Wer eine Stund verzieht, den kann man ähn- lich sehen Dem Landmann, der da gern hätt Korn im Felde stehen, Und wartet bis der Bach nur erstlich bald verfließt: Bringt dis Erwarten nicht um Hofnung, Saat und Frist?
Der heilige Paulus erduldete alles um der Aus- erwehlten willen. Hunger und Durst, Frost und Hitze, Wachen und Fasten und eine öftere Ermü- dung (indem er mit seinen eigenen Händen arbei- tete) ist ihm nicht zu schwer worden. Hat nun ein Paulus ein so strenges Leben geführet; wer solte wol unter uns seyn, der es nicht nöthig habe? Eine solche Abgestorbenheit ist eine Quelle der reinesten Freude, und des süssesten Vergnügens. Ein abge- storbener Mensch entrinnet vielen Hertzensängsten, und gehet tausenderley Paßionen und Verdrieß- lichkeiten aus dem Wege, denen ein Sclave seines Leibes unterworfen ist. Ein solcher über seinen Leib herrschender Geist trägt die Strahlen der gött- lichen Herrlichkeit als ein Spiegel in sich herum. 2 Cor. 3, 18.
4) Nicht lang und tief anschauen, was das Hertz verunreinigen kann: sondern seine Augen plötzlich davon abkehren, und nicht lange warten noch verziehen, sintemal der Feind nicht viel Zeit braucht die Seele zu verwunden. Das Gesicht macht insgemein den Anfang zum Fall. Jm Au- genblick liegt die Seele im Sündentod, eben wie eine Taube von einem Schuß. Deßwegen müs- sen fürnehmlich junge Leute ihren Leib stets GOt- tes Liebe aufopfern.
VII.
C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
Wer eine Stund verzieht, den kann man aͤhn- lich ſehen Dem Landmann, der da gern haͤtt Korn im Felde ſtehen, Und wartet bis der Bach nur erſtlich bald verfließt: Bringt dis Erwarten nicht um Hofnung, Saat und Friſt?
Der heilige Paulus erduldete alles um der Aus- erwehlten willen. Hunger und Durſt, Froſt und Hitze, Wachen und Faſten und eine oͤftere Ermuͤ- dung (indem er mit ſeinen eigenen Haͤnden arbei- tete) iſt ihm nicht zu ſchwer worden. Hat nun ein Paulus ein ſo ſtrenges Leben gefuͤhret; wer ſolte wol unter uns ſeyn, der es nicht noͤthig habe? Eine ſolche Abgeſtorbenheit iſt eine Quelle der reineſten Freude, und des ſuͤſſeſten Vergnuͤgens. Ein abge- ſtorbener Menſch entrinnet vielen Hertzensaͤngſten, und gehet tauſenderley Paßionen und Verdrieß- lichkeiten aus dem Wege, denen ein Sclave ſeines Leibes unterworfen iſt. Ein ſolcher uͤber ſeinen Leib herrſchender Geiſt traͤgt die Strahlen der goͤtt- lichen Herrlichkeit als ein Spiegel in ſich herum. 2 Cor. 3, 18.
4) Nicht lang und tief anſchauen, was das Hertz verunreinigen kann: ſondern ſeine Augen ploͤtzlich davon abkehren, und nicht lange warten noch verziehen, ſintemal der Feind nicht viel Zeit braucht die Seele zu verwunden. Das Geſicht macht insgemein den Anfang zum Fall. Jm Au- genblick liegt die Seele im Suͤndentod, eben wie eine Taube von einem Schuß. Deßwegen muͤſ- ſen fuͤrnehmlich junge Leute ihren Leib ſtets GOt- tes Liebe aufopfern.
VII.
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C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
Wer eine Stund verzieht, den kann man aͤhn-
lich ſehen
Dem Landmann, der da gern haͤtt Korn im
Felde ſtehen,
Und wartet bis der Bach nur erſtlich bald
verfließt:
Bringt dis Erwarten nicht um Hofnung,
Saat und Friſt?
Der heilige Paulus erduldete alles um der Aus-
erwehlten willen. Hunger und Durſt, Froſt und
Hitze, Wachen und Faſten und eine oͤftere Ermuͤ-
dung (indem er mit ſeinen eigenen Haͤnden arbei-
tete) iſt ihm nicht zu ſchwer worden. Hat nun ein
Paulus ein ſo ſtrenges Leben gefuͤhret; wer ſolte
wol unter uns ſeyn, der es nicht noͤthig habe? Eine
ſolche Abgeſtorbenheit iſt eine Quelle der reineſten
Freude, und des ſuͤſſeſten Vergnuͤgens. Ein abge-
ſtorbener Menſch entrinnet vielen Hertzensaͤngſten,
und gehet tauſenderley Paßionen und Verdrieß-
lichkeiten aus dem Wege, denen ein Sclave ſeines
Leibes unterworfen iſt. Ein ſolcher uͤber ſeinen
Leib herrſchender Geiſt traͤgt die Strahlen der goͤtt-
lichen Herrlichkeit als ein Spiegel in ſich herum.
2 Cor. 3, 18.
4) Nicht lang und tief anſchauen, was das
Hertz verunreinigen kann: ſondern ſeine Augen
ploͤtzlich davon abkehren, und nicht lange warten
noch verziehen, ſintemal der Feind nicht viel Zeit
braucht die Seele zu verwunden. Das Geſicht
macht insgemein den Anfang zum Fall. Jm Au-
genblick liegt die Seele im Suͤndentod, eben wie
eine Taube von einem Schuß. Deßwegen muͤſ-
ſen fuͤrnehmlich junge Leute ihren Leib ſtets GOt-
tes Liebe aufopfern.
VII.
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/723>, abgerufen am 25.11.2024.
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