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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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Anhang zum dritten Theil,
digen Heiland eingeweihet, und in seinen heiligen
Sinn eingetauchet würden.

Man thut der Jugend grausamen Schaden,
wann man sie mit niedlichen Leckerbißlein oder
hübschen Kleidern oder sonst andern sinnenvergnü-
genden Lustbarkeiten ihre Pflicht zu thun anrei-
tzet: dann damit gibt man ihnen zu verstehen, als
ob dieses sehr gute, und seligmachende Dinge wä-
ren, wornach man als nach was köstlichem zu stre-
ben hätte; da doch die Absterbung und Enthaltung
davon was ungleich edleres, herrlicheres und ma-
jestätischeres ist. Dis haben auch die alten Grie-
chen und Römer erkannt: daher sie auch ihre Kin-
der zu einem harten lustlosen Leben angewöhnet
haben; und so lange sie solches practiciert, sind sie
Herren und Monarchen der Welt worden, und
geblieben. Fürwahr diese Heiden werden aufstehen
am Tage des Gerichts, und werden die Christen
verdammen; sintemal sie durch das blosse Na-
turlicht mehr Gutes gethan haben als wir, denen
die Lehre und das Exempel des Sohnes GOttes
als die reineste Tugendsonne in die Augen strah-
let, und den Weg zur vollkommenen Seligkeit
vorleuchtet; also daß wir keine Entschuldigung
haben. Oder meinen wir unsere Kinder seyen
etwa von höherer und vornehmerer Extraction als
JEsus, der nicht nur von den grösten und be-
rühmtesten Königen herstammete, sondern der
hellstrahlende Glantz der Herrlichkeit GOttes ist,
und uns gewiß nicht verführet, sondern uns den
edelsten Weg weiset?

Die weichliche Auferziehung in allerhand Zärt-
lichkeiten und Bequemlichkeiten, Niedlichkeiten,
Nettigkeiten etc. bringt manchen beyzeiten auf ein
Dornenfeld der Ungerechtigkeit, und verursachet

tau-

Anhang zum dritten Theil,
digen Heiland eingeweihet, und in ſeinen heiligen
Sinn eingetauchet wuͤrden.

Man thut der Jugend grauſamen Schaden,
wann man ſie mit niedlichen Leckerbißlein oder
huͤbſchen Kleidern oder ſonſt andern ſinnenvergnuͤ-
genden Luſtbarkeiten ihre Pflicht zu thun anrei-
tzet: dann damit gibt man ihnen zu verſtehen, als
ob dieſes ſehr gute, und ſeligmachende Dinge waͤ-
ren, wornach man als nach was koͤſtlichem zu ſtre-
ben haͤtte; da doch die Abſterbung und Enthaltung
davon was ungleich edleres, herrlicheres und ma-
jeſtaͤtiſcheres iſt. Dis haben auch die alten Grie-
chen und Roͤmer erkannt: daher ſie auch ihre Kin-
der zu einem harten luſtloſen Leben angewoͤhnet
haben; und ſo lange ſie ſolches practiciert, ſind ſie
Herren und Monarchen der Welt worden, und
geblieben. Fuͤrwahr dieſe Heiden werden aufſtehen
am Tage des Gerichts, und werden die Chriſten
verdammen; ſintemal ſie durch das bloſſe Na-
turlicht mehr Gutes gethan haben als wir, denen
die Lehre und das Exempel des Sohnes GOttes
als die reineſte Tugendſonne in die Augen ſtrah-
let, und den Weg zur vollkommenen Seligkeit
vorleuchtet; alſo daß wir keine Entſchuldigung
haben. Oder meinen wir unſere Kinder ſeyen
etwa von hoͤherer und vornehmerer Extraction als
JEſus, der nicht nur von den groͤſten und be-
ruͤhmteſten Koͤnigen herſtammete, ſondern der
hellſtrahlende Glantz der Herrlichkeit GOttes iſt,
und uns gewiß nicht verfuͤhret, ſondern uns den
edelſten Weg weiſet?

Die weichliche Auferziehung in allerhand Zaͤrt-
lichkeiten und Bequemlichkeiten, Niedlichkeiten,
Nettigkeiten ꝛc. bringt manchen beyzeiten auf ein
Dornenfeld der Ungerechtigkeit, und verurſachet

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[544/0564] Anhang zum dritten Theil, digen Heiland eingeweihet, und in ſeinen heiligen Sinn eingetauchet wuͤrden. Man thut der Jugend grauſamen Schaden, wann man ſie mit niedlichen Leckerbißlein oder huͤbſchen Kleidern oder ſonſt andern ſinnenvergnuͤ- genden Luſtbarkeiten ihre Pflicht zu thun anrei- tzet: dann damit gibt man ihnen zu verſtehen, als ob dieſes ſehr gute, und ſeligmachende Dinge waͤ- ren, wornach man als nach was koͤſtlichem zu ſtre- ben haͤtte; da doch die Abſterbung und Enthaltung davon was ungleich edleres, herrlicheres und ma- jeſtaͤtiſcheres iſt. Dis haben auch die alten Grie- chen und Roͤmer erkannt: daher ſie auch ihre Kin- der zu einem harten luſtloſen Leben angewoͤhnet haben; und ſo lange ſie ſolches practiciert, ſind ſie Herren und Monarchen der Welt worden, und geblieben. Fuͤrwahr dieſe Heiden werden aufſtehen am Tage des Gerichts, und werden die Chriſten verdammen; ſintemal ſie durch das bloſſe Na- turlicht mehr Gutes gethan haben als wir, denen die Lehre und das Exempel des Sohnes GOttes als die reineſte Tugendſonne in die Augen ſtrah- let, und den Weg zur vollkommenen Seligkeit vorleuchtet; alſo daß wir keine Entſchuldigung haben. Oder meinen wir unſere Kinder ſeyen etwa von hoͤherer und vornehmerer Extraction als JEſus, der nicht nur von den groͤſten und be- ruͤhmteſten Koͤnigen herſtammete, ſondern der hellſtrahlende Glantz der Herrlichkeit GOttes iſt, und uns gewiß nicht verfuͤhret, ſondern uns den edelſten Weg weiſet? Die weichliche Auferziehung in allerhand Zaͤrt- lichkeiten und Bequemlichkeiten, Niedlichkeiten, Nettigkeiten ꝛc. bringt manchen beyzeiten auf ein Dornenfeld der Ungerechtigkeit, und verurſachet tau-

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/564>, abgerufen am 26.11.2024.