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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 1. Berlin, 1840.

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Buch I. Quellen. Kap. IV. Auslegung der Gesetze.
§. 50.
Ansichten der Neueren von der Auslegung (a).

Von abweichenden Ansichten neuerer Schriftsteller ist
schon neben meiner eigenen Darstellung häufig die Rede
gewesen. Am Schlusse sollen dieselben noch in einigen
Hauptpunkten zusammengestellt werden, welche auf diese
Lehre im Ganzen besonderen Einfluß ausüben.

Dahin gehört zuerst der fast allgemein herrschende Be-
griff der Auslegung als einer Erklärung dunkler Ge-
setze (b). Indem hier ein zufälliger und zwar mangelhaf-
ter Zustand der Gesetze zur Bedingung ihres Daseyns ge-
macht wird, erhält sie selbst die zufällige Natur einer blo-
ßen Abhülfe von einem Übel, woraus von selbst folgt,
daß sie in demselben Verhältniß entbehrlicher werden muß,
als die Gesetze vollkommner werden (c). -- Nun wird
Niemand läugnen, daß bey dunklen Gesetzen die Ausle-

(a) Ich führe hier folgende
Schriftsteller an, die theils be-
sonders reichhaltiges Material dar-
bieten, theils als Repräsentanten
der gangbarsten Meynungen gel-
ten können: Chr. H. Eckhard
hermeneutica juris ed. C. W.
Walch Lips.
1802. 8. -- Thi-
baut
Theorie der logischen Aus-
legung des R. R. 2te Ausg. Al-
tona 1806. 8. -- Mühlenbruch I.
§ 53--67. -- Vorzüglich frey von
herrschenden Vorstellungen, und
reich an eigenen Gedanken, ist
hier wie anderwärts Donellus I.
13. 14. 15.
(b) Forster de j. interpret.
I. 1. Hellfeld § 29. Hofacker I.

§ 149. 151. 152. (Hübner) Be-
richtigungen und Zusätze zu Höpf-
ner S. 173. Hufeland Lehr-
buch des Civilrechts I. § 28. --
Die Römer sahen die Sache an-
ders an. L. 1 § 11 de inspic.
ventre.
(25. 4.). "Quamvis sit
manifestissimum Edictum Prae-
toris, attamen non est negli-
genda interpretatio ejus."
(c) Wörtlich erklärt dieses Za-
chariä
Hermeneutik S. 160.
Buch I. Quellen. Kap. IV. Auslegung der Geſetze.
§. 50.
Anſichten der Neueren von der Auslegung (a).

Von abweichenden Anſichten neuerer Schriftſteller iſt
ſchon neben meiner eigenen Darſtellung häufig die Rede
geweſen. Am Schluſſe ſollen dieſelben noch in einigen
Hauptpunkten zuſammengeſtellt werden, welche auf dieſe
Lehre im Ganzen beſonderen Einfluß ausüben.

Dahin gehört zuerſt der faſt allgemein herrſchende Be-
griff der Auslegung als einer Erklärung dunkler Ge-
ſetze (b). Indem hier ein zufälliger und zwar mangelhaf-
ter Zuſtand der Geſetze zur Bedingung ihres Daſeyns ge-
macht wird, erhält ſie ſelbſt die zufällige Natur einer blo-
ßen Abhülfe von einem Übel, woraus von ſelbſt folgt,
daß ſie in demſelben Verhältniß entbehrlicher werden muß,
als die Geſetze vollkommner werden (c). — Nun wird
Niemand läugnen, daß bey dunklen Geſetzen die Ausle-

(a) Ich führe hier folgende
Schriftſteller an, die theils be-
ſonders reichhaltiges Material dar-
bieten, theils als Repräſentanten
der gangbarſten Meynungen gel-
ten können: Chr. H. Eckhard
hermeneutica juris ed. C. W.
Walch Lips.
1802. 8. — Thi-
baut
Theorie der logiſchen Aus-
legung des R. R. 2te Ausg. Al-
tona 1806. 8. — Mühlenbruch I.
§ 53—67. — Vorzüglich frey von
herrſchenden Vorſtellungen, und
reich an eigenen Gedanken, iſt
hier wie anderwärts Donellus I.
13. 14. 15.
(b) Forster de j. interpret.
I. 1. Hellfeld § 29. Hofacker I.

§ 149. 151. 152. (Hübner) Be-
richtigungen und Zuſätze zu Höpf-
ner S. 173. Hufeland Lehr-
buch des Civilrechts I. § 28. —
Die Römer ſahen die Sache an-
ders an. L. 1 § 11 de inspic.
ventre.
(25. 4.). „Quamvis sit
manifestissimum Edictum Prae-
toris, attamen non est negli-
genda interpretatio ejus.”
(c) Wörtlich erklärt dieſes Za-
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Hermeneutik S. 160.
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[318/0374] Buch I. Quellen. Kap. IV. Auslegung der Geſetze. §. 50. Anſichten der Neueren von der Auslegung (a). Von abweichenden Anſichten neuerer Schriftſteller iſt ſchon neben meiner eigenen Darſtellung häufig die Rede geweſen. Am Schluſſe ſollen dieſelben noch in einigen Hauptpunkten zuſammengeſtellt werden, welche auf dieſe Lehre im Ganzen beſonderen Einfluß ausüben. Dahin gehört zuerſt der faſt allgemein herrſchende Be- griff der Auslegung als einer Erklärung dunkler Ge- ſetze (b). Indem hier ein zufälliger und zwar mangelhaf- ter Zuſtand der Geſetze zur Bedingung ihres Daſeyns ge- macht wird, erhält ſie ſelbſt die zufällige Natur einer blo- ßen Abhülfe von einem Übel, woraus von ſelbſt folgt, daß ſie in demſelben Verhältniß entbehrlicher werden muß, als die Geſetze vollkommner werden (c). — Nun wird Niemand läugnen, daß bey dunklen Geſetzen die Ausle- (a) Ich führe hier folgende Schriftſteller an, die theils be- ſonders reichhaltiges Material dar- bieten, theils als Repräſentanten der gangbarſten Meynungen gel- ten können: Chr. H. Eckhard hermeneutica juris ed. C. W. Walch Lips. 1802. 8. — Thi- baut Theorie der logiſchen Aus- legung des R. R. 2te Ausg. Al- tona 1806. 8. — Mühlenbruch I. § 53—67. — Vorzüglich frey von herrſchenden Vorſtellungen, und reich an eigenen Gedanken, iſt hier wie anderwärts Donellus I. 13. 14. 15. (b) Forster de j. interpret. I. 1. Hellfeld § 29. Hofacker I. § 149. 151. 152. (Hübner) Be- richtigungen und Zuſätze zu Höpf- ner S. 173. Hufeland Lehr- buch des Civilrechts I. § 28. — Die Römer ſahen die Sache an- ders an. L. 1 § 11 de inspic. ventre. (25. 4.). „Quamvis sit manifestissimum Edictum Prae- toris, attamen non est negli- genda interpretatio ejus.” (c) Wörtlich erklärt dieſes Za- chariä Hermeneutik S. 160.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 1. Berlin, 1840, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system01_1840/374>, abgerufen am 24.11.2024.