GOtt. Versuchtest du es mit Ernst, du würdest wohl erfahren, daß es kein Leben kostet. Aber du bist zu faul zum Glauben und zum Kampf. Du trauest dem allmächtigen und allerliebsten GOtt nicht einmal so viel zu, als einem ehrlichen Men- schen. Abraham hat GOtt anders geehret, Ebr. 11, 8. 11. sq. Röm. 4, 18-22. Jehovah! deine Gnade ist ja besser, denn das köstlichste Leben von der Welt, geschweige das im steten Jammer und peinli- cher Angst eines bösen Gewissens so kümmerlich müste geführet werden. Psal. 63, 4. Wolan! sterb- licher! thue was du wilst, du wirsts verantworten. 4 Mos. 15, 27. 30. 31.
7) Endlich, so ist der Auctor billig zu entschul- digen, daß er diese Materie nicht auch auf den Ehestand appliciret hat. Er hats mit der Ju- gend zu thun. Doch wer dis fasset, wird leicht be- greiffen, wie es damit in der Ehe stehet. Was an sich unrecht ist, kann in der Ehe unmöglich recht seyn, noch durch dieselbe legitimiret werden. Was oben von der Stadt Corinth, und dem Orte 1 Cor. 7, 5. 9. angeführet worden, gibt der Sache den Ausschlag: aber bey Seelen, die GOtt unterthan sind. Die andern sind auch in besseren Sachen un- rein Tit 1, 15. Jn des sel. Speners letzten theo- logischen Bedencken, i. e. Tom. V. Part. 2. p. 206. stehet ein weitläuftiger Brief, der zum Theil hieher gehört. Salmon in dem Tractat vom Gebrauch und Mißbrauch des Ehebettes handelt c. 1. 2. 3. 4. und c. 12. p. 390. davon gantz ausführlich. Jeder solte es billig vor dem Heirathen lesen. Kurtz zu sagen: Es ist gar nicht glaublich, daß GOtt in ei- ner solchen Sache, deren Umstände unter den Men- schen tausendfach verschieden seyn können, nur ei- nerley und allgemeine Regeln für jedermann auf gleiche Art solte gegeben haben. Die Welt wür- de sie schrecklich mißbrauchen. Und darum müssen auch die Casuisten nicht zu sehr und zu bald decidi-
ren:
wieder die Unreinigkeit.
GOtt. Verſuchteſt du es mit Ernſt, du wuͤrdeſt wohl erfahren, daß es kein Leben koſtet. Aber du biſt zu faul zum Glauben und zum Kampf. Du traueſt dem allmaͤchtigen und allerliebſten GOtt nicht einmal ſo viel zu, als einem ehrlichen Men- ſchen. Abraham hat GOtt anders geehret, Ebr. 11, 8. 11. ſq. Roͤm. 4, 18-22. Jehovah! deine Gnade iſt ja beſſer, denn das koͤſtlichſte Leben von der Welt, geſchweige das im ſteten Jammer und peinli- cher Angſt eines boͤſen Gewiſſens ſo kuͤmmerlich muͤſte gefuͤhret werden. Pſal. 63, 4. Wolan! ſterb- licher! thue was du wilſt, du wirſts verantworten. 4 Moſ. 15, 27. 30. 31.
