Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Anhang zum dritten Theil,
einem stets währenden innern Gottesdienst. Diese em-
pfinden inwendig Hertzeleid, davon sie über alles durch
Christi Hülfe errettet zu seyn sich bestreben. Sie sind
noch Kinder des alten Bundes unterm Gesetz am Berg
Sinai, erblicken bisweilen von weitem etwas vom
Berg Zion, es vergehet ihnen aber bald wieder; sie se-
hen sich nach wahrer gründlicher Heiligkeit und gantz
neuer Schöpfung um; verzagen an eigenen Kräfften und
würcken; übergeben sich Christo gantz und gar: indessen
macht ihnen der starcke Rauch Sinai noch alles sehr
dunckel: dahero ihr Aengsten nach Christo oft sehr zwei-
felhaft wird. Diese sind schon begieriger nach der Evan-
gelischen Lehre, sind aber noch weit vom sieg über die
Unkeuschheit: denn diese Sünde in ihnen nimt Anlaß
am Gebot, und erreget in ihnen allerley Lüste, die sie
nicht vermögen auszuwersen, weil die göttliche Glau-
benskraft noch nicht in ihnen ist, wie Paulus diesen
Zustand gar lebendig beschreibet Röm. 7, 7-23. JEsus
ruft aus tieffer Erbarmung dergleichen arme, von Un-
keuschheit, Zorn und andern Sünden übelgeplagte Leu-
te zu sich, Matth. 11, 28. und verheisset ihnen Ruhe.
7) Anfänger in JEsu Schule, die unterm Zug des Va-
ters zur wahren Demüthigung gelanget, und aus Trieb
ihres unbeschreiblichen Elendes zum allgemeinen Heilan-
de der Welt wircklich gekommen, und sich in seine Cur
völlig übergeben haben. Solche Menschen nimmt JE-
sus gern auf, vereinigt sie durch sein eigen Blut, und
macht sie zu seinen Nachfolgern, Joh. 1, 12. cap. 12, 32.
cap. 13, 8. Da, da ist erst nicht nur Lust und Vorsatz,
den alten Adam zu creutzigen und alles auszustehen, was
Teufel und Welt gegen sie vornimmt: (welches die er-
ste Halle des Christenthums ist, als der Stand der Rei-
nigung, darinn sie GOttes| Treue erfahren, uud daß alles,
was GOtt mit ihnen anfängt, auf ihr Wohlseyn abzie-
le, Tag für Tag einsehen,) sondern hier ist die endliche
völlige Uebergebung in JEsu Hertz und Sinn, und die
heilige Vermählung mit ihm. Diese verlangen nun
nicht mehr empfindliche Süßigkeiten; sintemal Christi
Wohlgefallen ihre seligste Zufriedenheit ist. Wann sie
also darinnen treulich ausharren, so wird endlich Chri-
sti Gestalt in ihnen ausgeboren, und in diesem, erst in
diesem allen leidet die Unkeuschheit einen gewaltigen
Stoß und tödtlichen Hieb.
8) Das königliche Priesterthum; Leute, die von einer
Klarheit zur andern fortschreiten, in denen JEsus lebt,
denen die Welt untern Füssen liegt. Diese sind ein
Chor unsichtbarer Könige in Zion, deren die Welt la-
chet
Anhang zum dritten Theil,
einem ſtets waͤhrenden innern Gottesdienſt. Dieſe em-
pfinden inwendig Hertzeleid, davon ſie uͤber alles durch
Chriſti Huͤlfe errettet zu ſeyn ſich beſtreben. Sie ſind
noch Kinder des alten Bundes unterm Geſetz am Berg
Sinai, erblicken bisweilen von weitem etwas vom
Berg Zion, es vergehet ihnen aber bald wieder; ſie ſe-
hen ſich nach wahrer gruͤndlicher Heiligkeit und gantz
neuer Schoͤpfung um; verzagen an eigenen Kraͤfften und
wuͤrcken; uͤbergeben ſich Chriſto gantz und gar: indeſſen
macht ihnen der ſtarcke Rauch Sinai noch alles ſehr
dunckel: dahero ihr Aengſten nach Chriſto oft ſehr zwei-
felhaft wird. Dieſe ſind ſchon begieriger nach der Evan-
geliſchen Lehre, ſind aber noch weit vom ſieg uͤber die
Unkeuſchheit: denn dieſe Suͤnde in ihnen nimt Anlaß
am Gebot, und erreget in ihnen allerley Luͤſte, die ſie
nicht vermoͤgen auszuwerſen, weil die goͤttliche Glau-
benskraft noch nicht in ihnen iſt, wie Paulus dieſen
Zuſtand gar lebendig beſchreibet Roͤm. 7, 7-23. JEſus
ruft aus tieffer Erbarmung dergleichen arme, von Un-
keuſchheit, Zorn und andern Suͤnden uͤbelgeplagte Leu-
te zu ſich, Matth. 11, 28. und verheiſſet ihnen Ruhe.
