Dasselbe will entweder von Verschuldungen nichts hören noch wissen, weicht den Vorrückun- gen GOttes auf alle Seiten aus, und trotzt so lang als möglich: oder wenns starck geschlagen und überführet wird, so wirds verzweifelt ver- zagt, geht nicht ins reuen, beweinen, depreciren und Gnade suchen ein, sondern in ein finsteres, confuses, erschrockenes und flüchtiges Aengsten. Und daher kommts, daß es sich vor der Prüfung sein selbst so entsetzlich fürchtet, weil ihm diese Art der Angst nicht gelegen ist, ohnerachtet sie ihm auch nicht ist befohlen worden.
Nehmen sie doch zum Exempel den Cate- chismum vor, (ihr Hertz ist dazu ja nicht zu vor- nehm, noch ihr Verstand zu alt) und gehen dar- aus bald die 10. Gebote GOttes, bald ihren heiligen Christlichen Glauben, bald das Gebet unsers HErrn JEsu mit stiller Erwegung und Gebet vor sich durch; fragen sich bey einem je- den Wort: ob sie denn das bisher im Hertzen und äusserlich so gethan? Ob sie es mit Lust und um Gotteswillen, das ist ihm zur Freude ge- than? Ob sie das gegenseitige Böse wircklich vermieden, und auch vom Hertzen gehasset? ob sie das ungezwungen, und nicht um eitler Ehre oder Nutzens willen gethan? Ja ob denn ihr Hertz mit all so stehe und beschaffen sey, daß es an diesen Befehlen GOttes seine Freude habe, und sie, was sie sagen und zusagen, auch wirck- lich thun von Hertzen wollen und können? Sie mögen auch das 27. und 28te Capitel des 5ten Buchs Mosis, oder das 2. und 3te Jeremiä
oder
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
Daſſelbe will entweder von Verſchuldungen nichts hoͤren noch wiſſen, weicht den Vorruͤckun- gen GOttes auf alle Seiten aus, und trotzt ſo lang als moͤglich: oder wenns ſtarck geſchlagen und uͤberfuͤhret wird, ſo wirds verzweifelt ver- zagt, geht nicht ins reuen, beweinen, depreciren und Gnade ſuchen ein, ſondern in ein finſteres, confuſes, erſchrockenes und fluͤchtiges Aengſten. Und daher kommts, daß es ſich vor der Pruͤfung ſein ſelbſt ſo entſetzlich fuͤrchtet, weil ihm dieſe Art der Angſt nicht gelegen iſt, ohnerachtet ſie ihm auch nicht iſt befohlen worden.
Nehmen ſie doch zum Exempel den Cate- chiſmum vor, (ihr Hertz iſt dazu ja nicht zu vor- nehm, noch ihr Verſtand zu alt) und gehen dar- aus bald die 10. Gebote GOttes, bald ihren heiligen Chriſtlichen Glauben, bald das Gebet unſers HErrn JEſu mit ſtiller Erwegung und Gebet vor ſich durch; fragen ſich bey einem je- den Wort: ob ſie denn das bisher im Hertzen und aͤuſſerlich ſo gethan? Ob ſie es mit Luſt und um Gotteswillen, das iſt ihm zur Freude ge- than? Ob ſie das gegenſeitige Boͤſe wircklich vermieden, und auch vom Hertzen gehaſſet? ob ſie das ungezwungen, und nicht um eitler Ehre oder Nutzens willen gethan? Ja ob denn ihr Hertz mit all ſo ſtehe und beſchaffen ſey, daß es an dieſen Befehlen GOttes ſeine Freude habe, und ſie, was ſie ſagen und zuſagen, auch wirck- lich thun von Hertzen wollen und koͤnnen? Sie moͤgen auch das 27. und 28te Capitel des 5ten Buchs Moſis, oder das 2. und 3te Jeremiaͤ
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
Daſſelbe will entweder von Verſchuldungen
nichts hoͤren noch wiſſen, weicht den Vorruͤckun-
gen GOttes auf alle Seiten aus, und trotzt ſo
lang als moͤglich: oder wenns ſtarck geſchlagen
und uͤberfuͤhret wird, ſo wirds verzweifelt ver-
zagt, geht nicht ins reuen, beweinen, depreciren
und Gnade ſuchen ein, ſondern in ein finſteres,
confuſes, erſchrockenes und fluͤchtiges Aengſten.
Und daher kommts, daß es ſich vor der Pruͤfung
ſein ſelbſt ſo entſetzlich fuͤrchtet, weil ihm dieſe
Art der Angſt nicht gelegen iſt, ohnerachtet ſie
ihm auch nicht iſt befohlen worden.
Nehmen ſie doch zum Exempel den Cate-
chiſmum vor, (ihr Hertz iſt dazu ja nicht zu vor-
nehm, noch ihr Verſtand zu alt) und gehen dar-
aus bald die 10. Gebote GOttes, bald ihren
heiligen Chriſtlichen Glauben, bald das Gebet
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Gebet vor ſich durch; fragen ſich bey einem je-
den Wort: ob ſie denn das bisher im Hertzen
und aͤuſſerlich ſo gethan? Ob ſie es mit Luſt und
um Gotteswillen, das iſt ihm zur Freude ge-
than? Ob ſie das gegenſeitige Boͤſe wircklich
vermieden, und auch vom Hertzen gehaſſet? ob
ſie das ungezwungen, und nicht um eitler Ehre
oder Nutzens willen gethan? Ja ob denn ihr
Hertz mit all ſo ſtehe und beſchaffen ſey, daß es
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und ſie, was ſie ſagen und zuſagen, auch wirck-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/412>, abgerufen am 24.11.2024.
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