als ein Kind mit seinem lieben Vater darfkühn- lich reden, und ihm mein gantzes Hertz mit aller Zuversicht entdecken; ich kann greiflich mercken, wie er mich mit seiner Hand und mit seinen Au- gen leitet; wie er mich schützet, versorget und erhält; täglich und stündlich geniesse ich seiner süssen Gnade: wie solt ich denn nun diese aller- höchste Unbilligkeit begehen und meinen GOtt beleidigen? Solt ich ihm ein solches Gutes mit einem solchen bösen vergelten? Solt ich ihm für so viele Wohlthaten solchen Danck geben? solt ich wieder meinen so oft wiederholten und er- neuerten Taufbund so schändlich handeln? Solt ich mein Hertz, dessen Reinigung den hochgelob- ten Sohn GOttes so viel Mühe und Arbeit ge- kostet, muthwillig verunreinigen; den heiligen Geist betrüben; die Ruhe der Seelen zerstören; und um schnöder Fleischeslust willen mir eine ewige Last und Unlust über den Hals ziehen?
O Satan! wie gräulich unverschämt, und unerhört boßhaft must du seyn, daß du mir sol- che Dinge ansinnest? weissest du nicht, daß ich mit JEsu Christo, deinem anbetungswürdigen HErrn und Richter, hingegen meinem Blut- bräutigam auf ewig versprochen bin? hast du noch nicht gesehen, daß er sein göttliches Bild und hellstrahlende Herrlichkeit auch in mir zu- verklären angefangen, daß man auch an mir, als im Spiegel sehe, wie heilig, rein und fromm Er sey? hast du die allerhöchste Versicherung mei- nes Heils, und meinen grösten Trost noch nie gehöret, da mein allerliebster sagt: Jhr in mir,
und
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
als ein Kind mit ſeinem lieben Vater darfkuͤhn- lich reden, und ihm mein gantzes Hertz mit aller Zuverſicht entdecken; ich kann greiflich mercken, wie er mich mit ſeiner Hand und mit ſeinen Au- gen leitet; wie er mich ſchuͤtzet, verſorget und erhaͤlt; taͤglich und ſtuͤndlich genieſſe ich ſeiner ſuͤſſen Gnade: wie ſolt ich denn nun dieſe aller- hoͤchſte Unbilligkeit begehen und meinen GOtt beleidigen? Solt ich ihm ein ſolches Gutes mit einem ſolchen boͤſen vergelten? Solt ich ihm fuͤr ſo viele Wohlthaten ſolchen Danck geben? ſolt ich wieder meinen ſo oft wiederholten und er- neuerten Taufbund ſo ſchaͤndlich handeln? Solt ich mein Hertz, deſſen Reinigung den hochgelob- ten Sohn GOttes ſo viel Muͤhe und Arbeit ge- koſtet, muthwillig verunreinigen; den heiligen Geiſt betruͤben; die Ruhe der Seelen zerſtoͤren; und um ſchnoͤder Fleiſchesluſt willen mir eine ewige Laſt und Unluſt uͤber den Hals ziehen?
O Satan! wie graͤulich unverſchaͤmt, und unerhoͤrt boßhaft muſt du ſeyn, daß du mir ſol- che Dinge anſinneſt? weiſſeſt du nicht, daß ich mit JEſu Chriſto, deinem anbetungswuͤrdigen HErrn und Richter, hingegen meinem Blut- braͤutigam auf ewig verſprochen bin? haſt du noch nicht geſehen, daß er ſein goͤttliches Bild und hellſtrahlende Herrlichkeit auch in mir zu- verklaͤren angefangen, daß man auch an mir, als im Spiegel ſehe, wie heilig, rein und fromm Er ſey? haſt du die allerhoͤchſte Verſicherung mei- nes Heils, und meinen groͤſten Troſt noch nie gehoͤret, da mein allerliebſter ſagt: Jhr in mir,
und
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
als ein Kind mit ſeinem lieben Vater darfkuͤhn-
lich reden, und ihm mein gantzes Hertz mit aller
Zuverſicht entdecken; ich kann greiflich mercken,
wie er mich mit ſeiner Hand und mit ſeinen Au-
gen leitet; wie er mich ſchuͤtzet, verſorget und
erhaͤlt; taͤglich und ſtuͤndlich genieſſe ich ſeiner
ſuͤſſen Gnade: wie ſolt ich denn nun dieſe aller-
hoͤchſte Unbilligkeit begehen und meinen GOtt
beleidigen? Solt ich ihm ein ſolches Gutes mit
einem ſolchen boͤſen vergelten? Solt ich ihm fuͤr
ſo viele Wohlthaten ſolchen Danck geben? ſolt
ich wieder meinen ſo oft wiederholten und er-
neuerten Taufbund ſo ſchaͤndlich handeln? Solt
ich mein Hertz, deſſen Reinigung den hochgelob-
ten Sohn GOttes ſo viel Muͤhe und Arbeit ge-
koſtet, muthwillig verunreinigen; den heiligen
Geiſt betruͤben; die Ruhe der Seelen zerſtoͤren;
und um ſchnoͤder Fleiſchesluſt willen mir eine
ewige Laſt und Unluſt uͤber den Hals ziehen?
O Satan! wie graͤulich unverſchaͤmt, und
unerhoͤrt boßhaft muſt du ſeyn, daß du mir ſol-
che Dinge anſinneſt? weiſſeſt du nicht, daß ich
mit JEſu Chriſto, deinem anbetungswuͤrdigen
HErrn und Richter, hingegen meinem Blut-
braͤutigam auf ewig verſprochen bin? haſt du
noch nicht geſehen, daß er ſein goͤttliches Bild
und hellſtrahlende Herrlichkeit auch in mir zu-
verklaͤren angefangen, daß man auch an mir, als
im Spiegel ſehe, wie heilig, rein und fromm Er
ſey? haſt du die allerhoͤchſte Verſicherung mei-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/502>, abgerufen am 22.11.2024.
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