Thibaut versichert im Eingang seiner Schrift, daß er als warmer Freund seines Vaterlandes rede, und gewiß, er hat ein Recht, dieses zu sagen. Denn er hat zur Zeit des Code in einer Reihe von Recensio- nen auf die Würde der Deutschen Jurisprudenz ge- halten, während Manche die neue Weisheit, Manche selbst die Herrschaft, wozu diese führte, mit thörichtem Jubel begrüßten. Auch das Ziel seines Vorschlags, die festere, innigere Vereinigung der Nation, bestätigt diese gute Gesinnung, die ich mit Freuden anerkenne. Bis auf diesen Punkt also sind wir einig, und darum ist unser Streit kein feindseeliger, uns liegt derselbe Zweck ernsthaft am Herzen, und wir berathen und bespre- chen uns über die Mittel. Aber freylich über diese Mittel sind unsre Ansichten sehr entgegen gesetzt. Vie- les davon ist schon oben im Zusammenhang dieser Schrift abgehandelt worden, der eigentliche Vorschlag selbst ist nun noch zu prüfen.
Thibaut nimmt an, das vorgeschlagene Ge- setzbuch könne in zwey, drey, vier Jahren gemacht werden 1), nicht als bloser Behelf, sondern als ein
1) A. a. O. S. 64.
11. Thibauts Vorſchlag.
Thibaut verſichert im Eingang ſeiner Schrift, daß er als warmer Freund ſeines Vaterlandes rede, und gewiß, er hat ein Recht, dieſes zu ſagen. Denn er hat zur Zeit des Code in einer Reihe von Recenſio- nen auf die Würde der Deutſchen Jurisprudenz ge- halten, während Manche die neue Weisheit, Manche ſelbſt die Herrſchaft, wozu dieſe führte, mit thörichtem Jubel begrüßten. Auch das Ziel ſeines Vorſchlags, die feſtere, innigere Vereinigung der Nation, beſtätigt dieſe gute Geſinnung, die ich mit Freuden anerkenne. Bis auf dieſen Punkt alſo ſind wir einig, und darum iſt unſer Streit kein feindſeeliger, uns liegt derſelbe Zweck ernſthaft am Herzen, und wir berathen und beſpre- chen uns über die Mittel. Aber freylich über dieſe Mittel ſind unſre Anſichten ſehr entgegen geſetzt. Vie- les davon iſt ſchon oben im Zuſammenhang dieſer Schrift abgehandelt worden, der eigentliche Vorſchlag ſelbſt iſt nun noch zu prüfen.
Thibaut nimmt an, das vorgeſchlagene Ge- ſetzbuch könne in zwey, drey, vier Jahren gemacht werden 1), nicht als bloſer Behelf, ſondern als ein
1) A. a. O. S. 64.
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11.
Thibauts Vorſchlag.
Thibaut verſichert im Eingang ſeiner Schrift, daß
er als warmer Freund ſeines Vaterlandes rede, und
gewiß, er hat ein Recht, dieſes zu ſagen. Denn er
hat zur Zeit des Code in einer Reihe von Recenſio-
nen auf die Würde der Deutſchen Jurisprudenz ge-
halten, während Manche die neue Weisheit, Manche
ſelbſt die Herrſchaft, wozu dieſe führte, mit thörichtem
Jubel begrüßten. Auch das Ziel ſeines Vorſchlags, die
feſtere, innigere Vereinigung der Nation, beſtätigt dieſe
gute Geſinnung, die ich mit Freuden anerkenne. Bis
auf dieſen Punkt alſo ſind wir einig, und darum iſt
unſer Streit kein feindſeeliger, uns liegt derſelbe Zweck
ernſthaft am Herzen, und wir berathen und beſpre-
chen uns über die Mittel. Aber freylich über dieſe
Mittel ſind unſre Anſichten ſehr entgegen geſetzt. Vie-
les davon iſt ſchon oben im Zuſammenhang dieſer
Schrift abgehandelt worden, der eigentliche Vorſchlag
ſelbſt iſt nun noch zu prüfen.
Thibaut nimmt an, das vorgeſchlagene Ge-
ſetzbuch könne in zwey, drey, vier Jahren gemacht
werden 1), nicht als bloſer Behelf, ſondern als ein
1) A. a. O. S. 64.
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Savigny, Friedrich Carl von: Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. Heidelberg, 1814, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_gesetzgebung_1814/165>, abgerufen am 04.03.2025.
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