Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

(III. Th.) Von den sicheren Mitteln,
Maßstab des künstigen Todes zuweilen abzu-
messen. Denn der Tod ist es, der in allen ver-
gänglichen Dingen den Ausschlag geben wird.
Der wird sie aller Lustbarkeit berauben; der wird
sie stinckend und abscheulich machen, daß sich
nicht einmal ein Hund gerne bey ihnen aufhal-
ten, u. kein Mensch gern um sie seyn wird; der wird
ihren Leichnam ins Grab legen, und aus dem-
selben zuerst einen gräulichen Würmerhauffen,
dann aber ein wenig Staubs machen, der nach
Verlauf einiger Jahre kaum eine Hand voll
ausmachen wird.

Jch wünschte mein theurer Freund, daß sie
viel bey sterbenden Personen möchten gewesen
seyn, und ihre zum Theil entsetzliche Aengstlich-
keit, zum Theil freudiges Wesen, zum Theil ru-
hige Stille mit angesehen, nachmals aber ihren
äusserlichen Anblick etwas eigentlicher erwogen
haben: so würden sie einen nicht geringen Ein-
druck von ihrer Sterblichkeit erlanget haben.
Jndeß betrachten sie es nur fein oft, und unter-
reden sich mit Jhrem GOtt deswegen; überle-
gen, benennen und beschreiben sie Jhm alles
fein genau, wie sie im Tode und nach demselben
aussehen werden; thun solches, wo sie sich nicht
entsetzen, auch wol im finstern, und mit lautem
Gespräche: so versichere sie, daß sich das Bild
ihres Todes an statt der heßlichen und unreinen
Bilder ziemlich tief in Jhre Phantasie eindru-
cken wird.

Jch kenne einen Freund, der ein Sceleton
oder Knochengerippe von einem Weibsbilde, so

ih-

(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
Maßſtab des kuͤnſtigen Todes zuweilen abzu-
meſſen. Denn der Tod iſt es, der in allen ver-
gaͤnglichen Dingen den Ausſchlag geben wird.
Der wird ſie aller Luſtbarkeit berauben; der wird
ſie ſtinckend und abſcheulich machen, daß ſich
nicht einmal ein Hund gerne bey ihnen aufhal-
ten, u. kein Menſch gern um ſie ſeyn wird; der wird
ihren Leichnam ins Grab legen, und aus dem-
ſelben zuerſt einen graͤulichen Wuͤrmerhauffen,
dann aber ein wenig Staubs machen, der nach
Verlauf einiger Jahre kaum eine Hand voll
ausmachen wird.

Jch wuͤnſchte mein theurer Freund, daß ſie
viel bey ſterbenden Perſonen moͤchten geweſen
ſeyn, und ihre zum Theil entſetzliche Aengſtlich-
keit, zum Theil freudiges Weſen, zum Theil ru-
hige Stille mit angeſehen, nachmals aber ihren
aͤuſſerlichen Anblick etwas eigentlicher erwogen
haben: ſo wuͤrden ſie einen nicht geringen Ein-
druck von ihrer Sterblichkeit erlanget haben.
Jndeß betrachten ſie es nur fein oft, und unter-
reden ſich mit Jhrem GOtt deswegen; uͤberle-
gen, benennen und beſchreiben ſie Jhm alles
fein genau, wie ſie im Tode und nach demſelben
ausſehen werden; thun ſolches, wo ſie ſich nicht
entſetzen, auch wol im finſtern, und mit lautem
Geſpraͤche: ſo verſichere ſie, daß ſich das Bild
ihres Todes an ſtatt der heßlichen und unreinen
Bilder ziemlich tief in Jhre Phantaſie eindru-
cken wird.

Jch kenne einen Freund, der ein Sceleton
oder Knochengerippe von einem Weibsbilde, ſo

