Denn wenn man ein vas deferens starck auf-3) bläset: so werden nicht nur vesiculae allein, son- dern das gantze Systema vasorum lymphatico- rum und der ductus thoracicus mit aufgebla- sen. Wenn der Same dadurch nicht wieder zurück ginge, wozu wäre diese communication, da offenbar ist, daß da kein anderer liquor hin- einkommen kann? Da sie nun aber augen- scheinlich da ist, und besagte vasa lymphatica, wie subtil sie auch sind, doch wohl, und sonder- lich bey noch lebenden grossen Thieren, gesehen werden können: wie wäre es möglich, daß dis fluidum subtilissimum, so doch beständig in motu intestino et progressivo stehet, nicht hin- ein dringen solte, da es einen offenen Weg vor sich findet? Wer dis verneinen wolte, würde wieder alle Gründe und Erfahrungen der Hy- drostatic reden müssen.
A posterioriaber ists daher offenbar:
4)
a) Weil es eine weltbekante Sache ist, daß der Same in langwierigen Kranckhei- ten, vielem Fasten und Bekümmernissen wiederum verzehret, und sehr mercklich verringert wird, nemlich: Wie das Fett des Menschen in gleichen Umständen sich resolviret, und ins Geblüte ergiesset, damit es dem Men- schen bey ermangelnder anderer Speise Nah- rung gebe: also gehet auch der Same ins Ge- blüte zurück, ihm die gehörige Stärcke zu ge- ben; da sonst mancher ohne Zweifel viel eher auf seinem Kranckenbette bis zum Tode abge- mattet würde. Denn daß der Same sehr ver-
rin-
Betracht. der Unreinigkeit. (I. Th.)
Denn wenn man ein vas deferens ſtarck auf-3) blaͤſet: ſo werden nicht nur veſiculæ allein, ſon- dern das gantze Syſtema vaſorum lymphatico- rum und der ductus thoracicus mit aufgebla- ſen. Wenn der Same dadurch nicht wieder zuruͤck ginge, wozu waͤre dieſe communication, da offenbar iſt, daß da kein anderer liquor hin- einkommen kann? Da ſie nun aber augen- ſcheinlich da iſt, und beſagte vaſa lymphatica, wie ſubtil ſie auch ſind, doch wohl, und ſonder- lich bey noch lebenden groſſen Thieren, geſehen werden koͤnnen: wie waͤre es moͤglich, daß dis fluidum ſubtilisſimum, ſo doch beſtaͤndig in motu inteſtino et progresſivo ſtehet, nicht hin- ein dringen ſolte, da es einen offenen Weg vor ſich findet? Wer dis verneinen wolte, wuͤrde wieder alle Gruͤnde und Erfahrungen der Hy- droſtatic reden muͤſſen.
A poſterioriaber iſts daher offenbar:
4)
a) Weil es eine weltbekante Sache iſt, daß der Same in langwierigen Kranckhei- ten, vielem Faſten und Bekuͤmmerniſſen wiederum verzehret, und ſehr mercklich verringert wird, nemlich: Wie das Fett des Menſchen in gleichen Umſtaͤnden ſich reſolviret, und ins Gebluͤte ergieſſet, damit es dem Men- ſchen bey ermangelnder anderer Speiſe Nah- rung gebe: alſo gehet auch der Same ins Ge- bluͤte zuruͤck, ihm die gehoͤrige Staͤrcke zu ge- ben; da ſonſt mancher ohne Zweifel viel eher auf ſeinem Kranckenbette bis zum Tode abge- mattet wuͤrde. Denn daß der Same ſehr ver-
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Betracht. der Unreinigkeit. (I. Th.)
Denn wenn man ein vas deferens ſtarck auf-
blaͤſet: ſo werden nicht nur veſiculæ allein, ſon-
dern das gantze Syſtema vaſorum lymphatico-
rum und der ductus thoracicus mit aufgebla-
ſen. Wenn der Same dadurch nicht wieder
zuruͤck ginge, wozu waͤre dieſe communication,
da offenbar iſt, daß da kein anderer liquor hin-
einkommen kann? Da ſie nun aber augen-
ſcheinlich da iſt, und beſagte vaſa lymphatica,
wie ſubtil ſie auch ſind, doch wohl, und ſonder-
lich bey noch lebenden groſſen Thieren, geſehen
werden koͤnnen: wie waͤre es moͤglich, daß dis
fluidum ſubtilisſimum, ſo doch beſtaͤndig in
motu inteſtino et progresſivo ſtehet, nicht hin-
ein dringen ſolte, da es einen offenen Weg vor
ſich findet? Wer dis verneinen wolte, wuͤrde
wieder alle Gruͤnde und Erfahrungen der Hy-
droſtatic reden muͤſſen.
3)
A poſteriori aber iſts daher offenbar:
a) Weil es eine weltbekante Sache iſt, daß
der Same in langwierigen Kranckhei-
ten, vielem Faſten und Bekuͤmmerniſſen
wiederum verzehret, und ſehr mercklich
verringert wird, nemlich: Wie das Fett des
Menſchen in gleichen Umſtaͤnden ſich reſolviret,
und ins Gebluͤte ergieſſet, damit es dem Men-
ſchen bey ermangelnder anderer Speiſe Nah-
rung gebe: alſo gehet auch der Same ins Ge-
bluͤte zuruͤck, ihm die gehoͤrige Staͤrcke zu ge-
ben; da ſonſt mancher ohne Zweifel viel eher
auf ſeinem Kranckenbette bis zum Tode abge-
mattet wuͤrde. Denn daß der Same ſehr ver-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/65>, abgerufen am 24.11.2024.
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