſchichte, eine blos politiſche Hand-
lung, keine Anwendung der Criminalgeſetze durch richter-
liche Gewalt.

Abweichend von den Grundſätzen des R. R. verordnete

(f) Über die Klagbarkeit der
Pollicitationen vgl. L. 1. 3. 4. 7
de pollicitat.
(50. 12.). Daß ein
erzwungnes Verſprechen ipso jure
klagbar iſt, und nur per excep-
tionem
entkräftet wird, darüber
vgl. § 1 J. de except. (4. 13.).
(f¹) Nov. Majoriani Tit. 7
(in Hugo’s Jus civile antejust.
p.
1386 § 11): „Nunquam curiae
a provinciarum rectoribus ge-
nerali condemnatione mulcten-
tur, cum utique hoc et aequi-
tas suadeat et regula juris an-
tiqui, ut noxa tantum caput
sequatur, ne propter unius for-
tasse delictum alii dispendiis
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[321/0335] §. 95. Juriſtiſche Perſonen. Rechte. (Fortſetzung.) erzwungene) pollicitatio in der That eine ipso jure rechts- gültige Forderung erworben hatte; der Gezwungene be- durfte einer Exception, um ſich gegen die Klage der Stadt zu ſchützen, einer Klage um von ſeiner Schuld ipso jure frey zu werden (f). — Der beſtimmteſte Ausſpruch aber findet ſich in einem Geſetz von Majorian, nach welchem niemals eine Curie als Ganzes verurtheilt werden ſoll, ſondern immer nur die ſtrafbaren einzelnen Mitglieder (f¹). In der Römiſchen Geſchichte finden ſich nicht wenige Beyſpiele von hart behandelten Stadtgemeinden. Das merkwürdigſte derſelben iſt das der Stadt Capua, welche im zweyten Puniſchen Kriege von Rom abgefallen war. Nach ihrer Wiedereroberung wurden nicht nur die ange- ſehenſten Bürger hingerichtet, ſondern der Stadt ſelbſt wurde jede Spur ſtädtiſcher Verfaſſung gänzlich entzo- gen (g). Augenſcheinlich war dieſes, wie alles Ähnliche in der Römiſchen Geſchichte, eine blos politiſche Hand- lung, keine Anwendung der Criminalgeſetze durch richter- liche Gewalt. Abweichend von den Grundſätzen des R. R. verordnete (f) Über die Klagbarkeit der Pollicitationen vgl. L. 1. 3. 4. 7 de pollicitat. (50. 12.). Daß ein erzwungnes Verſprechen ipso jure klagbar iſt, und nur per excep- tionem entkräftet wird, darüber vgl. § 1 J. de except. (4. 13.). (f¹) Nov. Majoriani Tit. 7 (in Hugo’s Jus civile antejust. p. 1386 § 11): „Nunquam curiae a provinciarum rectoribus ge- nerali condemnatione mulcten- tur, cum utique hoc et aequi- tas suadeat et regula juris an- tiqui, ut noxa tantum caput sequatur, ne propter unius for- tasse delictum alii dispendiis affligantur.” (g) Livius Lib. 26 C. 16. II. 21

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840/335>, abgerufen am 22.11.2024.