Sattler, Basilius: Drey Predigten, Gethan bey der Leich vnd Begrebnis, Weilandt Des Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten und Herrn, H. Julij, Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg. Wolfenbüttel, 1589.man sich auff wider Gott / das man nach jm vnd seinem Wort nicht viel fraget / man lest sich schier bedüncken / man bedürffe vnsers HERRN Gottes nicht. Wie legt man sich auff wieder den Negsten / denselben vnter zudrücken / vnd weis jhm nichts zu willen. Da sollen wir nun bedencken / daß das alles eitel vnd vnbestendig sey / Summa es sey eben / als wenn man ein Handt vmbkeret / so sey es alles dahin. Denn es hat mit vns die gelegenheit dißfals / wie mit einem Rechenpfennig / wenn den ein Rechenmeister legt in die vierde Lini / so gilt er 1000. so bald er jhn auffnimpt / so gilt er nichts. Eben also ists mit vns auch / Wenn vns Gott hohe gaben gibt / oder in ein hohes Ampt vns setzt / Wenn er vns viel gibt / so gelten wir viel / Wenn er vns aber auffnimpt (wie er vns denn alle zu letzt auffnimpt) vnd zwar ehe wir vns vermuthen / so gelten wir nichts. Wie nun ein Pfaw / das sonst ein hoffertiger Vogel ist / ob sie wol stoltzieret / wenn sie jre schöne Federn vnd Spiegel ausbreitet / vnd beschawet / doch bald sie jrer heßlichen Füsse gewar wird / demütiger wird / vnd die Federn sincken lest: Also sollen wir / wenn wir sehen / was es mit einem Menschen für ein jämmerlich ding sey / wie baldt es vmb jn geschehen / vns beide für Gott vnd den Menschen demütigen. man sich auff wider Gott / das man nach jm vnd seinem Wort nicht viel fraget / man lest sich schier bedüncken / man bedürffe vnsers HERRN Gottes nicht. Wie legt man sich auff wieder den Negsten / denselben vnter zudrücken / vnd weis jhm nichts zu willen. Da sollen wir nun bedencken / daß das alles eitel vnd vnbestendig sey / Summa es sey eben / als wenn man ein Handt vmbkeret / so sey es alles dahin. Deñ es hat mit vns die gelegenheit dißfals / wie mit einem Rechenpfennig / wenn den ein Rechenmeister legt in die vierde Lini / so gilt er 1000. so bald er jhn auffnimpt / so gilt er nichts. Eben also ists mit vns auch / Wenn vns Gott hohe gaben gibt / oder in ein hohes Ampt vns setzt / Wenn er vns viel gibt / so gelten wir viel / Wenn er vns aber auffnimpt (wie er vns denn alle zu letzt auffnimpt) vnd zwar ehe wir vns vermuthen / so gelten wir nichts. Wie nun ein Pfaw / das sonst ein hoffertiger Vogel ist / ob sie wol stoltzieret / wenn sie jre schöne Federn vnd Spiegel ausbreitet / vnd beschawet / doch bald sie jrer heßlichen Füsse gewar wird / demütiger wird / vnd die Federn sincken lest: Also sollen wir / wenn wir sehen / was es mit einem Menschen für ein jämmerlich ding sey / wie baldt es vmb jn geschehen / vns beide für Gott vnd den Menschen demütigen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0042"/> man sich auff wider Gott / das man nach jm vnd seinem Wort nicht viel fraget / man lest sich schier bedüncken / man bedürffe vnsers HERRN Gottes nicht. Wie legt man sich auff wieder den Negsten / denselben vnter zudrücken / vnd weis jhm nichts zu willen.</p> <p>Da sollen wir nun bedencken / daß das alles eitel vnd vnbestendig sey / Summa es sey eben / als wenn man ein Handt vmbkeret / so sey es alles dahin. Deñ es hat mit vns die gelegenheit dißfals / wie mit einem Rechenpfennig / wenn den ein Rechenmeister legt in die vierde Lini / so gilt er 1000. so bald er jhn auffnimpt / so gilt er nichts. Eben also ists mit vns auch / Wenn vns Gott hohe gaben gibt / oder in ein hohes Ampt vns setzt / Wenn er vns viel gibt / so gelten wir viel / Wenn er vns aber auffnimpt (wie er vns denn alle zu letzt auffnimpt) vnd zwar ehe wir vns vermuthen / so gelten wir nichts.</p> <p>Wie nun ein Pfaw / das sonst ein hoffertiger Vogel ist / ob sie wol stoltzieret / wenn sie jre schöne Federn vnd Spiegel ausbreitet / vnd beschawet / doch bald sie jrer heßlichen Füsse gewar wird / demütiger wird / vnd die Federn sincken lest: Also sollen wir / wenn wir sehen / was es mit einem Menschen für ein jämmerlich ding sey / wie baldt es vmb jn geschehen / vns beide für Gott vnd den Menschen demütigen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [0042]
man sich auff wider Gott / das man nach jm vnd seinem Wort nicht viel fraget / man lest sich schier bedüncken / man bedürffe vnsers HERRN Gottes nicht. Wie legt man sich auff wieder den Negsten / denselben vnter zudrücken / vnd weis jhm nichts zu willen.
Da sollen wir nun bedencken / daß das alles eitel vnd vnbestendig sey / Summa es sey eben / als wenn man ein Handt vmbkeret / so sey es alles dahin. Deñ es hat mit vns die gelegenheit dißfals / wie mit einem Rechenpfennig / wenn den ein Rechenmeister legt in die vierde Lini / so gilt er 1000. so bald er jhn auffnimpt / so gilt er nichts. Eben also ists mit vns auch / Wenn vns Gott hohe gaben gibt / oder in ein hohes Ampt vns setzt / Wenn er vns viel gibt / so gelten wir viel / Wenn er vns aber auffnimpt (wie er vns denn alle zu letzt auffnimpt) vnd zwar ehe wir vns vermuthen / so gelten wir nichts.
Wie nun ein Pfaw / das sonst ein hoffertiger Vogel ist / ob sie wol stoltzieret / wenn sie jre schöne Federn vnd Spiegel ausbreitet / vnd beschawet / doch bald sie jrer heßlichen Füsse gewar wird / demütiger wird / vnd die Federn sincken lest: Also sollen wir / wenn wir sehen / was es mit einem Menschen für ein jämmerlich ding sey / wie baldt es vmb jn geschehen / vns beide für Gott vnd den Menschen demütigen.
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