7) Anfaͤnger in JEſu Schule, die unterm Zug des Va-
ters zur wahren Demuͤthigung gelanget, und aus Trieb
ihres unbeſchreiblichen Elendes zum allgemeinen Heilan-
de der Welt wircklich gekommen, und ſich in ſeine Cur
voͤllig uͤbergeben haben. Solche Menſchen nimmt JE-
ſus gern auf, vereinigt ſie durch ſein eigen Blut, und
macht ſie zu ſeinen Nachfolgern, Joh. 1, 12. cap. 12, 32.
cap. 13, 8. Da, da iſt erſt nicht nur Luſt und Vorſatz,
den alten Adam zu creutzigen und alles auszuſtehen, was
Teufel und Welt gegen ſie vornimmt: (welches die er-
ſte Halle des Chriſtenthums iſt, als der Stand der Rei-
nigung, darinn ſie GOttes| Treue erfahren, uud daß alles,
was GOtt mit ihnen anfaͤngt, auf ihr Wohlſeyn abzie-
le, Tag fuͤr Tag einſehen,) ſondern hier iſt die endliche
voͤllige Uebergebung in JEſu Hertz und Sinn, und die
heilige Vermaͤhlung mit ihm. Dieſe verlangen nun
nicht mehr empfindliche Suͤßigkeiten; ſintemal Chriſti
Wohlgefallen ihre ſeligſte Zufriedenheit iſt. Wann ſie
alſo darinnen treulich ausharren, ſo wird endlich Chri-
ſti Geſtalt in ihnen ausgeboren, und in dieſem, erſt in
dieſem allen leidet die Unkeuſchheit einen gewaltigen
Stoß und toͤdtlichen Hieb.
8) Das koͤnigliche Prieſterthum; Leute, die von einer
Klarheit zur andern fortſchreiten, in denen JEſus lebt,
denen die Welt untern Fuͤſſen liegt. Dieſe ſind ein
Chor unſichtbarer Koͤnige in Zion, deren die Welt la-
chet
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0766" n="746"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anhang zum dritten Theil,</hi></fw><lb/>
einem &#x017F;tets wa&#x0364;hrenden innern Gottesdien&#x017F;t. Die&#x017F;e em-<lb/>
pfinden inwendig Hertzeleid, davon &#x017F;ie u&#x0364;ber alles durch<lb/>
Chri&#x017F;ti Hu&#x0364;lfe errettet zu &#x017F;eyn &#x017F;ich be&#x017F;treben. Sie &#x017F;ind<lb/>
noch Kinder des alten Bundes unterm Ge&#x017F;etz am Berg<lb/>
Sinai, erblicken bisweilen von weitem etwas vom<lb/>
Berg Zion, es vergehet ihnen aber bald wieder; &#x017F;ie &#x017F;e-<lb/>
hen &#x017F;ich nach wahrer gru&#x0364;ndlicher Heiligkeit und gantz<lb/>
neuer Scho&#x0364;pfung um; verzagen an eigenen Kra&#x0364;fften und<lb/>
wu&#x0364;rcken; u&#x0364;bergeben &#x017F;ich Chri&#x017F;to gantz und gar: inde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
macht ihnen der &#x017F;tarcke Rauch Sinai noch alles &#x017F;ehr<lb/>
dunckel: dahero ihr Aeng&#x017F;ten nach Chri&#x017F;to oft &#x017F;ehr zwei-<lb/>
felhaft wird. Die&#x017F;e &#x017F;ind &#x017F;chon begieriger nach der Evan-<lb/>
geli&#x017F;chen Lehre, &#x017F;ind aber noch weit vom &#x017F;ieg u&#x0364;ber die<lb/>
Unkeu&#x017F;chheit: denn die&#x017F;e Su&#x0364;nde in ihnen nimt Anlaß<lb/>
