neu entstehen läßt. Nicht selten wird ein solches Ver- fahren zur Läuterung der Begriffe und Grundsätze, nachdem sie von Anderen mit Willkühr behandelt und entstellt worden sind, gute Dienste thun; Neigung und Fähigkeit dazu wird sich vorzugsweise finden, wenn der Verfasser den Stoff, welchen er jetzt als Schriftsteller bearbeitet, oft in Vorlesungen zu behandeln Veranlas- sung gehabt hat. -- Der Plan zu dem Werk in seiner hier vorliegenden Gestalt ist im Frühjahr 1835 ent- worfen worden; im Herbst desselben Jahres wurde die Ausarbeitung begonnen, und bey dem Anfang des Drucks waren die Vier Kapitel des ersten Buchs, und die Drey ersten Kapitel des zweyten zu Ende gebracht.
Indem ich jetzt dieses Werk hinaus sende, kann ich den Gedanken an die Schicksale, die ihm bevorstehen, nicht unterdrücken. Gutes und Böses wird ihm wi- derfahren wie jedem menschlichen Streben und Wirken. Gar Manche werden mir sagen, wie mangelhaft es sey; aber Keiner kann dessen Mängel vollständiger einsehen und lebhafter empfinden als ich. Jetzt, da ein ansehn- licher Theil fertig vor mir liegt, möchte ich, daß so Manches erschöpfender, anschaulicher, also anders gera- then wäre. Sollte uns eine solche Erkenntniß den Muth lähmen, den der Entschluß zu jeder weitaussehenden Un-
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Vorrede.
neu entſtehen läßt. Nicht ſelten wird ein ſolches Ver- fahren zur Läuterung der Begriffe und Grundſätze, nachdem ſie von Anderen mit Willkühr behandelt und entſtellt worden ſind, gute Dienſte thun; Neigung und Fähigkeit dazu wird ſich vorzugsweiſe finden, wenn der Verfaſſer den Stoff, welchen er jetzt als Schriftſteller bearbeitet, oft in Vorleſungen zu behandeln Veranlaſ- ſung gehabt hat. — Der Plan zu dem Werk in ſeiner hier vorliegenden Geſtalt iſt im Frühjahr 1835 ent- worfen worden; im Herbſt deſſelben Jahres wurde die Ausarbeitung begonnen, und bey dem Anfang des Drucks waren die Vier Kapitel des erſten Buchs, und die Drey erſten Kapitel des zweyten zu Ende gebracht.
Indem ich jetzt dieſes Werk hinaus ſende, kann ich den Gedanken an die Schickſale, die ihm bevorſtehen, nicht unterdrücken. Gutes und Böſes wird ihm wi- derfahren wie jedem menſchlichen Streben und Wirken. Gar Manche werden mir ſagen, wie mangelhaft es ſey; aber Keiner kann deſſen Mängel vollſtändiger einſehen und lebhafter empfinden als ich. Jetzt, da ein anſehn- licher Theil fertig vor mir liegt, möchte ich, daß ſo Manches erſchöpfender, anſchaulicher, alſo anders gera- then wäre. Sollte uns eine ſolche Erkenntniß den Muth lähmen, den der Entſchluß zu jeder weitausſehenden Un-
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[XLIX/0055]
Vorrede.
neu entſtehen läßt. Nicht ſelten wird ein ſolches Ver-
fahren zur Läuterung der Begriffe und Grundſätze,
nachdem ſie von Anderen mit Willkühr behandelt und
entſtellt worden ſind, gute Dienſte thun; Neigung und
Fähigkeit dazu wird ſich vorzugsweiſe finden, wenn der
Verfaſſer den Stoff, welchen er jetzt als Schriftſteller
bearbeitet, oft in Vorleſungen zu behandeln Veranlaſ-
ſung gehabt hat. — Der Plan zu dem Werk in ſeiner
hier vorliegenden Geſtalt iſt im Frühjahr 1835 ent-
worfen worden; im Herbſt deſſelben Jahres wurde die
Ausarbeitung begonnen, und bey dem Anfang des Drucks
waren die Vier Kapitel des erſten Buchs, und die Drey
erſten Kapitel des zweyten zu Ende gebracht.
Indem ich jetzt dieſes Werk hinaus ſende, kann ich
den Gedanken an die Schickſale, die ihm bevorſtehen,
nicht unterdrücken. Gutes und Böſes wird ihm wi-
derfahren wie jedem menſchlichen Streben und Wirken.
Gar Manche werden mir ſagen, wie mangelhaft es ſey;
aber Keiner kann deſſen Mängel vollſtändiger einſehen
und lebhafter empfinden als ich. Jetzt, da ein anſehn-
licher Theil fertig vor mir liegt, möchte ich, daß ſo
Manches erſchöpfender, anſchaulicher, alſo anders gera-
then wäre. Sollte uns eine ſolche Erkenntniß den Muth
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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 1. Berlin, 1840, S. XLIX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system01_1840/55>, abgerufen am 23.07.2024.
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