Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sattler, Basilius: Eine Predigt/ Von der Oberkeit. Gethan bey der Begräbnuß Des Weyland Hochwürdigen/ Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten und Herrn/ Herrn Heinrich Julii/ Postulirten Bischoffen des Stiffts Halberstadt/ und Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg/ hochlöblicher gedechtnuß. Magdeburg, 1613.

Bild:
<< vorherige Seite
Die vierdte Lehr.

DIe letzte vnd fürnembste Lehr ist diese mit / so sichauff gegenwertigen Fall wol schickt / ob die Herrn vnd gewaltige auch im Himmel kommen / vnd Gott sie selig machen wolle.

Nun lessets sich fast ansehen / als wenn sie Gott nicht wolte selig machen / vnd jhnen die Seligkeit nicht gönnete / weil viel Gewaltige verdampt werden: So findet man auch in der Schrifft sprüche / die einen kleinmütig machen könten / wie denn im Buch der Weißheit am 6. stehet / den geringen wiederfehret Gnade / aber die gewaltigen werden gewaltig gestrafft werden. Vnd Christus sagt / Es sey schwer / das ein Reicher / (darunter auch grosse Herrn gerechnet werden) Selig werde. Vnd Paulus 1. Cor. 1. schreibt: Nicht viel weise nach den fleisch / nicht viel gewaltige / nicht viel Edle sind beruffen / sondern was Thöricht ist / hat Gott er wehlet / das er die Weisen zu schanden mache / vnd was schwach ist für der Welt / hat er erwehlet / das er zu schanden mache / was starck ist auff Erden / vnd das Vnedle für der Welt / vnd das verachte hat Gott erwehlet / vnd das da nichts ist / das er zu nicht mache was etwas ist / Wie denn auch im Volck Gottes vnter den Königen Juda die meisten verdampt sind / vnd die Heyden auch gesagt: Dz Könige gemeinlich schrecklich zu grunde gehen / dahero man auch fast ein Sprichwort gemacht / das grosse Herrn sind Wiltprät im Himel.

Dieses möcht nu einen wol fürn Kopff stossen / jhn kleinmütig / vnd fast die Gedancken machen / als wenn es etwa bey Gott hafftete / das sie nicht selig werden / vnd er jnen feindt were / vnd jnen die Selig keit nicht gönnete: Welche Gedancken / wenn sie im Hertzen vberhand nehmen / einen Regenten wol so weit bringen möchten / das er entweder verzagte / oder sich gar in die Schantze schlüge / vnd gedechte / so wolte er eben so mehr in die Helle rennen / als traben. Vnnd zwar wenn wir / wie etliche rhun / diese Frag hoch anfangen wolten dz Gott etliche schlecht zum ewigen Verdamnß / die andern zur Seligkeit verordnet habe / würden wir auch wenig trost finden. Aber Paulus führet vns allhie von diesen hohen Gedancken ab / auff den geoffenbareten willen Gottes / welcher vns nicht fehlen kan: Dahin auch Gott vns selber wetset / vnd lehret nu / das Gott klin Person ansehe / sie sey Herr od Knecht / Oberkeit oder Vnderthan. Wie Petrus Act. 10. zeuget / vnd es

Die vierdte Lehr.

DIe letzte vnd fürnembste Lehr ist diese mit / so sichauff gegenwertigen Fall wol schickt / ob die Herrn vnd gewaltige auch im Himmel kommen / vnd Gott sie selig machen wolle.

