Uebungen mit einigem Vertrauen an, und schrei- bet ihnen die Kräfte und Wirckungen zu, oder erwartet sie wenigstens heimlich von denselben, da sie doch lediglich von JEsu allein zu begeh- ren und zu erwarten sind. Dieser Hertzog der Seligkeit hat es allein auszutheilen, und hats in kein einiges Mittel also gar hingesetzt, daß je- der, der dis Mittel braucht, nun auch die Sa- che und ihre Kraft und Wirckung nothwendig haben müste, wenn auch gleich sein Hertz ohne Glauben an Jhn bliebe, und nicht auf ihn al- lein, sondern auf das Mittel sehen solte. Nein! Er ist niemanden nichts schuldig, und hat die Mittel nur als Mittel gegeben, nicht daß man daran glaube, sondern daß man durch deren rich- tigen Gebrauch zu dem Glauben an ihn, JE- sum allein, hingewiesen und geführet werde. Man kann hunderterley Mittel brauchen, und tausenderley Uebungen dazu anstellen, und in allem recht ängstlich treu, wircksam und geschäf- tig seyn, und gleichwol nicht den geringsten Nu- tzen zum Leben aus GOtt daraus schöpfen, wenn man sein Vertrauen darauf, und nicht auf JE- sum alleine setzet.
Zweitens siehet man zuweilen die Uebun- gen mit einigem Belieben und Beruhigung seines Hertzens an. Weil man nun bey den Uebungen auch selbst geschäftig und selbst wirck- sam ist: so verfällt man heimlich, plötzlich und oft in die subtileste und gefährlichste Abgötterey des Hertzens, nemlich, an sich selbst eine Freude und Wohlgefallen zu haben, und an seinen eig-
nen
J i 4
wieder die Unreinigkeit.
Uebungen mit einigem Vertrauen an, und ſchrei- bet ihnen die Kraͤfte und Wirckungen zu, oder erwartet ſie wenigſtens heimlich von denſelben, da ſie doch lediglich von JEſu allein zu begeh- ren und zu erwarten ſind. Dieſer Hertzog der Seligkeit hat es allein auszutheilen, und hats in kein einiges Mittel alſo gar hingeſetzt, daß je- der, der dis Mittel braucht, nun auch die Sa- che und ihre Kraft und Wirckung nothwendig haben muͤſte, wenn auch gleich ſein Hertz ohne Glauben an Jhn bliebe, und nicht auf ihn al- lein, ſondern auf das Mittel ſehen ſolte. Nein! Er iſt niemanden nichts ſchuldig, und hat die Mittel nur als Mittel gegeben, nicht daß man daran glaube, ſondern daß man durch deren rich- tigen Gebrauch zu dem Glauben an ihn, JE- ſum allein, hingewieſen und gefuͤhret werde. Man kann hunderterley Mittel brauchen, und tauſenderley Uebungen dazu anſtellen, und in allem recht aͤngſtlich treu, wirckſam und geſchaͤf- tig ſeyn, und gleichwol nicht den geringſten Nu- tzen zum Leben aus GOtt daraus ſchoͤpfen, wenn man ſein Vertrauen darauf, und nicht auf JE- ſum alleine ſetzet.
