doch eine recht empfindliche und in einen höhe- ren Grad steigende Erkänntniß, schmertzliche Reue und Wehmuth über ihrem Verderben und gethanen Sünden schencken, sie aber alsdenn auch mit einer sonderbaren und empfindlichen Freude und Stillung ihres Hertzens begnadi- gen wolle; damit ihr dieser Terminus, von welchem an sie hat angefangen Jhrem JEsu lieb und angenehm zu seyn, gantz merckwürdig und tief ins Gemüth gedrücket bliebe: insonderheit aber, damit sie recht erfahre, was für Jammer und Hetzeleid es bringe, den HErrn zu verlassen und Jhn nicht zu fürchten; Jerem. 2, 19. folg- lich auch alsdenn, (wie Hiskias Jes. 38, 15.) mit grossem Ernst sagen könne: Jch werde mich hüten alle mein Lebenlang für solcher Betrübung meiner Seelen!
Wenn aber eine solche Seele etliche Tage oder eine Zeitlang drum angehalten, und doch keines von beyden erlanget, weiß sich aber auf einige andere Dinge zu besinnen, da GOtt ihr Gebeth in eben diesen Tagen handgreiflich erhö- ret hat: so hat sie Zeit und Ursach, von ihrem Bitten abzustehen, und in devoter Bekännt- niß, daß sie der Gnade unwürdig seyn müsse, es bey ihrem GOtt zu depreciren, daß sie sich unterfangen, eine so hohe Wohlthat von ihm zufordern; unwissend, daß er sie deren unwür- dig oder unfähig oder es ihr nicht heilsam und höchstnöthig erkennet habe. Jnzwischen, wenn sie auch schon eine so gar merckliche| Traurigkeit, und eine so tiefe Empfindung der vor GOttes
Ge-
wieder die Unreinigkeit.
doch eine recht empfindliche und in einen hoͤhe- ren Grad ſteigende Erkaͤnntniß, ſchmertzliche Reue und Wehmuth uͤber ihrem Verderben und gethanen Suͤnden ſchencken, ſie aber alsdenn auch mit einer ſonderbaren und empfindlichen Freude und Stillung ihres Hertzens begnadi- gen wolle; damit ihr dieſer Terminus, von welchem an ſie hat angefangen Jhrem JEſu lieb und angenehm zu ſeyn, gantz merckwuͤrdig und tief ins Gemuͤth gedruͤcket bliebe: inſonderheit aber, damit ſie recht erfahre, was fuͤr Jammer und Hetzeleid es bringe, den HErrn zu verlaſſen und Jhn nicht zu fuͤrchten; Jerem. 2, 19. folg- lich auch alsdenn, (wie Hiskias Jeſ. 38, 15.) mit groſſem Ernſt ſagen koͤnne: Jch werde mich huͤten alle mein Lebenlang fuͤr ſolcher Betruͤbung meiner Seelen!
Wenn aber eine ſolche Seele etliche Tage oder eine Zeitlang drum angehalten, und doch keines von beyden erlanget, weiß ſich aber auf einige andere Dinge zu beſinnen, da GOtt ihr Gebeth in eben dieſen Tagen handgreiflich erhoͤ- ret hat: ſo hat ſie Zeit und Urſach, von ihrem Bitten abzuſtehen, und in devoter Bekaͤnnt- niß, daß ſie der Gnade unwuͤrdig ſeyn muͤſſe, es bey ihrem GOtt zu depreciren, daß ſie ſich unterfangen, eine ſo hohe Wohlthat von ihm zufordern; unwiſſend, daß er ſie deren unwuͤr- dig oder unfaͤhig oder es ihr nicht heilſam und hoͤchſtnoͤthig erkennet habe. Jnzwiſchen, wenn ſie auch ſchon eine ſo gar merckliche| Traurigkeit, und eine ſo tiefe Empfindung der vor GOttes
Ge-
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wieder die Unreinigkeit.
doch eine recht empfindliche und in einen hoͤhe-
ren Grad ſteigende Erkaͤnntniß, ſchmertzliche
Reue und Wehmuth uͤber ihrem Verderben und
gethanen Suͤnden ſchencken, ſie aber alsdenn
auch mit einer ſonderbaren und empfindlichen
Freude und Stillung ihres Hertzens begnadi-
gen wolle; damit ihr dieſer Terminus, von
welchem an ſie hat angefangen Jhrem JEſu lieb
und angenehm zu ſeyn, gantz merckwuͤrdig und
tief ins Gemuͤth gedruͤcket bliebe: inſonderheit
aber, damit ſie recht erfahre, was fuͤr Jammer
und Hetzeleid es bringe, den HErrn zu verlaſſen
und Jhn nicht zu fuͤrchten; Jerem. 2, 19. folg-
lich auch alsdenn, (wie Hiskias Jeſ. 38, 15.)
mit groſſem Ernſt ſagen koͤnne: Jch werde mich
huͤten alle mein Lebenlang fuͤr ſolcher Betruͤbung
meiner Seelen!
Wenn aber eine ſolche Seele etliche Tage
oder eine Zeitlang drum angehalten, und doch
keines von beyden erlanget, weiß ſich aber auf
einige andere Dinge zu beſinnen, da GOtt ihr
Gebeth in eben dieſen Tagen handgreiflich erhoͤ-
ret hat: ſo hat ſie Zeit und Urſach, von ihrem
Bitten abzuſtehen, und in devoter Bekaͤnnt-
niß, daß ſie der Gnade unwuͤrdig ſeyn muͤſſe,
es bey ihrem GOtt zu depreciren, daß ſie ſich
unterfangen, eine ſo hohe Wohlthat von ihm
zufordern; unwiſſend, daß er ſie deren unwuͤr-
dig oder unfaͤhig oder es ihr nicht heilſam und
hoͤchſtnoͤthig erkennet habe. Jnzwiſchen, wenn
ſie auch ſchon eine ſo gar merckliche| Traurigkeit,
und eine ſo tiefe Empfindung der vor GOttes
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/435>, abgerufen am 28.11.2024.
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