7) Endlich, ſo iſt der Auctor billig zu entſchul- digen, daß er dieſe Materie nicht auch auf den Eheſtand appliciret hat. Er hats mit der Ju- gend zu thun. Doch wer dis faſſet, wird leicht be- greiffen, wie es damit in der Ehe ſtehet. Was an ſich unrecht iſt, kann in der Ehe unmoͤglich recht ſeyn, noch durch dieſelbe legitimiret werden. Was oben von der Stadt Corinth, und dem Orte 1 Cor. 7, 5. 9. angefuͤhret worden, gibt der Sache den Ausſchlag: aber bey Seelen, die GOtt unterthan ſind. Die andern ſind auch in beſſeren Sachen un- rein Tit 1, 15. Jn des ſel. Speners letzten theo- logiſchen Bedencken, i. e. Tom. V. Part. 2. p. 206. ſtehet ein weitlaͤuftiger Brief, der zum Theil hieher gehoͤrt. Salmon in dem Tractat vom Gebrauch und Mißbrauch des Ehebettes handelt c. 1. 2. 3. 4. und c. 12. p. 390. davon gantz ausfuͤhrlich. Jeder ſolte es billig vor dem Heirathen leſen. Kurtz zu ſagen: Es iſt gar nicht glaublich, daß GOtt in ei- ner ſolchen Sache, deren Umſtaͤnde unter den Men- ſchen tauſendfach verſchieden ſeyn koͤnnen, nur ei- nerley und allgemeine Regeln fuͤr jedermann auf gleiche Art ſolte gegeben haben. Die Welt wuͤr- de ſie ſchrecklich mißbrauchen. Und darum muͤſſen auch die Caſuiſten nicht zu ſehr und zu bald decidi-
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wieder die Unreinigkeit.
GOtt. Verſuchteſt du es mit Ernſt, du wuͤrdeſt
wohl erfahren, daß es kein Leben koſtet. Aber du
biſt zu faul zum Glauben und zum Kampf. Du
traueſt dem allmaͤchtigen und allerliebſten GOtt
nicht einmal ſo viel zu, als einem ehrlichen Men-
ſchen. Abraham hat GOtt anders geehret, Ebr.
11, 8. 11. ſq. Roͤm. 4, 18-22. Jehovah! deine
Gnade iſt ja beſſer, denn das koͤſtlichſte Leben von der
Welt, geſchweige das im ſteten Jammer und peinli-
cher Angſt eines boͤſen Gewiſſens ſo kuͤmmerlich
muͤſte gefuͤhret werden. Pſal. 63, 4. Wolan! ſterb-
licher! thue was du wilſt, du wirſts verantworten.
4 Moſ. 15, 27. 30. 31.
7) Endlich, ſo iſt der Auctor billig zu entſchul-
digen, daß er dieſe Materie nicht auch auf den
Eheſtand appliciret hat. Er hats mit der Ju-
gend zu thun. Doch wer dis faſſet, wird leicht be-
greiffen, wie es damit in der Ehe ſtehet. Was an
ſich unrecht iſt, kann in der Ehe unmoͤglich recht
ſeyn, noch durch dieſelbe legitimiret werden. Was
oben von der Stadt Corinth, und dem Orte 1 Cor.
7, 5. 9. angefuͤhret worden, gibt der Sache den
Ausſchlag: aber bey Seelen, die GOtt unterthan
ſind. Die andern ſind auch in beſſeren Sachen un-
rein Tit 1, 15. Jn des ſel. Speners letzten theo-
logiſchen Bedencken, i. e. Tom. V. Part. 2. p. 206.
ſtehet ein weitlaͤuftiger Brief, der zum Theil hieher
gehoͤrt. Salmon in dem Tractat vom Gebrauch und
Mißbrauch des Ehebettes handelt c. 1. 2. 3. 4. und
c. 12. p. 390. davon gantz ausfuͤhrlich. Jeder
ſolte es billig vor dem Heirathen leſen. Kurtz zu
ſagen: Es iſt gar nicht glaublich, daß GOtt in ei-
ner ſolchen Sache, deren Umſtaͤnde unter den Men-
ſchen tauſendfach verſchieden ſeyn koͤnnen, nur ei-
nerley und allgemeine Regeln fuͤr jedermann auf
gleiche Art ſolte gegeben haben. Die Welt wuͤr-
de ſie ſchrecklich mißbrauchen. Und darum muͤſſen
auch die Caſuiſten nicht zu ſehr und zu bald decidi-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/543>, abgerufen am 24.11.2024.
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