Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 1. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. I. Wesen und Arten.
diesen Zusammenhang angiebt. Allein dieses Zeugniß
würde zwar sehr wichtig seyn, als von einem Mitarbei-
ter an Justinians Institutionen herrührend, wenn die Ein-
theilung in diesen Institutionen zuerst entstanden wäre: da
sie aber, wie wir jetzt wissen, schon von Gajus ange-
wendet, und von Justinian nur beybehalten worden ist,
so hat jenes Zeugniß wenig historisches Gewicht, so lange
man nicht ohne den geringsten Beweis annehmen will,
Theophilus habe über die Absicht des Gajus, die Obli-
gationen zum dritten Theil (de actionibus) zu rechnen,
bey einem älteren Schriftsteller eine Nachricht gefunden (p).
Giebt man aber das Zeugniß des Theophilus als nicht
entscheidend auf, und sucht die Streitfrage lediglich aus
inneren Gründen zu entscheiden, so steht die Sache so.
Die Vertheidiger der ersten Meynung sind dann genöthigt,
die Gegenstände der drey Theile also anzugeben: Perso-
nen, Sachen und Handlungen oder Forderungen (q). Dann
wäre der eigentliche Inhalt des dritten Theils das Obli-

haupt diese ganze Frage in den
oben (Note b) angeführten Stel-
len mit ungemeiner Vollständig-
keit behandelt, auch sehr schätz-
bare literarische Nachweisungen
dazu gegeben hat.
(p) Hugo civ. Magazin B. 5
S. 404. B. 6 S. 337. Er giebt
jedoch zu, Theophilus könne wohl
die ältere Nachricht, wenigstens
was den Grund der Verbin-
dung der Obligationen mit dem
dritten Theil betreffe, misverstan-
den und entstellt haben, auch sey
man wohl bey der Abfassung der Ju-
stinianischen Institutionen schwan-
kend über die Sache gewesen. (En-
cyclopädie S. 63).
(q) Hugo civil. Magaz. B. 4
S. 49. B. 5 S. 417. Encyclopä-
die S. 60. 61.

Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. I. Weſen und Arten.
dieſen Zuſammenhang angiebt. Allein dieſes Zeugniß
würde zwar ſehr wichtig ſeyn, als von einem Mitarbei-
ter an Juſtinians Inſtitutionen herrührend, wenn die Ein-
theilung in dieſen Inſtitutionen zuerſt entſtanden wäre: da
ſie aber, wie wir jetzt wiſſen, ſchon von Gajus ange-
wendet, und von Juſtinian nur beybehalten worden iſt,
ſo hat jenes Zeugniß wenig hiſtoriſches Gewicht, ſo lange
man nicht ohne den geringſten Beweis annehmen will,
Theophilus habe über die Abſicht des Gajus, die Obli-
gationen zum dritten Theil (de actionibus) zu rechnen,
bey einem älteren Schriftſteller eine Nachricht gefunden (p).
Giebt man aber das Zeugniß des Theophilus als nicht
entſcheidend auf, und ſucht die Streitfrage lediglich aus
inneren Gründen zu entſcheiden, ſo ſteht die Sache ſo.
Die Vertheidiger der erſten Meynung ſind dann genöthigt,
die Gegenſtände der drey Theile alſo anzugeben: Perſo-
nen, Sachen und Handlungen oder Forderungen (q). Dann
wäre der eigentliche Inhalt des dritten Theils das Obli-