Nun lessets sich fast ansehen / als wenn sie Gott nicht wolte selig machen / vnd jhnen die Seligkeit nicht gönnete / weil viel Gewaltige verdampt werden: So findet man auch in der Schrifft sprüche / die einen kleinmütig machen könten / wie denn im Buch der Weißheit am 6. stehet / den geringen wiederfehret Gnade / aber die gewaltigen werden gewaltig gestrafft werden. Vnd Christus sagt / Es sey schwer / das ein Reicher / (darunter auch grosse Herrn gerechnet werden) Selig werde. Vnd Paulus 1. Cor. 1. schreibt: Nicht viel weise nach dẽ fleisch / nicht viel gewaltige / nicht viel Edle sind beruffen / sondern was Thöricht ist / hat Gott er wehlet / das er die Weisen zu schanden mache / vñ was schwach ist für der Welt / hat er erwehlet / das er zu schanden mache / was starck ist auff Erden / vnd das Vnedle für der Welt / vnd das verachte hat Gott erwehlet / vnd das da nichts ist / das er zu nicht mache was etwas ist / Wie denn auch im Volck Gottes vnter den Königen Juda die meisten verdampt sind / vnd die Heyden auch gesagt: Dz Könige gemeinlich schrecklich zu grunde gehen / dahero man auch fast ein Sprichwort gemacht / das grosse Herrn sind Wiltprät im Himel.

Dieses möcht nu einen wol fürn Kopff stossen / jhn kleinmütig / vnd fast die Gedancken machen / als wenn es etwa bey Gott hafftete / das sie nicht selig werden / vnd er jnen feindt were / vnd jnen die Selig keit nicht gönnete: Welche Gedancken / wenn sie im Hertzen vberhand nehmen / einen Regenten wol so weit bringen möchten / das er entweder verzagte / oder sich gar in die Schantze schlüge / vnd gedechte / so wolte er eben so mehr in die Helle rennen / als traben. Vnnd zwar wenn wir / wie etliche rhun / diese Frag hoch anfangen wolten dz Gott etliche schlecht zum ewigen Verdamnß / die andern zur Seligkeit verordnet habe / würden wir auch wenig trost finden. Aber Paulus führet vns allhie von diesen hohen Gedancken ab / auff den geoffenbaretẽ willen Gottes / welcher vns nicht fehlen kan: Dahin auch Gott vns selber wetset / vnd lehret nu / das Gott klin Person ansehe / sie sey Herr od Knecht / Oberkeit oder Vnderthan. Wie Petrus Act. 10. zeuget / vñ es

