ist also eine beständige, immer fortweh- rende und nie unterbrochene Gnade, so wohl an seiten GOttes, als nach dem Recht, Grund und Pflicht des gläubigen Menschen. Die Vergebung GOttes wehret nicht etliche Stunden, Tage, Wochen, Jahre etc. wie die un- sere; sie wechselt nicht ab, daß sie bald zugegen wäre, bald aber nicht: Nein! Sie wehret dem Grunde, dem Recht und ihrer eignen Kraft nach immerfort, bey Tag und Nacht, für und für, der Mensch mags fühlen oder nicht, drauf mercken oder nicht etc. so lange nur der Mensch im Gehorsam des Glaubens bleibet. GOtt bindet sich an des Menschen seine Noth nicht; er darf seine Vergebung und Gnade nicht im- mer wieder geben, wie wir oft so erschrocken den- cken, weil wirs zuweilen so gemacht haben: denn er nimmt sie seinen armen blöden Kindern nie- mals weg; nur die Versicherung derselben, nur derselben Kundthuung, nur das daher kommen- de angenehme Gefühl, nur die Lust und Freu- de, nur die Hertzhaftigkeit und Stärcke, die aus dieser unveränderlichen Gerechtigkeit JEsu kommt, läßt er veränderlich seyn, und bald grös- ser bald geringer werden.
Und eben darum suppliciren auch die heili- gen GOttes (Psal. 32, 6.) in der fünften Bitte drum, daß doch GOtt die Versicherung von sei- ner Gnade, und das daher kommende Licht und Recht, Muth und Kraft, Frieden und Wohl- gefallen an JEsu täglich in ihnen mehre, stär- cke und versiegle, wenigstens durch ihre Gebre-
chen
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wieder die Unreinigkeit.
iſt alſo eine beſtaͤndige, immer fortweh- rende und nie unterbrochene Gnade, ſo wohl an ſeiten GOttes, als nach dem Recht, Grund und Pflicht des glaͤubigen Menſchen. Die Vergebung GOttes wehret nicht etliche Stunden, Tage, Wochen, Jahre ꝛc. wie die un- ſere; ſie wechſelt nicht ab, daß ſie bald zugegen waͤre, bald aber nicht: Nein! Sie wehret dem Grunde, dem Recht und ihrer eignen Kraft nach immerfort, bey Tag und Nacht, fuͤr und fuͤr, der Menſch mags fuͤhlen oder nicht, drauf merckē oder nicht ꝛc. ſo lange nur der Menſch im Gehorſam des Glaubens bleibet. GOtt bindet ſich an des Menſchen ſeine Noth nicht; er darf ſeine Vergebung und Gnade nicht im- mer wieder geben, wie wir oft ſo erſchrocken den- cken, weil wirs zuweilen ſo gemacht haben: denn er nimmt ſie ſeinen armen bloͤden Kindern nie- mals weg; nur die Verſicherung derſelben, nur derſelben Kundthuung, nur das daher kommen- de angenehme Gefuͤhl, nur die Luſt und Freu- de, nur die Hertzhaftigkeit und Staͤrcke, die aus dieſer unveraͤnderlichen Gerechtigkeit JEſu kommt, laͤßt er veraͤnderlich ſeyn, und bald groͤſ- ſer bald geringer werden.
Und eben darum ſuppliciren auch die heili- gen GOttes (Pſal. 32, 6.) in der fuͤnften Bitte drum, daß doch GOtt die Verſicherung von ſei- ner Gnade, und das daher kommende Licht und Recht, Muth und Kraft, Frieden und Wohl- gefallen an JEſu taͤglich in ihnen mehre, ſtaͤr- cke und verſiegle, wenigſtens durch ihre Gebre-
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wieder die Unreinigkeit.
iſt alſo eine beſtaͤndige, immer fortweh-
rende und nie unterbrochene Gnade, ſo
wohl an ſeiten GOttes, als nach dem Recht,
Grund und Pflicht des glaͤubigen Menſchen.
Die Vergebung GOttes wehret nicht etliche
Stunden, Tage, Wochen, Jahre ꝛc. wie die un-
ſere; ſie wechſelt nicht ab, daß ſie bald zugegen
waͤre, bald aber nicht: Nein! Sie wehret dem
Grunde, dem Recht und ihrer eignen
Kraft nach immerfort, bey Tag und Nacht,
fuͤr und fuͤr, der Menſch mags fuͤhlen oder nicht,
drauf merckē oder nicht ꝛc. ſo lange nur der Menſch
im Gehorſam des Glaubens bleibet. GOtt
bindet ſich an des Menſchen ſeine Noth nicht;
er darf ſeine Vergebung und Gnade nicht im-
mer wieder geben, wie wir oft ſo erſchrocken den-
cken, weil wirs zuweilen ſo gemacht haben: denn
er nimmt ſie ſeinen armen bloͤden Kindern nie-
mals weg; nur die Verſicherung derſelben, nur
derſelben Kundthuung, nur das daher kommen-
de angenehme Gefuͤhl, nur die Luſt und Freu-
de, nur die Hertzhaftigkeit und Staͤrcke, die aus
dieſer unveraͤnderlichen Gerechtigkeit JEſu
kommt, laͤßt er veraͤnderlich ſeyn, und bald groͤſ-
ſer bald geringer werden.
Und eben darum ſuppliciren auch die heili-
gen GOttes (Pſal. 32, 6.) in der fuͤnften Bitte
drum, daß doch GOtt die Verſicherung von ſei-
ner Gnade, und das daher kommende Licht und
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gefallen an JEſu taͤglich in ihnen mehre, ſtaͤr-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/473>, abgerufen am 22.11.2024.
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