Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.(III. Th.) Von den sicheren Mitteln, ren: vielweniger allgemeine und unumstößliche Ver-ordnungen GOttes Hebr. 13, 4. 12, 14. durch sehr wenige und abgedrungene Fälle aufheben. Ein tödt- lich krancker darf zum letzten Versuch, ob sein Le- ben noch könte gerettet werden, in dem Miserere einen klumpen Quecksilbers in sich giessen: wirds denn aber ein andrer, der nur eine geringe Versto- pfung des Leibes hat, auch thun wollen, oder dürfen? wird er nicht gelindere Artzneymittel gebrauchen? Und wenns gar ein gesunder thun wolte, dem gar nichts fehlet, wäre das recht? So ists auch mit den disfälligen Dispensationen, die sich die Menschen auf 1 Cor. 7, 5. 9. machen. Man möchte jeden fragen: Bist denn du auch so verderbt? und kann dir denn durchaus nicht mehr geholfen werden? Must du denn die Fesseln schon beständig tragen? hat denn deine Seele Ruhe dabey? und bleibt dei- nem Gewissen der freudige Zugang zu GOtt den- noch offen? Wenn du es nun meinst zu haben: (aber es muß Wahrheit seyn, und du selbst must wahrhaftig JEsu Christo angehören Gal. 5, 24.) so must du we- nigstens nur nicht prätendiren, daß es ein anderer auch habe. Der liebe GOtt wird sich in dem Re- gieren eines andern nach deinem Gewissen und dei- ner Einsicht ja nicht eben richten müssen. So man dich nun deshalb um Rath frägt, (und du hast nicht völlig eingesehen, obs denn gewiß sey, das der eine oder der andere Theil, oder gar alle beyde Ehegat- ten durch die ehemalige Ausübung fleischlicher Lüste wircklich verderbet seyn? und obs denn bis zu dem Grade gekommen, daß die oben vorgeschlagene geist- liche und natürliche Mittel nicht mehr zureichen, dem Uebel abzuhelfen? mit einem Wort: obs denn just ein Corinthischer und auf alle Seiten gefährli- cher Zustand sey? Aber mein! welch eine weitläuf- tige Untersuchung so vieler und intricater Umstän- de gehört dazu, in dieser Sache gewiß zu decidiren!) So du dis alles, sage ich, noch nicht völlig und rich- tig
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln, ren: vielweniger allgemeine und unumſtoͤßliche Ver-ordnungen GOttes Hebr. 13, 4. 12, 14. durch ſehr wenige und abgedrungene Faͤlle aufheben. Ein toͤdt- lich krancker darf zum letzten Verſuch, ob ſein Le- ben noch koͤnte gerettet werden, in dem Miſerere einen klumpen Queckſilbers in ſich gieſſen: wirds denn aber ein andrer, der nur eine geringe Verſto- pfung des Leibes hat, auch thun wollen, oder duͤrfen? wird er nicht gelindere Artzneymittel gebrauchen? Und wenns gar ein geſunder thun wolte, dem gar nichts fehlet, waͤre das recht? So iſts auch mit den disfaͤlligen Diſpenſationen, die ſich die Menſchen auf 1 Cor. 7, 5. 9. machen. Man moͤchte jeden fragen: Biſt denn du auch ſo verderbt? und kann dir denn durchaus nicht mehr geholfen werden? Muſt du denn die Feſſeln ſchon beſtaͤndig tragen? hat denn deine Seele Ruhe dabey? und bleibt dei- nem Gewiſſen der freudige Zugang zu GOtt den- noch offen? Wenn du es nun meinſt zu haben: (aber es muß Wahrheit ſeyn, und du ſelbſt muſt wahrhaftig JEſu Chriſto angehoͤren Gal. 5, 24.) ſo muſt du we- nigſtens nur nicht praͤtendiren, daß es ein anderer auch habe. Der liebe GOtt wird ſich in dem Re- gieren eines andern nach deinem Gewiſſen und dei- ner Einſicht ja nicht eben richten muͤſſen. So man dich nun deshalb um Rath fraͤgt, (und du haſt nicht voͤllig eingeſehen, obs denn gewiß ſey, das der eine oder der andere Theil, oder gar alle beyde Ehegat- ten durch die ehemalige Ausuͤbung fleiſchlicher Luͤſte wircklich verderbet ſeyn? und obs denn bis zu dem Grade gekommen, daß die oben vorgeſchlagene geiſt- liche und natuͤrliche Mittel nicht mehr zureichen, dem Uebel abzuhelfen? mit einem Wort: obs denn juſt ein Corinthiſcher und auf alle Seiten gefaͤhrli- cher Zuſtand ſey? Aber mein! welch eine weitlaͤuf- tige Unterſuchung ſo vieler und intricater Umſtaͤn- de gehoͤrt dazu, in dieſer Sache gewiß zu decidiren!) So du dis alles, ſage ich, noch nicht voͤllig und rich- tig
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
ren: vielweniger allgemeine und unumſtoͤßliche Ver-
ordnungen GOttes Hebr. 13, 4. 12, 14. durch ſehr
wenige und abgedrungene Faͤlle aufheben. Ein toͤdt-
lich krancker darf zum letzten Verſuch, ob ſein Le-
ben noch koͤnte gerettet werden, in dem Miſerere
einen klumpen Queckſilbers in ſich gieſſen: wirds
denn aber ein andrer, der nur eine geringe Verſto-
pfung des Leibes hat, auch thun wollen, oder duͤrfen?
wird er nicht gelindere Artzneymittel gebrauchen?
Und wenns gar ein geſunder thun wolte, dem gar
nichts fehlet, waͤre das recht? So iſts auch mit den
disfaͤlligen Diſpenſationen, die ſich die Menſchen
auf 1 Cor. 7, 5. 9. machen. Man moͤchte jeden
fragen: Biſt denn du auch ſo verderbt? und kann
dir denn durchaus nicht mehr geholfen werden?
Muſt du denn die Feſſeln ſchon beſtaͤndig tragen?
hat denn deine Seele Ruhe dabey? und bleibt dei-
nem Gewiſſen der freudige Zugang zu GOtt den-
noch offen? Wenn du es nun meinſt zu haben: (aber es
muß Wahrheit ſeyn, und du ſelbſt muſt wahrhaftig
JEſu Chriſto angehoͤren Gal. 5, 24.) ſo muſt du we-
nigſtens nur nicht praͤtendiren, daß es ein anderer
auch habe. Der liebe GOtt wird ſich in dem Re-
gieren eines andern nach deinem Gewiſſen und dei-
ner Einſicht ja nicht eben richten muͤſſen. So man
dich nun deshalb um Rath fraͤgt, (und du haſt nicht
voͤllig eingeſehen, obs denn gewiß ſey, das der eine
oder der andere Theil, oder gar alle beyde Ehegat-
ten durch die ehemalige Ausuͤbung fleiſchlicher Luͤſte
wircklich verderbet ſeyn? und obs denn bis zu dem
Grade gekommen, daß die oben vorgeſchlagene geiſt-
liche und natuͤrliche Mittel nicht mehr zureichen,
dem Uebel abzuhelfen? mit einem Wort: obs denn
juſt ein Corinthiſcher und auf alle Seiten gefaͤhrli-
cher Zuſtand ſey? Aber mein! welch eine weitlaͤuf-
tige Unterſuchung ſo vieler und intricater Umſtaͤn-
de gehoͤrt dazu, in dieſer Sache gewiß zu decidiren!)
So du dis alles, ſage ich, noch nicht voͤllig und rich-
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