ih-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0520" n="500"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">III.</hi> Th.) <hi rendition="#b">Von den &#x017F;icheren Mitteln,</hi></fw><lb/>
Maß&#x017F;tab des ku&#x0364;n&#x017F;tigen Todes zuweilen abzu-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;en. Denn der Tod i&#x017F;t es, der in allen ver-<lb/>
ga&#x0364;nglichen Dingen den Aus&#x017F;chlag geben wird.<lb/>
Der wird &#x017F;ie aller Lu&#x017F;tbarkeit berauben; der wird<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;tinckend und ab&#x017F;cheulich machen, daß &#x017F;ich<lb/>
nicht einmal ein Hund gerne bey ihnen aufhal-<lb/>
ten, u. kein Men&#x017F;ch gern um &#x017F;ie &#x017F;eyn wird; der wird<lb/>
ihren Leichnam ins Grab legen, und aus dem-<lb/>
&#x017F;elben zuer&#x017F;t einen gra&#x0364;ulichen Wu&#x0364;rmerhauffen,<lb/>
dann aber ein wenig Staubs machen, der nach<lb/>
Verlauf einiger Jahre kaum eine Hand voll<lb/>
ausmachen wird.</p><lb/>
            <p>Jch wu&#x0364;n&#x017F;chte mein theurer Freund, daß &#x017F;ie<lb/>
viel bey &#x017F;terbenden Per&#x017F;onen mo&#x0364;chten gewe&#x017F;en<lb/>
&#x017F;eyn, und ihre zum Theil ent&#x017F;etzliche Aeng&#x017F;tlich-<lb/>
keit, zum Theil freudiges We&#x017F;en, zum Theil ru-<lb/>
hige Stille mit ange&#x017F;ehen, nachmals aber ihren<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Anblick etwas eigentlicher erwogen<lb/>
haben: &#x017F;o wu&#x0364;rden &#x017F;ie einen nicht geringen Ein-<lb/>
druck von ihrer Sterblichkeit erlanget haben.<lb/>
Jndeß betrachten &#x017F;ie es nur fein oft, und unter-<lb/>
reden &#x017F;ich mit Jhrem GOtt deswegen; u&#x0364;berle-<lb/>
gen, benennen und be&#x017F;chreiben &#x017F;ie Jhm alles<lb/>
fein genau, wie &#x017F;ie im Tode und nach dem&#x017F;elben<lb/>
aus&#x017F;ehen werden; thun &#x017F;olches, wo &#x017F;ie &#x017F;ich nicht<lb/>
ent&#x017F;etzen, auch wol im fin&#x017F;tern, und mit lautem<lb/>
Ge&#x017F;pra&#x0364;che: &#x017F;o ver&#x017F;ichere &#x017F;ie, daß &#x017F;ich das Bild<lb/>
ihres Todes an &#x017F;tatt der heßlichen und unreinen<lb/>
Bilder ziemlich tief in Jhre Phanta&#x017F;ie eindru-<lb/>
cken wird.</p><lb/>
            <p>Jch kenne einen Freund, der ein <hi rendition="#aq">Sceleton</hi><lb/>
oder Knochengerippe von einem Weibsbilde, &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ih-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[500/0520] (III. Th.) Von den ſicheren Mitteln, Maßſtab des kuͤnſtigen Todes zuweilen abzu- meſſen. Denn der Tod iſt es, der in allen ver- gaͤnglichen Dingen den Ausſchlag geben wird. Der wird ſie aller Luſtbarkeit berauben; der wird ſie ſtinckend und abſcheulich machen, daß ſich nicht einmal ein Hund gerne bey ihnen aufhal- ten, u. kein Menſch gern um ſie ſeyn wird; der wird ihren Leichnam ins Grab legen, und aus dem- ſelben zuerſt einen graͤulichen Wuͤrmerhauffen, dann aber ein wenig Staubs machen, der nach Verlauf einiger Jahre kaum eine Hand voll ausmachen wird. Jch wuͤnſchte mein theurer Freund, daß ſie viel bey ſterbenden Perſonen moͤchten geweſen ſeyn, und ihre zum Theil entſetzliche Aengſtlich- keit, zum Theil freudiges Weſen, zum Theil ru- hige Stille mit angeſehen, nachmals aber ihren aͤuſſerlichen Anblick etwas eigentlicher erwogen haben: ſo wuͤrden ſie einen nicht geringen Ein- druck von ihrer Sterblichkeit erlanget haben. Jndeß betrachten ſie es nur fein oft, und unter- reden ſich mit Jhrem GOtt deswegen; uͤberle- gen, benennen und beſchreiben ſie Jhm alles fein genau, wie ſie im Tode und nach demſelben ausſehen werden; thun ſolches, wo ſie ſich nicht entſetzen, auch wol im finſtern, und mit lautem Geſpraͤche: ſo verſichere ſie, daß ſich das Bild ihres Todes an ſtatt der heßlichen und unreinen Bilder ziemlich tief in Jhre Phantaſie eindru- cken wird. Jch kenne einen Freund, der ein Sceleton oder Knochengerippe von einem Weibsbilde, ſo ih-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/520
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/520>, abgerufen am 24.11.2024.