lichsten Sündigens in Jhrem Geiste und der un- reinesten Vorstellungen auf den Hals ziehen? Folgen Jhnen denn die vor jedermann verbor- gen und unsichtbar gebliebenen Wercke ihrer See- le nicht in die Ewigkeit nach? werden sie Sie vor dem heiligsten Richterstuhl JEsu Christi nicht höchst abominable machen?
Und wie? Sind Sie denn im Stande, das Verderben der Phantasie zu hemmen oder auf- zuheben? Können Sie es halten, daß es nur bey einerley Grad der Verwüstung bleibe, und nicht täglich, ja, welches entsetzlich, bey Tag und Nacht weiter gehe? Können Sie umkehren, wenn sie wollen? Müssen Sie nicht oft eine viertel, ja wol halbe Stunde nach einander den allerliederlich- sten und unverschämtesten Gedancken nachgeben und nachgehen? Und merckens wol dazu nicht einmal, was für ein schändlicher Unflat in ihrer Seele und Leibe tobet und waltet. Können Sie die Menge solcher unreinen Vorstellungen zehlen? oder ihren Grad, ihre Stärcke, ihre Dauer, ihre Schuld und Abscheulichkeit vor GOtt schätzen? Die grösten Missethäter hören wenigstens schlaffend einigermassen von ihren Uebelthaten auf: aber Jhre starck erregte, ver- wöhnte und gefangene Phantasie zwinget Sie, daß Sie diese Art der schändlichsten Uebelthaten nicht einmal bey Nacht lassen können: ist das vernünftig, sich in diese Sclaverey wissentlich zu stürtzen? Sollen Sie GOttes edles Werck so verderben?
III.
Sie verwirren und vernichten al-3) Schluß- folge.
les
E 2
Betrachtung der Unreinigkeit.
lichſten Suͤndigens in Jhrem Geiſte und der un- reineſten Vorſtellungen auf den Hals ziehen? Folgen Jhnen denn die vor jedermann verbor- gen und unſichtbar gebliebenen Wercke ihrer See- le nicht in die Ewigkeit nach? werden ſie Sie vor dem heiligſten Richterſtuhl JEſu Chriſti nicht hoͤchſt abominable machen?
Und wie? Sind Sie denn im Stande, das Verderben der Phantaſie zu hemmen oder auf- zuheben? Koͤnnen Sie es halten, daß es nur bey einerley Grad der Verwuͤſtung bleibe, und nicht taͤglich, ja, welches entſetzlich, bey Tag und Nacht weiter gehe? Koͤnnen Sie umkehren, wenn ſie wollen? Muͤſſen Sie nicht oft eine viertel, ja wol halbe Stunde nach einander den allerliederlich- ſten und unverſchaͤmteſten Gedancken nachgeben und nachgehen? Und merckens wol dazu nicht einmal, was fuͤr ein ſchaͤndlicher Unflat in ihrer Seele und Leibe tobet und waltet. Koͤnnen Sie die Menge ſolcher unreinen Vorſtellungen zehlen? oder ihren Grad, ihre Staͤrcke, ihre Dauer, ihre Schuld und Abſcheulichkeit vor GOtt ſchaͤtzen? Die groͤſten Miſſethaͤter hoͤren wenigſtens ſchlaffend einigermaſſen von ihren Uebelthaten auf: aber Jhre ſtarck erregte, ver- woͤhnte und gefangene Phantaſie zwinget Sie, daß Sie dieſe Art der ſchaͤndlichſten Uebelthaten nicht einmal bey Nacht laſſen koͤnnen: iſt das vernuͤnftig, ſich in dieſe Sclaverey wiſſentlich zu ſtuͤrtzen? Sollen Sie GOttes edles Werck ſo verderben?
III.
Sie verwirren und vernichten al-3) Schluß- folge.
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Betrachtung der Unreinigkeit.
lichſten Suͤndigens in Jhrem Geiſte und der un-
reineſten Vorſtellungen auf den Hals ziehen?
Folgen Jhnen denn die vor jedermann verbor-
gen und unſichtbar gebliebenen Wercke ihrer See-
le nicht in die Ewigkeit nach? werden ſie Sie
vor dem heiligſten Richterſtuhl JEſu Chriſti
nicht hoͤchſt abominable machen?
Und wie? Sind Sie denn im Stande, das
Verderben der Phantaſie zu hemmen oder auf-
zuheben? Koͤnnen Sie es halten, daß es nur bey
einerley Grad der Verwuͤſtung bleibe, und nicht
taͤglich, ja, welches entſetzlich, bey Tag und Nacht
weiter gehe? Koͤnnen Sie umkehren, wenn ſie
wollen? Muͤſſen Sie nicht oft eine viertel, ja wol
halbe Stunde nach einander den allerliederlich-
ſten und unverſchaͤmteſten Gedancken nachgeben
und nachgehen? Und merckens wol dazu nicht
einmal, was fuͤr ein ſchaͤndlicher Unflat in ihrer
Seele und Leibe tobet und waltet. Koͤnnen
Sie die Menge ſolcher unreinen Vorſtellungen
zehlen? oder ihren Grad, ihre Staͤrcke, ihre
Dauer, ihre Schuld und Abſcheulichkeit vor
GOtt ſchaͤtzen? Die groͤſten Miſſethaͤter hoͤren
wenigſtens ſchlaffend einigermaſſen von ihren
Uebelthaten auf: aber Jhre ſtarck erregte, ver-
woͤhnte und gefangene Phantaſie zwinget Sie,
daß Sie dieſe Art der ſchaͤndlichſten Uebelthaten
nicht einmal bey Nacht laſſen koͤnnen: iſt das
vernuͤnftig, ſich in dieſe Sclaverey wiſſentlich zu
ſtuͤrtzen? Sollen Sie GOttes edles Werck ſo
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/87>, abgerufen am 24.11.2024.
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