sie von GOtt, der sie gibt reichlich jederman, und rückets niemanden auf: so wird sie ihm ge- geben. Er bitte aber im Glauben und zweife- le nicht. Wo aber dein Zweck im ledigen Stand nicht lauter ist (nemlich daß du das bessere er- wehlest, das Reich GOttes desto bequemlicher abwartest, JEsu CHristo mit unzertheilter Lie- be unverrückter anhangest, und nur sorgest um das was des HErrn ist, daß du heilig seyst bey- des am Leib und Geiste): so kannst du nicht im Glauben bitten, noch das Bild der ewigen Rei- nigkeit in dich empfangen, so wenig als das un- gestüme Meer des Himmels Gestalt. Dein Hertz ist und bleibet ein Meer, das hin und her getrieben wird, und seine eigene Schande aus- schäumet. Jch will sagen: Wann dich nem- lich das Creutz und Ungemach so in der Ehe ist beschweret; wenn dich die Unlust von Weib und Kindern, die Haussorgen und Ausgaben etc. vom Heirathen abhalten: in solchem creutzflüch- tigen Sinn wirst du eher Plagen und Peitschen als Cronen und Palmen vor GOttes Richter- stuhl zu gewarten haben.
Was Onan aus Neid gethan, das thun verehelichte aus Geitz und Hochmuth, nicht viele Kinder zu haben, da- mit sie den wenigen desto mehr Pracht, Reichthum und Beförderung anhengen können. Dis ist ein Mordgreuel in GOttes Augen, und zeigt ein mssitrauisch Gemüth an, das an GOttes väterlicher Vorsorge verzweiflet. Anders machte es jener gottselige Prediger in Engelland, der ein Dutzeud Kinderlein hatte und nichts dazu. Als er ein- mal in kummerhaften Gedancken zum Fenster hinaus sa- he: erblickte er eine Henne mit 13. Hünlein. Da mach- te er sich diese Rechnung: diese Henne hatte bloß vor sich genug, da sie alleine war: jetzt findet sie, was sie vor sich
und
Anhang zum dritten Theil,
ſie von GOtt, der ſie gibt reichlich jederman, und ruͤckets niemanden auf: ſo wird ſie ihm ge- geben. Er bitte aber im Glauben und zweife- le nicht. Wo aber dein Zweck im ledigen Stand nicht lauter iſt (nemlich daß du das beſſere er- wehleſt, das Reich GOttes deſto bequemlicher abwarteſt, JEſu CHriſto mit unzertheilter Lie- be unverruͤckter anhangeſt, und nur ſorgeſt um das was des HErrn iſt, daß du heilig ſeyſt bey- des am Leib und Geiſte): ſo kannſt du nicht im Glauben bitten, noch das Bild der ewigen Rei- nigkeit in dich empfangen, ſo wenig als das un- geſtuͤme Meer des Himmels Geſtalt. Dein Hertz iſt und bleibet ein Meer, das hin und her getrieben wird, und ſeine eigene Schande aus- ſchaͤumet. Jch will ſagen: Wann dich nem- lich das Creutz und Ungemach ſo in der Ehe iſt beſchweret; wenn dich die Unluſt von Weib und Kindern, die Hausſorgen und Ausgaben ꝛc. vom Heirathen abhalten: in ſolchem creutzfluͤch- tigen Sinn wirſt du eher Plagen und Peitſchen als Cronen und Palmen vor GOttes Richter- ſtuhl zu gewarten haben.
Was Onan aus Neid gethan, das thun verehelichte aus Geitz und Hochmuth, nicht viele Kinder zu haben, da- mit ſie den wenigen deſto mehr Pracht, Reichthum und Befoͤrderung anhengen koͤnnen. Dis iſt ein Mordgreuel in GOttes Augen, und zeigt ein mſſitrauiſch Gemuͤth an, das an GOttes vaͤterlicher Vorſorge verzweiflet. Anders machte es jener gottſelige Prediger in Engelland, der ein Dutzeud Kinderlein hatte und nichts dazu. Als er ein- mal in kummerhaften Gedancken zum Fenſter hinaus ſa- he: erblickte er eine Henne mit 13. Huͤnlein. Da mach- te er ſich dieſe Rechnung: dieſe Henne hatte bloß vor ſich genug, da ſie alleine war: jetzt findet ſie, was ſie vor ſich
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Anhang zum dritten Theil,
ſie von GOtt, der ſie gibt reichlich jederman,
und ruͤckets niemanden auf: ſo wird ſie ihm ge-
geben. Er bitte aber im Glauben und zweife-
le nicht. Wo aber dein Zweck im ledigen Stand
nicht lauter iſt (nemlich daß du das beſſere er-
wehleſt, das Reich GOttes deſto bequemlicher
abwarteſt, JEſu CHriſto mit unzertheilter Lie-
be unverruͤckter anhangeſt, und nur ſorgeſt um
das was des HErrn iſt, daß du heilig ſeyſt bey-
des am Leib und Geiſte): ſo kannſt du nicht im
Glauben bitten, noch das Bild der ewigen Rei-
nigkeit in dich empfangen, ſo wenig als das un-
geſtuͤme Meer des Himmels Geſtalt. Dein
Hertz iſt und bleibet ein Meer, das hin und her
getrieben wird, und ſeine eigene Schande aus-
ſchaͤumet. Jch will ſagen: Wann dich nem-
lich das Creutz und Ungemach ſo in der Ehe iſt
beſchweret; wenn dich die Unluſt von Weib
und Kindern, die Hausſorgen und Ausgaben ꝛc.
vom Heirathen abhalten: in ſolchem creutzfluͤch-
tigen Sinn wirſt du eher Plagen und Peitſchen
als Cronen und Palmen vor GOttes Richter-
ſtuhl zu gewarten haben.
Was Onan aus Neid gethan, das thun verehelichte aus
Geitz und Hochmuth, nicht viele Kinder zu haben, da-
mit ſie den wenigen deſto mehr Pracht, Reichthum und
Befoͤrderung anhengen koͤnnen. Dis iſt ein Mordgreuel
in GOttes Augen, und zeigt ein mſſitrauiſch Gemuͤth an,
das an GOttes vaͤterlicher Vorſorge verzweiflet. Anders
machte es jener gottſelige Prediger in Engelland, der ein
Dutzeud Kinderlein hatte und nichts dazu. Als er ein-
mal in kummerhaften Gedancken zum Fenſter hinaus ſa-
he: erblickte er eine Henne mit 13. Huͤnlein. Da mach-
te er ſich dieſe Rechnung: dieſe Henne hatte bloß vor ſich
genug, da ſie alleine war: jetzt findet ſie, was ſie vor ſich
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 738. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/758>, abgerufen am 22.11.2024.
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