wol was das letzte betrift, ich ihnen treulich ra- the, daß wenn sie einmal schlaflos liegen solten, sie lieber sofort aufstehen, und im verborgenen, gesetzt auch im finstern, (lieber laut und spatzie- rend, wenn es die Umstände so leiden, als stille und kniend) zu dem lebendigen GOtt ruffen, oder sei- ne Majestät anbeten und loben mögen. O wie viel Erquickung, wie viel mächtiger Stärckung, wie viel Munterkeit zum folgenden Kampf, und wie viel Segens hat mancher Christ durch so ein nächtliches Gebet vom HErrn überkommen! denn JEsus hat auch viele Nächte im Gebet zugebracht.
Was die Betrachtungen anlanget, so solten sie anfangs billig einige Zeit darzu aussetzen: damit das mit freywilligem Hertzen so fortgesetzet werde, was sie im Bußkampf angefangen ha- ben; bis Jhr Gemüth dessen gewohnt wird, und eine rechte Ergötzung darinnen findet. Jch sa- ge eine rechte Ergötzung, denn wahren Christen stehets nicht nur frey, sondern ist ihnen von GOttes wegen gebothen, sich durch geheime und vertraute Unterredungen mit GOtt, und durch Be- trachtungen seiner Liebe geistliche Ergötzungen zu machen, und sich zu gewöhnen, von selbigen innigst gerühret zu werden. So werden diese heilige Vergnügungen, diese reine Ergötzlichkeiten, die- ser innere Friede und Lust, die man über der Ver- sicherung der Gnade GOttes, und gewisser Er- wartung der Seligkeit hat, iene schändliche Lü- ste nicht nur gantz gewiß niederschlagen, sondern unendlich überwiegen. Sie müssen ihr Gemüth
recht
wieder die Unreinigkeit.
wol was das letzte betrift, ich ihnen treulich ra- the, daß wenn ſie einmal ſchlaflos liegen ſolten, ſie lieber ſofort aufſtehen, und im verborgenen, geſetzt auch im finſtern, (lieber laut und ſpatzie- rend, wenn es die Umſtaͤnde ſo leiden, als ſtille und kniend) zu dem lebendigen GOtt ruffen, oder ſei- ne Majeſtaͤt anbeten und loben moͤgen. O wie viel Erquickung, wie viel maͤchtiger Staͤrckung, wie viel Munterkeit zum folgenden Kampf, und wie viel Segens hat mancher Chriſt durch ſo ein naͤchtliches Gebet vom HErrn uͤberkommen! denn JEſus hat auch viele Naͤchte im Gebet zugebracht.
Was die Betrachtungen anlanget, ſo ſolten ſie anfangs billig einige Zeit darzu ausſetzen: damit das mit freywilligem Hertzen ſo fortgeſetzet werde, was ſie im Bußkampf angefangen ha- ben; bis Jhr Gemuͤth deſſen gewohnt wird, und eine rechte Ergoͤtzung darinnen findet. Jch ſa- ge eine rechte Ergoͤtzung, denn wahren Chriſten ſtehets nicht nur frey, ſondern iſt ihnen von GOttes wegen gebothen, ſich durch geheime und veꝛtraute Unterredungen mit GOtt, und durch Be- trachtungen ſeiner Liebe geiſtliche Ergoͤtzungen zu machen, und ſich zu gewoͤhnen, von ſelbigen innigſt geruͤhret zu werden. So werden dieſe heilige Vergnuͤgungen, dieſe reine Ergoͤtzlichkeiten, die- ſer innere Friede und Luſt, die man uͤber der Ver- ſicherung der Gnade GOttes, und gewiſſer Er- wartung der Seligkeit hat, iene ſchaͤndliche Luͤ- ſte nicht nur gantz gewiß niederſchlagen, ſondern unendlich uͤberwiegen. Sie muͤſſen ihr Gemuͤth
recht
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wieder die Unreinigkeit.
wol was das letzte betrift, ich ihnen treulich ra-
the, daß wenn ſie einmal ſchlaflos liegen ſolten,
ſie lieber ſofort aufſtehen, und im verborgenen,
geſetzt auch im finſtern, (lieber laut und ſpatzie-
rend, wenn es die Umſtaͤnde ſo leiden, als ſtille und
kniend) zu dem lebendigen GOtt ruffen, oder ſei-
ne Majeſtaͤt anbeten und loben moͤgen. O wie
viel Erquickung, wie viel maͤchtiger Staͤrckung,
wie viel Munterkeit zum folgenden Kampf, und
wie viel Segens hat mancher Chriſt durch ſo
ein naͤchtliches Gebet vom HErrn uͤberkommen!
denn JEſus hat auch viele Naͤchte im Gebet
zugebracht.
Was die Betrachtungen anlanget, ſo ſolten
ſie anfangs billig einige Zeit darzu ausſetzen:
damit das mit freywilligem Hertzen ſo fortgeſetzet
werde, was ſie im Bußkampf angefangen ha-
ben; bis Jhr Gemuͤth deſſen gewohnt wird, und
eine rechte Ergoͤtzung darinnen findet. Jch ſa-
ge eine rechte Ergoͤtzung, denn wahren Chriſten
ſtehets nicht nur frey, ſondern iſt ihnen von
GOttes wegen gebothen, ſich durch geheime und
veꝛtraute Unterredungen mit GOtt, und durch Be-
trachtungen ſeiner Liebe geiſtliche Ergoͤtzungen zu
machen, und ſich zu gewoͤhnen, von ſelbigen innigſt
geruͤhret zu werden. So werden dieſe heilige
Vergnuͤgungen, dieſe reine Ergoͤtzlichkeiten, die-
ſer innere Friede und Luſt, die man uͤber der Ver-
ſicherung der Gnade GOttes, und gewiſſer Er-
wartung der Seligkeit hat, iene ſchaͤndliche Luͤ-
ſte nicht nur gantz gewiß niederſchlagen, ſondern
unendlich uͤberwiegen. Sie muͤſſen ihr Gemuͤth
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/515>, abgerufen am 28.11.2024.
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