Zweitens ſiehet man zuweilen die Uebun- gen mit einigem Belieben und Beruhigung ſeines Hertzens an. Weil man nun bey den Uebungen auch ſelbſt geſchaͤftig und ſelbſt wirck- ſam iſt: ſo verfaͤllt man heimlich, ploͤtzlich und oft in die ſubtileſte und gefaͤhrlichſte Abgoͤtterey des Hertzens, nemlich, an ſich ſelbſt eine Freude und Wohlgefallen zu haben, und an ſeinen eig-
nen
J i 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0523"n="503"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">wieder die Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
Uebungen mit einigem Vertrauen an, und ſchrei-<lb/>
bet ihnen die Kraͤfte und Wirckungen zu, oder<lb/>
erwartet ſie wenigſtens heimlich von denſelben,<lb/>
da ſie doch lediglich von JEſu allein zu begeh-<lb/>
ren und zu erwarten ſind. Dieſer Hertzog der<lb/>
Seligkeit hat es allein auszutheilen, und hats<lb/>
in kein einiges Mittel alſo gar hingeſetzt, daß je-<lb/>
der, der dis Mittel braucht, nun auch die Sa-<lb/>
che und ihre Kraft und Wirckung nothwendig<lb/>
haben muͤſte, wenn auch gleich ſein Hertz ohne<lb/>
Glauben an Jhn bliebe, und nicht auf ihn al-<lb/>
lein, ſondern auf das Mittel ſehen ſolte. Nein!<lb/>
Er iſt niemanden nichts ſchuldig, und hat die<lb/>
Mittel nur als Mittel gegeben, nicht daß man<lb/>
daran glaube, ſondern daß man durch deren rich-<lb/>
tigen Gebrauch zu dem Glauben an ihn, <hirendition="#fr">JE-<lb/>ſum allein,</hi> hingewieſen und gefuͤhret werde.<lb/>
Man kann hunderterley Mittel brauchen, und<lb/>
tauſenderley Uebungen dazu anſtellen, und in<lb/>
allem recht aͤngſtlich treu, wirckſam und geſchaͤf-<lb/>
tig ſeyn, und gleichwol nicht den geringſten Nu-<lb/>
tzen zum Leben aus GOtt daraus ſchoͤpfen, wenn<lb/>
man ſein Vertrauen darauf, und nicht auf <hirendition="#fr">JE-<lb/>ſum alleine</hi>ſetzet.</p><lb/><p>Zweitens ſiehet man zuweilen die Uebun-<lb/>
gen mit einigem <hirendition="#fr">Belieben und Beruhigung</hi><lb/>ſeines Hertzens an. Weil man nun bey den<lb/>
Uebungen auch ſelbſt geſchaͤftig und ſelbſt wirck-<lb/>ſam iſt: ſo verfaͤllt man heimlich, ploͤtzlich und<lb/>
oft in die ſubtileſte und gefaͤhrlichſte Abgoͤtterey<lb/>
des Hertzens, nemlich, an ſich ſelbſt eine Freude<lb/>
und Wohlgefallen zu haben, und an ſeinen eig-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J i 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">nen</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[503/0523]
wieder die Unreinigkeit.
Uebungen mit einigem Vertrauen an, und ſchrei-
bet ihnen die Kraͤfte und Wirckungen zu, oder
erwartet ſie wenigſtens heimlich von denſelben,
da ſie doch lediglich von JEſu allein zu begeh-
ren und zu erwarten ſind. Dieſer Hertzog der
Seligkeit hat es allein auszutheilen, und hats
in kein einiges Mittel alſo gar hingeſetzt, daß je-
der, der dis Mittel braucht, nun auch die Sa-
che und ihre Kraft und Wirckung nothwendig
haben muͤſte, wenn auch gleich ſein Hertz ohne
Glauben an Jhn bliebe, und nicht auf ihn al-
lein, ſondern auf das Mittel ſehen ſolte. Nein!
Er iſt niemanden nichts ſchuldig, und hat die
Mittel nur als Mittel gegeben, nicht daß man
daran glaube, ſondern daß man durch deren rich-
tigen Gebrauch zu dem Glauben an ihn, JE-
ſum allein, hingewieſen und gefuͤhret werde.
Man kann hunderterley Mittel brauchen, und
tauſenderley Uebungen dazu anſtellen, und in
allem recht aͤngſtlich treu, wirckſam und geſchaͤf-
tig ſeyn, und gleichwol nicht den geringſten Nu-
tzen zum Leben aus GOtt daraus ſchoͤpfen, wenn
man ſein Vertrauen darauf, und nicht auf JE-
ſum alleine ſetzet.
Zweitens ſiehet man zuweilen die Uebun-
gen mit einigem Belieben und Beruhigung
ſeines Hertzens an. Weil man nun bey den
Uebungen auch ſelbſt geſchaͤftig und ſelbſt wirck-
ſam iſt: ſo verfaͤllt man heimlich, ploͤtzlich und
oft in die ſubtileſte und gefaͤhrlichſte Abgoͤtterey
des Hertzens, nemlich, an ſich ſelbſt eine Freude
und Wohlgefallen zu haben, und an ſeinen eig-
nen
J i 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/523>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.