hast, redest oder thust? wilst du mit diesen dei- nen ietzigen Gedancken und Vorstellungen ster- ben? wilst du sie verantworten? würdest du auch so dencken, wenn GOttes Ebenbild in dir wäre etc. Es ist nicht möglich auf eine andere Art leichter auszumachen, ob was sündlich sey oder nicht? ob etwas zuthun sey oder nicht etc. als auf diese einfältige Weise. Und ich versi- chere Sie, wenn sie nur 8. Tage in einer so pünctlichen, redlichen, ernsten und Schritt vor Schritt fortgehenden Observirung und Belau- rung ihres Dichtens und Trachtens, doch unter stetem Suchen der göttlichen Gnade, aushalten werden: sie werden einen solchen Abgrund des Verderbens, und eines vor dem heiligen GOtt recht abominablen Wesens in sich gewahr wer- den, daß sie erstaunen sollen, und nicht wissen werden, wie Jhnen ist, und wie es doch nur möglich, daß sie GOtt vor sich und um sich noch leiden kann.
Ach! daß sie doch sonderlich den unver- gleichlichen Vortheil, den man in der Busse und der Heiligung davon erlanget, wüsten, wenn man so allen seinen Jdeen, Vorstellungen, Be- urtheilungen, Vernunftschlüssen, jämmerlich ver- wirrten und flüchtigen, seltsamen und kindischen Gedancken und allen Gemüthsverrichtungen nachspüret, auf alle ihre Wege und Gänge fleißiglich mercket, ihnen allenthalben mit gros- sem Ernst und Aufmercksamkeit gleichsam auf- passet, und wo man sie nur ertappet, ein wenig in denselbigen zurück geht, und nachsiehet, was
es
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
haſt, redeſt oder thuſt? wilſt du mit dieſen dei- nen ietzigen Gedancken und Vorſtellungen ſter- ben? wilſt du ſie verantworten? wuͤrdeſt du auch ſo dencken, wenn GOttes Ebenbild in dir waͤre ꝛc. Es iſt nicht moͤglich auf eine andere Art leichter auszumachen, ob was ſuͤndlich ſey oder nicht? ob etwas zuthun ſey oder nicht ꝛc. als auf dieſe einfaͤltige Weiſe. Und ich verſi- chere Sie, wenn ſie nur 8. Tage in einer ſo puͤnctlichen, redlichen, ernſten und Schritt vor Schritt fortgehenden Obſervirung und Belau- rung ihres Dichtens und Trachtens, doch unter ſtetem Suchen der goͤttlichen Gnade, aushalten werden: ſie werden einen ſolchen Abgrund des Verderbens, und eines vor dem heiligen GOtt recht abominablen Weſens in ſich gewahr wer- den, daß ſie erſtaunen ſollen, und nicht wiſſen werden, wie Jhnen iſt, und wie es doch nur moͤglich, daß ſie GOtt vor ſich und um ſich noch leiden kann.
Ach! daß ſie doch ſonderlich den unver- gleichlichen Vortheil, den man in der Buſſe und der Heiligung davon erlanget, wuͤſten, wenn man ſo allen ſeinen Jdeen, Vorſtellungen, Be- urtheilungen, Vernunftſchluͤſſen, jaͤmmerlich ver- wirrten und fluͤchtigen, ſeltſamen und kindiſchen Gedancken und allen Gemuͤthsverrichtungen nachſpuͤret, auf alle ihre Wege und Gaͤnge fleißiglich mercket, ihnen allenthalben mit groſ- ſem Ernſt und Aufmerckſamkeit gleichſam auf- paſſet, und wo man ſie nur ertappet, ein wenig in denſelbigen zuruͤck geht, und nachſiehet, was
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
haſt, redeſt oder thuſt? wilſt du mit dieſen dei-
nen ietzigen Gedancken und Vorſtellungen ſter-
ben? wilſt du ſie verantworten? wuͤrdeſt du
auch ſo dencken, wenn GOttes Ebenbild in dir
waͤre ꝛc. Es iſt nicht moͤglich auf eine andere
Art leichter auszumachen, ob was ſuͤndlich ſey
oder nicht? ob etwas zuthun ſey oder nicht ꝛc.
als auf dieſe einfaͤltige Weiſe. Und ich verſi-
chere Sie, wenn ſie nur 8. Tage in einer ſo
puͤnctlichen, redlichen, ernſten und Schritt vor
Schritt fortgehenden Obſervirung und Belau-
rung ihres Dichtens und Trachtens, doch unter
ſtetem Suchen der goͤttlichen Gnade, aushalten
werden: ſie werden einen ſolchen Abgrund des
Verderbens, und eines vor dem heiligen GOtt
recht abominablen Weſens in ſich gewahr wer-
den, daß ſie erſtaunen ſollen, und nicht wiſſen
werden, wie Jhnen iſt, und wie es doch nur
moͤglich, daß ſie GOtt vor ſich und um ſich noch
leiden kann.
Ach! daß ſie doch ſonderlich den unver-
gleichlichen Vortheil, den man in der Buſſe und
der Heiligung davon erlanget, wuͤſten, wenn
man ſo allen ſeinen Jdeen, Vorſtellungen, Be-
urtheilungen, Vernunftſchluͤſſen, jaͤmmerlich ver-
wirrten und fluͤchtigen, ſeltſamen und kindiſchen
Gedancken und allen Gemuͤthsverrichtungen
nachſpuͤret, auf alle ihre Wege und Gaͤnge
fleißiglich mercket, ihnen allenthalben mit groſ-
ſem Ernſt und Aufmerckſamkeit gleichſam auf-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/422>, abgerufen am 24.11.2024.
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