und Regierung des heiligen Geistes lernet der Weise seinen Sterbetag also bedencken, daß er sei- nen Nutzen davon mache, und des Sündigens müßig gehe. O ja! denckest du tieff an das Bild eines Sterbenden, wie ihm der Angstschweiß aus- bricht, das Hertz bebet, alle Glieder erzittern, die Augen brechen, der Hals röchelt, das Angesicht erblasset und alles erstarret; und glaubest du da- bey gewiß, daß zu seiner Zeit (wer weiß aber wie bald!) andere ein eben dergleichen Bild an dir schauen werden: O wie wirst du nach der Krafft JEsu Christi lechtzen, daß doch sein Blut den Greuel der Unkeuschheit gantz aus dir hinweg nehme! du wirst mercken auf die Stimme seines Geistes, und seine Gnadenbewegungen treulich brauchen, bis du andern in der Wahrheit bezeu- gen kanst: JEsus habe ein unendlich Vermögen und Bereitwilligkeit, die Menschen von der Un- keuschheit zu reinigen. Ja was du also selbst für starck und gut befunden, die Herrschafft dieses Greuels zu brechen, das wirst du nicht unterlas- sen zu täglicher Reinigung anzuwenden: damit, wann das Geschrey von dir unter die Leute kommt, er ist gestorben! du alsdann an einem guten Or- te seyest. Gewiß ein andächtiger Durchgang über den Kirchhoff, und die Grabstätte der Nach- barn und Bekanten könte noch manchen zu bessern Gedancken bringen; weil gleichwol die Reihe an einen jeden kommt, und keiner jünger wird, aber wol täglich älter.
7) Erin- nert uns der Ver- klärung unsrer Lei- ber.
VII. Der heilige Geist lehret seine aufmercksa- me Schüler, daß unser HErr JEsus Christus die gröste Hertzensfreude habe den Erlöseten und Geheiligten am jüngsten Tage verklärte Lei- ber zu schencken; daher JEsus dieses so oft wie-
der-
Anhang zum dritten Theil,
und Regierung des heiligen Geiſtes lernet der Weiſe ſeinen Sterbetag alſo bedencken, daß er ſei- nen Nutzen davon mache, und des Suͤndigens muͤßig gehe. O ja! denckeſt du tieff an das Bild eines Sterbenden, wie ihm der Angſtſchweiß aus- bricht, das Hertz bebet, alle Glieder erzittern, die Augen brechen, der Hals roͤchelt, das Angeſicht erblaſſet und alles erſtarret; und glaubeſt du da- bey gewiß, daß zu ſeiner Zeit (wer weiß aber wie bald!) andere ein eben dergleichen Bild an dir ſchauen werden: O wie wirſt du nach der Krafft JEſu Chriſti lechtzen, daß doch ſein Blut den Greuel der Unkeuſchheit gantz aus dir hinweg nehme! du wirſt mercken auf die Stimme ſeines Geiſtes, und ſeine Gnadenbewegungen treulich brauchen, bis du andern in der Wahrheit bezeu- gen kanſt: JEſus habe ein unendlich Vermoͤgen und Bereitwilligkeit, die Menſchen von der Un- keuſchheit zu reinigen. Ja was du alſo ſelbſt fuͤr ſtarck und gut befunden, die Herrſchafft dieſes Greuels zu brechen, das wirſt du nicht unterlaſ- ſen zu taͤglicher Reinigung anzuwenden: damit, wann das Geſchrey von dir unter die Leute kommt, er iſt geſtorben! du alsdann an einem guten Or- te ſeyeſt. Gewiß ein andaͤchtiger Durchgang uͤber den Kirchhoff, und die Grabſtaͤtte der Nach- barn und Bekanten koͤnte noch manchen zu beſſern Gedancken bringen; weil gleichwol die Reihe an einen jeden kommt, und keiner juͤnger wird, aber wol taͤglich aͤlter.
7) Erin- nert uns der Ver- klaͤrung unſrer Lei- ber.
VII. Der heilige Geiſt lehret ſeine aufmerckſa- me Schuͤler, daß unſer HErr JEſus Chriſtus die groͤſte Hertzensfreude habe den Erloͤſeten und Geheiligten am juͤngſten Tage verklaͤrte Lei- ber zu ſchencken; daher JEſus dieſes ſo oft wie-
der-
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Anhang zum dritten Theil,
und Regierung des heiligen Geiſtes lernet der
Weiſe ſeinen Sterbetag alſo bedencken, daß er ſei-
nen Nutzen davon mache, und des Suͤndigens
muͤßig gehe. O ja! denckeſt du tieff an das Bild
eines Sterbenden, wie ihm der Angſtſchweiß aus-
bricht, das Hertz bebet, alle Glieder erzittern, die
Augen brechen, der Hals roͤchelt, das Angeſicht
erblaſſet und alles erſtarret; und glaubeſt du da-
bey gewiß, daß zu ſeiner Zeit (wer weiß aber wie
bald!) andere ein eben dergleichen Bild an dir
ſchauen werden: O wie wirſt du nach der Krafft
JEſu Chriſti lechtzen, daß doch ſein Blut den
Greuel der Unkeuſchheit gantz aus dir hinweg
nehme! du wirſt mercken auf die Stimme ſeines
Geiſtes, und ſeine Gnadenbewegungen treulich
brauchen, bis du andern in der Wahrheit bezeu-
gen kanſt: JEſus habe ein unendlich Vermoͤgen
und Bereitwilligkeit, die Menſchen von der Un-
keuſchheit zu reinigen. Ja was du alſo ſelbſt fuͤr
ſtarck und gut befunden, die Herrſchafft dieſes
Greuels zu brechen, das wirſt du nicht unterlaſ-
ſen zu taͤglicher Reinigung anzuwenden: damit,
wann das Geſchrey von dir unter die Leute kommt,
er iſt geſtorben! du alsdann an einem guten Or-
te ſeyeſt. Gewiß ein andaͤchtiger Durchgang
uͤber den Kirchhoff, und die Grabſtaͤtte der Nach-
barn und Bekanten koͤnte noch manchen zu beſſern
Gedancken bringen; weil gleichwol die Reihe an
einen jeden kommt, und keiner juͤnger wird, aber
wol taͤglich aͤlter.
VII.
Der heilige Geiſt lehret ſeine aufmerckſa-
me Schuͤler, daß unſer HErr JEſus Chriſtus
die groͤſte Hertzensfreude habe den Erloͤſeten und
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ber zu ſchencken; daher JEſus dieſes ſo oft wie-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/644>, abgerufen am 16.02.2025.
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