haupt dieſe ganze Frage in den
oben (Note b) angeführten Stel-
len mit ungemeiner Vollſtändig-
keit behandelt, auch ſehr ſchätz-
bare literariſche Nachweiſungen
dazu gegeben hat.
(p) Hugo civ. Magazin B. 5
S. 404. B. 6 S. 337. Er giebt
jedoch zu, Theophilus könne wohl
die ältere Nachricht, wenigſtens
was den Grund der Verbin-
dung der Obligationen mit dem
dritten Theil betreffe, misverſtan-
den und entſtellt haben, auch ſey
man wohl bey der Abfaſſung der Ju-
ſtinianiſchen Inſtitutionen ſchwan-
kend über die Sache geweſen. (En-
cyclopädie S. 63).
(q) Hugo civil. Magaz. B. 4
S. 49. B. 5 S. 417. Encyclopä-
die S. 60. 61.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0458" n="402"/><fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältni&#x017F;&#x017F;e. Kap. <hi rendition="#aq">I.</hi> We&#x017F;en und Arten.</fw><lb/>
die&#x017F;en Zu&#x017F;ammenhang angiebt. Allein die&#x017F;es Zeugniß<lb/>
würde zwar &#x017F;ehr wichtig &#x017F;eyn, als von einem Mitarbei-<lb/>
ter an Ju&#x017F;tinians In&#x017F;titutionen herrührend, wenn die Ein-<lb/>
theilung in die&#x017F;en In&#x017F;titutionen zuer&#x017F;t ent&#x017F;tanden wäre: da<lb/>
&#x017F;ie aber, wie wir jetzt wi&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;chon von Gajus ange-<lb/>
wendet, und von Ju&#x017F;tinian nur beybehalten worden i&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;o hat jenes Zeugniß wenig hi&#x017F;tori&#x017F;ches Gewicht, &#x017F;o lange<lb/>
man nicht ohne den gering&#x017F;ten Beweis annehmen will,<lb/>
Theophilus habe über die Ab&#x017F;icht des Gajus, die Obli-<lb/>
gationen zum dritten Theil (<hi rendition="#aq">de actionibus</hi>) zu rechnen,<lb/>
bey einem älteren Schrift&#x017F;teller eine Nachricht gefunden <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#g">Hugo</hi> civ. Magazin B. 5<lb/>
S. 404. B. 6 S. 337. Er giebt<lb/>
jedoch zu, Theophilus könne wohl<lb/>
die ältere Nachricht, wenig&#x017F;tens<lb/>
was den <hi rendition="#g">Grund</hi> der Verbin-<lb/>
dung der Obligationen mit dem<lb/>
dritten Theil betreffe, misver&#x017F;tan-<lb/>
den und ent&#x017F;tellt haben, auch &#x017F;ey<lb/>
man wohl bey der Abfa&#x017F;&#x017F;ung der Ju-<lb/>
&#x017F;tiniani&#x017F;chen In&#x017F;titutionen &#x017F;chwan-<lb/>
kend über die Sache gewe&#x017F;en. (En-<lb/>
cyclopädie S. 63).</note>.<lb/>
Giebt man aber das Zeugniß des Theophilus als nicht<lb/>
ent&#x017F;cheidend auf, und &#x017F;ucht die Streitfrage lediglich aus<lb/>
inneren Gründen zu ent&#x017F;cheiden, &#x017F;o &#x017F;teht die Sache &#x017F;o.<lb/>
Die Vertheidiger der er&#x017F;ten Meynung &#x017F;ind dann genöthigt,<lb/>
die Gegen&#x017F;tände der drey Theile al&#x017F;o anzugeben: Per&#x017F;o-<lb/>
nen, Sachen und Handlungen oder Forderungen <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#g">Hugo</hi> civil. Magaz. B. 4<lb/>
S. 49. B. 5 S. 417. Encyclopä-<lb/>
die S. 60. 61.</note>. Dann<lb/>
wäre der eigentliche Inhalt des dritten Theils das Obli-<lb/><note xml:id="seg2pn_55_2" prev="#seg2pn_55_1" place="foot" n="(o)">haupt die&#x017F;e ganze Frage in den<lb/>
oben (Note <hi rendition="#aq">b</hi>) angeführten Stel-<lb/>
len mit ungemeiner Voll&#x017F;tändig-<lb/>
keit behandelt, auch &#x017F;ehr &#x017F;chätz-<lb/>
bare literari&#x017F;che Nachwei&#x017F;ungen<lb/>
dazu gegeben hat.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[402/0458] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. I. Weſen und Arten. dieſen Zuſammenhang angiebt. Allein dieſes Zeugniß würde zwar ſehr wichtig ſeyn, als von einem Mitarbei- ter an Juſtinians Inſtitutionen herrührend, wenn die Ein- theilung in dieſen Inſtitutionen zuerſt entſtanden wäre: da ſie aber, wie wir jetzt wiſſen, ſchon von Gajus ange- wendet, und von Juſtinian nur beybehalten worden iſt, ſo hat jenes Zeugniß wenig hiſtoriſches Gewicht, ſo lange man nicht ohne den geringſten Beweis annehmen will, Theophilus habe über die Abſicht des Gajus, die Obli- gationen zum dritten Theil (de actionibus) zu rechnen, bey einem älteren Schriftſteller eine Nachricht gefunden (p). Giebt man aber das Zeugniß des Theophilus als nicht entſcheidend auf, und ſucht die Streitfrage lediglich aus inneren Gründen zu entſcheiden, ſo ſteht die Sache ſo. Die Vertheidiger der erſten Meynung ſind dann genöthigt, die Gegenſtände der drey Theile alſo anzugeben: Perſo- nen, Sachen und Handlungen oder Forderungen (q). Dann wäre der eigentliche Inhalt des dritten Theils das Obli- (o) (p) Hugo civ. Magazin B. 5 S. 404. B. 6 S. 337. Er giebt jedoch zu, Theophilus könne wohl die ältere Nachricht, wenigſtens was den Grund der Verbin- dung der Obligationen mit dem dritten Theil betreffe, misverſtan- den und entſtellt haben, auch ſey man wohl bey der Abfaſſung der Ju- ſtinianiſchen Inſtitutionen ſchwan- kend über die Sache geweſen. (En- cyclopädie S. 63). (q) Hugo civil. Magaz. B. 4 S. 49. B. 5 S. 417. Encyclopä- die S. 60. 61. (o) haupt dieſe ganze Frage in den oben (Note b) angeführten Stel- len mit ungemeiner Vollſtändig- keit behandelt, auch ſehr ſchätz- bare literariſche Nachweiſungen dazu gegeben hat.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system01_1840/458
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 1. Berlin, 1840, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system01_1840/458>, abgerufen am 22.11.2024.