HErr, und mein König, und mein Freund. Der ward um meinet willen arm, und hat mir zu Lie- be so oft gehungert und gedurstet, oft gleichsam Bettelbrot gegessen, damit meine Schuld abgethan, und mir mein Recht zu meinem Brot und Wasser vor GOtt wieder würde. So geniesse ich denn eben desselben Brots und Wassers, dessen mein lieber HErr JEsus genossen hat; ja meine Seele nähret sich dabey mit ihm selber, als mit dem ewigen Brot des Lebens. Solte mir meine Mahlzeit nicht von Hertzen wohl schmecken? Solte mich nicht jeder Bissen zur neuen Danckbarkeit und freudigen Lie- be und Zuversicht zu ihm anflammen? etc.) Der Kauf- mann wuste zwar nicht, was das gesagt war: verwun- derte sich aber doch über des Mannes Freudigkeit, und verhieß auf einandermal mehr davon zu reden.
Fürwahr, wo alle Mahlzeiten auf gleiche Wei- se genossen würden, so müste die Unkeuschheit wol nach und nach verderben und untergehen: sinte- malen der Mensch lauter heilige Liebe GOttes, ja Christum selbst in sich essen würde. Es würden hiedurch alle Glieder des Leibes dem heiligen Geist gantz zu Diensten unterworfen, und ein reiner Sitz des heiligen Königreichs der Himmel werden, mit GOttes Heiligkeit als mit einer hohen Mauer umgeben, und als mit einenewigen Sicherheit ver- wahret.
Hat man dann einen reichen Vorrath, so soll man nicht thun wie jener Unselige Luc. 12, 19. und 16, 19. Dann die Armen habt ihr allezeit bey euch, sagt unser Heiland Matth. 36, 11. Dessen Wort wahre Christen nicht verachten. Luc. 14, 12. 13. Wie von dem seligen Lodenstein, hocherleuchteten Predi- ger zu Utrecht, gerühmet wird, daß er die schmack- haftesten Speisen konte lassen bereiten, und sich de- ren selbst enthalten, und sie den Armen und Kran- cken zuschicken.
Die Ehre und Liebe, die man sonderlich bey Gastereyen einander zu erweisen vermeint, ist
schänd-
Anhang zum dritten Theil,
HErr, und mein Koͤnig, und mein Freund. Der ward um meinet willen arm, und hat mir zu Lie- be ſo oft gehungert und gedurſtet, oft gleichſam Bettelbrot gegeſſen, damit meine Schuld abgethan, und mir mein Recht zu meinem Brot und Waſſer vor GOtt wieder wuͤrde. So genieſſe ich denn eben deſſelben Brots und Waſſers, deſſen mein lieber HErr JEſus genoſſen hat; ja meine Seele naͤhret ſich dabey mit ihm ſelber, als mit dem ewigen Brot des Lebens. Solte mir meine Mahlzeit nicht von Hertzen wohl ſchmecken? Solte mich nicht jeder Biſſen zur neuen Danckbarkeit und freudigen Lie- be und Zuverſicht zu ihm anflammen? ꝛc.) Der Kauf- mann wuſte zwar nicht, was das geſagt war: verwun- derte ſich aber doch uͤber des Mannes Freudigkeit, und verhieß auf einandermal mehr davon zu reden.
Fuͤrwahr, wo alle Mahlzeiten auf gleiche Wei- ſe genoſſen wuͤrden, ſo muͤſte die Unkeuſchheit wol nach und nach verderben und untergehen: ſinte- malen der Menſch lauter heilige Liebe GOttes, ja Chriſtum ſelbſt in ſich eſſen wuͤrde. Es wuͤrden hiedurch alle Glieder des Leibes dem heiligen Geiſt gantz zu Dienſten unterworfen, und ein reiner Sitz des heiligen Koͤnigreichs der Himmel werden, mit GOttes Heiligkeit als mit einer hohen Mauer umgeben, und als mit einenewigen Sicherheit ver- wahret.
Hat man dann einen reichen Vorrath, ſo ſoll man nicht thun wie jener Unſelige Luc. 12, 19. und 16, 19. Dann die Armen habt ihr allezeit bey euch, ſagt unſer Heiland Matth. 36, 11. Deſſen Wort wahre Chriſten nicht verachten. Luc. 14, 12. 13. Wie von dem ſeligen Lodenſtein, hocherleuchteten Predi- ger zu Utrecht, geruͤhmet wird, daß er die ſchmack- hafteſten Speiſen konte laſſen bereiten, und ſich de- ren ſelbſt enthalten, und ſie den Armen und Kran- cken zuſchicken.
Die Ehre und Liebe, die man ſonderlich bey Gaſtereyen einander zu erweiſen vermeint, iſt
ſchaͤnd-
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Anhang zum dritten Theil,
HErr, und mein Koͤnig, und mein Freund. Der
ward um meinet willen arm, und hat mir zu Lie-
be ſo oft gehungert und gedurſtet, oft gleichſam
Bettelbrot gegeſſen, damit meine Schuld abgethan,
und mir mein Recht zu meinem Brot und Waſſer
vor GOtt wieder wuͤrde. So genieſſe ich denn eben
deſſelben Brots und Waſſers, deſſen mein lieber
HErr JEſus genoſſen hat; ja meine Seele naͤhret
ſich dabey mit ihm ſelber, als mit dem ewigen Brot
des Lebens. Solte mir meine Mahlzeit nicht von
Hertzen wohl ſchmecken? Solte mich nicht jeder
Biſſen zur neuen Danckbarkeit und freudigen Lie-
be und Zuverſicht zu ihm anflammen? ꝛc.) Der Kauf-
mann wuſte zwar nicht, was das geſagt war: verwun-
derte ſich aber doch uͤber des Mannes Freudigkeit, und
verhieß auf einandermal mehr davon zu reden.
Fuͤrwahr, wo alle Mahlzeiten auf gleiche Wei-
ſe genoſſen wuͤrden, ſo muͤſte die Unkeuſchheit wol
nach und nach verderben und untergehen: ſinte-
malen der Menſch lauter heilige Liebe GOttes, ja
Chriſtum ſelbſt in ſich eſſen wuͤrde. Es wuͤrden
hiedurch alle Glieder des Leibes dem heiligen Geiſt
gantz zu Dienſten unterworfen, und ein reiner Sitz
des heiligen Koͤnigreichs der Himmel werden, mit
GOttes Heiligkeit als mit einer hohen Mauer
umgeben, und als mit einenewigen Sicherheit ver-
wahret.
Hat man dann einen reichen Vorrath, ſo ſoll
man nicht thun wie jener Unſelige Luc. 12, 19. und
16, 19. Dann die Armen habt ihr allezeit bey euch,
ſagt unſer Heiland Matth. 36, 11. Deſſen Wort
wahre Chriſten nicht verachten. Luc. 14, 12. 13. Wie
von dem ſeligen Lodenſtein, hocherleuchteten Predi-
ger zu Utrecht, geruͤhmet wird, daß er die ſchmack-
hafteſten Speiſen konte laſſen bereiten, und ſich de-
ren ſelbſt enthalten, und ſie den Armen und Kran-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/574>, abgerufen am 27.11.2024.
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