Tisch fortgejaget, u. wieder unter das Gesetz gethan, als unter ihren vorigen Zuchtmeister. Das Man- na der göttlichen Freude und des tieffen Seelenfrie- dens wird ihnen entzogen, und sie werden gleichsam zu den Dienstboten in die Küche hin verwiesen, und ihr hochvergnügter Umgang mit GOtt verlieret sich. Da befinden sie sich ärmer und elender, als alle ge- setzliche Menschen: gleichwie ein vom Vater zu den Knechten verstossenes Kind betrübter unter ihnen aussiehet, als sie alle.
Derowegen freue dich allezeit mit Zittern, und sey niemals mehr auf deiner Hut, als wann die Gnade über deinem Haupt am heissesten scheinet; alsdann sey am meisten in Sorgen, wie einer, der einen sehr köstlichen Balsam in einem Glas über eine sehr unebene Gasse trägt, voll Augen ist, daß er ja nirgends anstosse. Springe du nicht; gehe sachte; so bleibt der Schatz der reinen Liebe JEsu im Hertzen. Muthwille thut nie gut. Es kön- nen wenige die guten Tage weder im geistlichen noch leiblichen vertragen: sie stolpern bald, und machen, daß der liebe und gute GOtt sie hart halten muß, und nicht anders kann, wann er sie nicht ver- derben will. Jst dir hiemit wohl am Leib, und auch am Geist: so fürchte dich alsdenn am meisten, und dencke, es sey keine grössere Anfechtung, als ohne Anfechtung und Leiden seyn; bete um so viel desto brünstiger: Vater, ach führe uns nicht in Ver- suchung, sondern erlöse uns vom Bösen etc. Nimmst du diesen guten Rath an: so magst du wol vor einem schweren Fall bewahret bleiben. Jch nenne einen schweren Fall auch die geringste Beleidigung JEsu, dadurch der hellleuchtende Leitstern des tröstenden heiligen Geistes verfinstert, und die jauchzende Freudigkeit in GOtt in Un- muth verwandelt wird. Ach wie subtil ist doch
das
Anhang zum dritten Theil,
Tiſch fortgejaget, u. wieder unter das Geſetz gethan, als unter ihren vorigen Zuchtmeiſter. Das Man- na der goͤttlichen Freude und des tieffen Seelenfrie- dens wird ihnen entzogen, und ſie werden gleichſam zu den Dienſtboten in die Kuͤche hin verwieſen, und ihr hochvergnuͤgter Umgang mit GOtt verlieret ſich. Da befinden ſie ſich aͤrmer und elender, als alle ge- ſetzliche Menſchen: gleichwie ein vom Vater zu den Knechten verſtoſſenes Kind betruͤbter unter ihnen ausſiehet, als ſie alle.
Derowegen freue dich allezeit mit Zittern, und ſey niemals mehr auf deiner Hut, als wann die Gnade uͤber deinem Haupt am heiſſeſten ſcheinet; alsdann ſey am meiſten in Sorgen, wie einer, der einen ſehr koͤſtlichen Balſam in einem Glas uͤber eine ſehr unebene Gaſſe traͤgt, voll Augen iſt, daß er ja nirgends anſtoſſe. Springe du nicht; gehe ſachte; ſo bleibt der Schatz der reinen Liebe JEſu im Hertzen. Muthwille thut nie gut. Es koͤn- nen wenige die guten Tage weder im geiſtlichen noch leiblichen vertragen: ſie ſtolpern bald, und machen, daß der liebe und gute GOtt ſie hart halten muß, und nicht anders kann, wann er ſie nicht ver- derben will. Jſt dir hiemit wohl am Leib, und auch am Geiſt: ſo fuͤrchte dich alsdenn am meiſten, und dencke, es ſey keine groͤſſere Anfechtung, als ohne Anfechtung und Leiden ſeyn; bete um ſo viel deſto bruͤnſtiger: Vater, ach fuͤhre uns nicht in Ver- ſuchung, ſondern erloͤſe uns vom Boͤſen ꝛc. Nimmſt du dieſen guten Rath an: ſo magſt du wol vor einem ſchweren Fall bewahret bleiben. Jch nenne einen ſchweren Fall auch die geringſte Beleidigung JEſu, dadurch der hellleuchtende Leitſtern des troͤſtenden heiligen Geiſtes verfinſtert, und die jauchzende Freudigkeit in GOtt in Un- muth verwandelt wird. Ach wie ſubtil iſt doch
das
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Anhang zum dritten Theil,
Tiſch fortgejaget, u. wieder unter das Geſetz gethan,
als unter ihren vorigen Zuchtmeiſter. Das Man-
na der goͤttlichen Freude und des tieffen Seelenfrie-
dens wird ihnen entzogen, und ſie werden gleichſam
zu den Dienſtboten in die Kuͤche hin verwieſen, und
ihr hochvergnuͤgter Umgang mit GOtt verlieret ſich.
Da befinden ſie ſich aͤrmer und elender, als alle ge-
ſetzliche Menſchen: gleichwie ein vom Vater zu den
Knechten verſtoſſenes Kind betruͤbter unter ihnen
ausſiehet, als ſie alle.
Derowegen freue dich allezeit mit Zittern, und
ſey niemals mehr auf deiner Hut, als wann die
Gnade uͤber deinem Haupt am heiſſeſten ſcheinet;
alsdann ſey am meiſten in Sorgen, wie einer, der
einen ſehr koͤſtlichen Balſam in einem Glas uͤber
eine ſehr unebene Gaſſe traͤgt, voll Augen iſt, daß
er ja nirgends anſtoſſe. Springe du nicht; gehe
ſachte; ſo bleibt der Schatz der reinen Liebe JEſu
im Hertzen. Muthwille thut nie gut. Es koͤn-
nen wenige die guten Tage weder im geiſtlichen
noch leiblichen vertragen: ſie ſtolpern bald, und
machen, daß der liebe und gute GOtt ſie hart halten
muß, und nicht anders kann, wann er ſie nicht ver-
derben will. Jſt dir hiemit wohl am Leib, und auch
am Geiſt: ſo fuͤrchte dich alsdenn am meiſten, und
dencke, es ſey keine groͤſſere Anfechtung, als ohne
Anfechtung und Leiden ſeyn; bete um ſo viel deſto
bruͤnſtiger: Vater, ach fuͤhre uns nicht in Ver-
ſuchung, ſondern erloͤſe uns vom Boͤſen ꝛc.
Nimmſt du dieſen guten Rath an: ſo magſt du
wol vor einem ſchweren Fall bewahret bleiben.
Jch nenne einen ſchweren Fall auch die geringſte
Beleidigung JEſu, dadurch der hellleuchtende
Leitſtern des troͤſtenden heiligen Geiſtes verfinſtert,
und die jauchzende Freudigkeit in GOtt in Un-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 762. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/782>, abgerufen am 24.11.2024.
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