handlung hinreichend, da wegen des äußerst zahlreichen
Sklavenstandes das Bedürfniß freyer Dienstboten fast gar
nicht wahrgenommen wurde. Anders bey uns, die wir
keine Sklaven haben, weshalb jenes Verhältniß zu einem
höchst wichtigen und verbreiteten Bedürfniß geworden ist.
Nun reichen wir mit der beschränkten Behandlung gleich
jedem anderen Arbeitsvertrag nicht aus, und so ist im
Preußischen Landrecht auf ganz richtige Weise das Dienst-
botenrecht nicht unter die Contracte, sondern in das Per-
sonenrecht aufgenommen worden
(f).
§. 56.
Vermögensrecht.
Für das Vermögensrecht wurden oben (§ 53) zwey
Gegenstände angegeben, Sachen und Handlungen. Darauf
gründen sich die beyden Haupttheile desselben: Sachen-
recht und Obligationenrecht. Das erste hat zum
Stoff den Besitz, oder die faktische Herrschaft über Sa-
chen. Als Recht erscheint es einfach und vollständig in
der Gestalt des Eigenthums, oder der unbeschränkten
und ausschließenden Herrschaft einer Person über eine
Sache. Um uns aber das Wesen des Eigenthums klar
zu machen, müssen wir von folgender allgemeinen Be-
trachtung ausgehen. Jeder Mensch hat den Beruf zur
Herrschaft über die unfreye Natur; denselben Beruf
aber muß er eben so in jedem andern Menschen anerken-
handlung hinreichend, da wegen des äußerſt zahlreichen
Sklavenſtandes das Bedürfniß freyer Dienſtboten faſt gar
nicht wahrgenommen wurde. Anders bey uns, die wir
keine Sklaven haben, weshalb jenes Verhältniß zu einem
höchſt wichtigen und verbreiteten Bedürfniß geworden iſt.
Nun reichen wir mit der beſchränkten Behandlung gleich
jedem anderen Arbeitsvertrag nicht aus, und ſo iſt im
Preußiſchen Landrecht auf ganz richtige Weiſe das Dienſt-
botenrecht nicht unter die Contracte, ſondern in das Per-
ſonenrecht aufgenommen worden
(f).
§. 56.
Vermögensrecht.
Für das Vermögensrecht wurden oben (§ 53) zwey
Gegenſtände angegeben, Sachen und Handlungen. Darauf
gründen ſich die beyden Haupttheile deſſelben: Sachen-
recht und Obligationenrecht. Das erſte hat zum
Stoff den Beſitz, oder die faktiſche Herrſchaft über Sa-
chen. Als Recht erſcheint es einfach und vollſtändig in
der Geſtalt des Eigenthums, oder der unbeſchränkten
und ausſchließenden Herrſchaft einer Perſon über eine
Sache. Um uns aber das Weſen des Eigenthums klar
zu machen, müſſen wir von folgender allgemeinen Be-
trachtung ausgehen. Jeder Menſch hat den Beruf zur
Herrſchaft über die unfreye Natur; denſelben Beruf
aber muß er eben ſo in jedem andern Menſchen anerken-
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§. 56. Vermögensrecht.
handlung hinreichend, da wegen des äußerſt zahlreichen
Sklavenſtandes das Bedürfniß freyer Dienſtboten faſt gar
nicht wahrgenommen wurde. Anders bey uns, die wir
keine Sklaven haben, weshalb jenes Verhältniß zu einem
höchſt wichtigen und verbreiteten Bedürfniß geworden iſt.
Nun reichen wir mit der beſchränkten Behandlung gleich
jedem anderen Arbeitsvertrag nicht aus, und ſo iſt im
Preußiſchen Landrecht auf ganz richtige Weiſe das Dienſt-
botenrecht nicht unter die Contracte, ſondern in das Per-
ſonenrecht aufgenommen worden (f).
§. 56.
Vermögensrecht.
Für das Vermögensrecht wurden oben (§ 53) zwey
Gegenſtände angegeben, Sachen und Handlungen. Darauf
gründen ſich die beyden Haupttheile deſſelben: Sachen-
recht und Obligationenrecht. Das erſte hat zum
Stoff den Beſitz, oder die faktiſche Herrſchaft über Sa-
chen. Als Recht erſcheint es einfach und vollſtändig in
der Geſtalt des Eigenthums, oder der unbeſchränkten
und ausſchließenden Herrſchaft einer Perſon über eine
Sache. Um uns aber das Weſen des Eigenthums klar
zu machen, müſſen wir von folgender allgemeinen Be-
trachtung ausgehen. Jeder Menſch hat den Beruf zur
Herrſchaft über die unfreye Natur; denſelben Beruf
aber muß er eben ſo in jedem andern Menſchen anerken-
(f) A. L. R. II. 5.