am Gebot, und erreget in ihnen allerley Lu&#x0364;&#x017F;te, die &#x017F;ie<lb/>
nicht vermo&#x0364;gen auszuwer&#x017F;en, weil die go&#x0364;ttliche Glau-<lb/>
benskraft noch nicht in ihnen i&#x017F;t, wie Paulus die&#x017F;en<lb/>
Zu&#x017F;tand gar lebendig be&#x017F;chreibet Ro&#x0364;m. 7, 7-23. JE&#x017F;us<lb/>
ruft aus tieffer Erbarmung dergleichen arme, von Un-<lb/>
keu&#x017F;chheit, Zorn und andern Su&#x0364;nden u&#x0364;belgeplagte Leu-<lb/>
te zu &#x017F;ich, Matth. 11, 28. und verhei&#x017F;&#x017F;et ihnen Ruhe.</item><lb/>
              <item>7) <hi rendition="#fr">Anfa&#x0364;nger</hi> in JE&#x017F;u Schule, die unterm Zug des Va-<lb/>
ters zur wahren Demu&#x0364;thigung gelanget, und aus Trieb<lb/>
ihres unbe&#x017F;chreiblichen Elendes zum allgemeinen Heilan-<lb/>
de der Welt wircklich gekommen, und &#x017F;ich in &#x017F;eine Cur<lb/>
vo&#x0364;llig u&#x0364;bergeben haben. Solche Men&#x017F;chen nimmt JE-<lb/>
&#x017F;us gern auf, vereinigt &#x017F;ie durch &#x017F;ein eigen Blut, und<lb/>
macht &#x017F;ie zu &#x017F;einen Nachfolgern, Joh. 1, 12. cap. 12, 32.<lb/>
cap. 13, 8. Da, da i&#x017F;t er&#x017F;t nicht nur Lu&#x017F;t und Vor&#x017F;atz,<lb/>
den alten Adam zu creutzigen und alles auszu&#x017F;tehen, was<lb/>
Teufel und Welt gegen &#x017F;ie vornimmt: (welches die er-<lb/>
&#x017F;te Halle des Chri&#x017F;tenthums i&#x017F;t, als der Stand der Rei-<lb/>
nigung, darinn &#x017F;ie GOttes| Treue erfahren, uud daß alles,<lb/>
was GOtt mit ihnen anfa&#x0364;ngt, auf ihr Wohl&#x017F;eyn abzie-<lb/>
le, Tag fu&#x0364;r Tag ein&#x017F;ehen,) &#x017F;ondern hier i&#x017F;t die endliche<lb/>
vo&#x0364;llige Uebergebung in JE&#x017F;u Hertz und Sinn, und die<lb/>
heilige Verma&#x0364;hlung mit ihm. Die&#x017F;e verlangen nun<lb/>
nicht mehr empfindliche Su&#x0364;ßigkeiten; &#x017F;intemal Chri&#x017F;ti<lb/>
Wohlgefallen ihre &#x017F;elig&#x017F;te Zufriedenheit i&#x017F;t. Wann &#x017F;ie<lb/>
al&#x017F;o darinnen treulich ausharren, &#x017F;o wird endlich Chri-<lb/>
&#x017F;ti Ge&#x017F;talt in ihnen ausgeboren, und in die&#x017F;em, er&#x017F;t in<lb/>
die&#x017F;em allen leidet die Unkeu&#x017F;chheit einen gewaltigen<lb/>
Stoß und to&#x0364;dtlichen Hieb.</item><lb/>
              <item>8) <hi rendition="#fr">Das ko&#x0364;nigliche Prie&#x017F;terthum;</hi> Leute, die von einer<lb/>
Klarheit zur andern fort&#x017F;chreiten, in denen JE&#x017F;us lebt,<lb/>
denen die Welt untern Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en liegt. Die&#x017F;e &#x017F;ind ein<lb/>