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0024"/>
      </div>
      <div>
        <head>Die vierdte Lehr.</head><lb/>
        <p>DIe letzte vnd fürnembste Lehr ist diese mit / so sichauff gegenwertigen Fall wol schickt / ob die Herrn vnd gewaltige auch im Himmel kommen / vnd Gott sie selig machen wolle.</p>
        <p>Nun lessets sich fast ansehen / als wenn sie Gott nicht wolte selig machen / vnd jhnen die Seligkeit nicht gönnete / weil viel Gewaltige verdampt werden: So findet man auch in der Schrifft sprüche / die einen kleinmütig machen könten / wie denn im Buch der Weißheit am 6. stehet / den geringen wiederfehret Gnade / aber die gewaltigen werden gewaltig gestrafft werden. Vnd Christus sagt / Es sey schwer / das ein Reicher / (darunter auch grosse Herrn gerechnet werden) Selig werde. Vnd Paulus 1. Cor. 1. schreibt: Nicht viel weise nach de&#x0303; fleisch / nicht viel gewaltige / nicht viel Edle sind beruffen / sondern was Thöricht ist / hat Gott er wehlet / das er die Weisen zu schanden mache / vn&#x0303; was schwach ist für der Welt / hat er erwehlet / das er zu schanden mache / was starck ist auff Erden / vnd das Vnedle für der Welt / vnd das verachte hat Gott erwehlet / vnd das da nichts ist / das er zu nicht mache was etwas ist / Wie denn auch im Volck Gottes vnter den Königen Juda die meisten verdampt sind / vnd die Heyden auch gesagt: Dz Könige gemeinlich schrecklich zu grunde gehen / dahero man auch fast ein Sprichwort gemacht / das grosse Herrn sind Wiltprät im Himel.</p>
        <p>Dieses möcht nu einen wol fürn Kopff stossen / jhn kleinmütig / vnd fast die Gedancken machen / als wenn es etwa bey Gott hafftete / das sie nicht selig werden / vnd er jnen feindt were / vnd jnen die Selig keit nicht gönnete: Welche Gedancken / wenn sie im Hertzen vberhand nehmen / einen Regenten wol so weit bringen möchten / das er entweder verzagte / oder sich gar in die Schantze schlüge / vnd gedechte / so wolte er eben so mehr in die Helle rennen / als traben. Vnnd zwar wenn wir / wie etliche rhun / diese Frag hoch anfangen wolten dz Gott etliche schlecht zum ewigen Verdamnß / die andern zur Seligkeit verordnet habe / würden wir auch wenig trost finden. Aber Paulus führet vns allhie von diesen hohen Gedancken ab / auff den geoffenbarete&#x0303; willen Gottes / welcher vns nicht fehlen kan: Dahin auch Gott vns selber wetset / vnd lehret nu / das Gott klin Person ansehe / sie sey Herr od Knecht / Oberkeit oder Vnderthan. Wie Petrus Act. 10. zeuget / vn&#x0303; es
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0024] Die vierdte Lehr. DIe letzte vnd fürnembste Lehr ist diese mit / so sichauff gegenwertigen Fall wol schickt / ob die Herrn vnd gewaltige auch im Himmel kommen / vnd Gott sie selig machen wolle. Nun lessets sich fast ansehen / als wenn sie Gott nicht wolte selig machen / vnd jhnen die Seligkeit nicht gönnete / weil viel Gewaltige verdampt werden: So findet man auch in der Schrifft sprüche / die einen kleinmütig machen könten / wie denn im Buch der Weißheit am 6. stehet / den geringen wiederfehret Gnade / aber die gewaltigen werden gewaltig gestrafft werden. Vnd Christus sagt / Es sey schwer / das ein Reicher / (darunter auch grosse Herrn gerechnet werden) Selig werde. Vnd Paulus 1. Cor. 1. schreibt: Nicht viel weise nach dẽ fleisch / nicht viel gewaltige / nicht viel Edle sind beruffen / sondern was Thöricht ist / hat Gott er wehlet / das er die Weisen zu schanden mache / vñ was schwach ist für der Welt / hat er erwehlet / das er zu schanden mache / was starck ist auff Erden / vnd das Vnedle für der Welt / vnd das verachte hat Gott erwehlet / vnd das da nichts ist / das er zu nicht mache was etwas ist / Wie denn auch im Volck Gottes vnter den Königen Juda die meisten verdampt sind / vnd die Heyden auch gesagt: Dz Könige gemeinlich schrecklich zu grunde gehen / dahero man auch fast ein Sprichwort gemacht / das grosse Herrn sind Wiltprät im Himel. Dieses möcht nu einen wol fürn Kopff stossen / jhn kleinmütig / vnd fast die Gedancken machen / als wenn es etwa bey Gott hafftete / das sie nicht selig werden / vnd er jnen feindt were / vnd jnen die Selig keit nicht gönnete: Welche Gedancken / wenn sie im Hertzen vberhand nehmen / einen Regenten wol so weit bringen möchten / das er entweder verzagte / oder sich gar in die Schantze schlüge / vnd gedechte / so wolte er eben so mehr in die Helle rennen / als traben. Vnnd zwar wenn wir / wie etliche rhun / diese Frag hoch anfangen wolten dz Gott etliche schlecht zum ewigen Verdamnß / die andern zur Seligkeit verordnet habe / würden wir auch wenig trost finden. Aber Paulus führet vns allhie von diesen hohen Gedancken ab / auff den geoffenbaretẽ willen Gottes / welcher vns nicht fehlen kan: Dahin auch Gott vns selber wetset / vnd lehret nu / das Gott klin Person ansehe / sie sey Herr od Knecht / Oberkeit oder Vnderthan. Wie Petrus Act. 10. zeuget / vñ es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sattler_predigt_1613
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sattler_predigt_1613/24
Zitationshilfe: Sattler, Basilius: Eine Predigt/ Von der Oberkeit. Gethan bey der Begräbnuß Des Weyland Hochwürdigen/ Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten und Herrn/ Herrn Heinrich Julii/ Postulirten Bischoffen des Stiffts Halberstadt/ und Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg/ hochlöblicher gedechtnuß. Magdeburg, 1613, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sattler_predigt_1613/24>, abgerufen am 18.12.2024.