Chor un&#x017F;ichtbarer Ko&#x0364;nige in Zion, deren die Welt la-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">chet</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[746/0766] Anhang zum dritten Theil, einem ſtets waͤhrenden innern Gottesdienſt. Dieſe em- pfinden inwendig Hertzeleid, davon ſie uͤber alles durch Chriſti Huͤlfe errettet zu ſeyn ſich beſtreben. Sie ſind noch Kinder des alten Bundes unterm Geſetz am Berg Sinai, erblicken bisweilen von weitem etwas vom Berg Zion, es vergehet ihnen aber bald wieder; ſie ſe- hen ſich nach wahrer gruͤndlicher Heiligkeit und gantz neuer Schoͤpfung um; verzagen an eigenen Kraͤfften und wuͤrcken; uͤbergeben ſich Chriſto gantz und gar: indeſſen macht ihnen der ſtarcke Rauch Sinai noch alles ſehr dunckel: dahero ihr Aengſten nach Chriſto oft ſehr zwei- felhaft wird. Dieſe ſind ſchon begieriger nach der Evan- geliſchen Lehre, ſind aber noch weit vom ſieg uͤber die Unkeuſchheit: denn dieſe Suͤnde in ihnen nimt Anlaß am Gebot, und erreget in ihnen allerley Luͤſte, die ſie nicht vermoͤgen auszuwerſen, weil die goͤttliche Glau- benskraft noch nicht in ihnen iſt, wie Paulus dieſen Zuſtand gar lebendig beſchreibet Roͤm. 7, 7-23. JEſus ruft aus tieffer Erbarmung dergleichen arme, von Un- keuſchheit, Zorn und andern Suͤnden uͤbelgeplagte Leu- te zu ſich, Matth. 11, 28. und verheiſſet ihnen Ruhe. 7) Anfaͤnger in JEſu Schule, die unterm Zug des Va- ters zur wahren Demuͤthigung gelanget, und aus Trieb ihres unbeſchreiblichen Elendes zum allgemeinen Heilan- de der Welt wircklich gekommen, und ſich in ſeine Cur voͤllig uͤbergeben haben. Solche Menſchen nimmt JE- ſus gern auf, vereinigt ſie durch ſein eigen Blut, und macht ſie zu ſeinen Nachfolgern, Joh. 1, 12. cap. 12, 32. cap. 13, 8. Da, da iſt erſt nicht nur Luſt und Vorſatz, den alten Adam zu creutzigen und alles auszuſtehen, was Teufel und Welt gegen ſie vornimmt: (welches die er- ſte Halle des Chriſtenthums iſt, als der Stand der Rei- nigung, darinn ſie GOttes| Treue erfahren, uud daß alles, was GOtt mit ihnen anfaͤngt, auf ihr Wohlſeyn abzie- le, Tag fuͤr Tag einſehen,) ſondern hier iſt die endliche voͤllige Uebergebung in JEſu Hertz und Sinn, und die heilige Vermaͤhlung mit ihm. Dieſe verlangen nun nicht mehr empfindliche Suͤßigkeiten; ſintemal Chriſti Wohlgefallen ihre ſeligſte Zufriedenheit iſt. Wann ſie alſo darinnen treulich ausharren, ſo wird endlich Chri- ſti Geſtalt in ihnen ausgeboren, und in dieſem, erſt in dieſem allen leidet die Unkeuſchheit einen gewaltigen Stoß und toͤdtlichen Hieb. 8) Das koͤnigliche Prieſterthum; Leute, die von einer Klarheit zur andern fortſchreiten, in denen JEſus lebt, denen die Welt untern Fuͤſſen liegt. Dieſe ſind ein Chor unſichtbarer Koͤnige in Zion, deren die Welt la- chet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/766
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 746. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/766>, abgerufen am 24.11.2024.