waltthätig, spornstreichs und tumultuarie ver- stören und anrichten könte, was man will?
Alle Welt fordert zu allen Dingen, die zu lernen sind, ein genaues Aufmercken: Soll denn das allergröste Werck, so mit und in dem Men- schen kann vorgenommen werden, ich meine die Bekehrung, ohne Attention können geschehen? Wenn sie nun aber nicht beten, nicht oft beten, nicht ernstlich und mit Gewalt thun beten, nicht anhalten im Gebet: ists ihnen denn möglich attent zu seyn, auf das was GOtt in ihnen thut? oder ists ihr Hertz etwa so sehr gewohnt gewe- sen, auf GOtt zu mercken, und immer um und bey ihm zu seyn? Wars ihnen nicht vielmehr eine Last und Pein, an GOtt zu dencken? Wie solls denn nun möglich werden, daß sie mit Lust und Freude an GOtt dencken und mit ihm um- gehen dörfen: so ihnen GOtt nicht das ernste und anhaltende Gebet erlaubt hat, wodurch eben ihre Seele auf gewisse Weise gezwungen wird, zum genauen Aufmercken auf die Zucht GOt- tes.
Aber was müssen sie für ein trotzig und ver- zagt Hertz haben, daß sie noch über das, was ih- nen der seligste GOtt (aus freyer Gnade, denn er wars ihnen ja nicht schuldig) als ein Haupt- mittel ihrer Genesung erlaubt und gegeben, so jämmerlich klagen, so saure Gesichter dazu ma- chen; oder wol gar Erweis davon fordern, obs eben schlechterdings nöthig sey? Wenn sich ein Artzt mit seinem Patienten, der doch auf den Tod liegt, erst müde disputireu müste, bis er ihm
etwas
(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
waltthaͤtig, ſpornſtreichs und tumultuarie ver- ſtoͤren und anrichten koͤnte, was man will?
Alle Welt fordert zu allen Dingen, die zu lernen ſind, ein genaues Aufmercken: Soll denn das allergroͤſte Werck, ſo mit und in dem Men- ſchen kann vorgenommen werden, ich meine die Bekehrung, ohne Attention koͤnnen geſchehen? Wenn ſie nun aber nicht beten, nicht oft beten, nicht ernſtlich und mit Gewalt thun beten, nicht anhalten im Gebet: iſts ihnen denn moͤglich attent zu ſeyn, auf das was GOtt in ihnen thut? oder iſts ihr Hertz etwa ſo ſehr gewohnt gewe- ſen, auf GOtt zu mercken, und immer um und bey ihm zu ſeyn? Wars ihnen nicht vielmehr eine Laſt und Pein, an GOtt zu dencken? Wie ſolls denn nun moͤglich werden, daß ſie mit Luſt und Freude an GOtt dencken und mit ihm um- gehen doͤrfen: ſo ihnen GOtt nicht das ernſte und anhaltende Gebet erlaubt hat, wodurch eben ihre Seele auf gewiſſe Weiſe gezwungen wird, zum genauen Aufmercken auf die Zucht GOt- tes.
Aber was muͤſſen ſie fuͤr ein trotzig und ver- zagt Hertz haben, daß ſie noch uͤber das, was ih- nen der ſeligſte GOtt (aus freyer Gnade, denn er wars ihnen ja nicht ſchuldig) als ein Haupt- mittel ihrer Geneſung erlaubt und gegeben, ſo jaͤmmerlich klagen, ſo ſaure Geſichter dazu ma- chen; oder wol gar Erweis davon fordern, obs eben ſchlechterdings noͤthig ſey? Wenn ſich ein Artzt mit ſeinem Patienten, der doch auf den Tod liegt, erſt muͤde diſputireu muͤſte, bis er ihm
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(III. Th.) Von den ſicheren Mitteln,
waltthaͤtig, ſpornſtreichs und tumultuarie ver-
ſtoͤren und anrichten koͤnte, was man will?
Alle Welt fordert zu allen Dingen, die zu
lernen ſind, ein genaues Aufmercken: Soll denn
das allergroͤſte Werck, ſo mit und in dem Men-
ſchen kann vorgenommen werden, ich meine die
Bekehrung, ohne Attention koͤnnen geſchehen?
Wenn ſie nun aber nicht beten, nicht oft beten,
nicht ernſtlich und mit Gewalt thun beten, nicht
anhalten im Gebet: iſts ihnen denn moͤglich
attent zu ſeyn, auf das was GOtt in ihnen thut?
oder iſts ihr Hertz etwa ſo ſehr gewohnt gewe-
ſen, auf GOtt zu mercken, und immer um und
bey ihm zu ſeyn? Wars ihnen nicht vielmehr
eine Laſt und Pein, an GOtt zu dencken? Wie
ſolls denn nun moͤglich werden, daß ſie mit Luſt
und Freude an GOtt dencken und mit ihm um-
gehen doͤrfen: ſo ihnen GOtt nicht das ernſte
und anhaltende Gebet erlaubt hat, wodurch eben
ihre Seele auf gewiſſe Weiſe gezwungen wird,
zum genauen Aufmercken auf die Zucht GOt-
tes.
Aber was muͤſſen ſie fuͤr ein trotzig und ver-
zagt Hertz haben, daß ſie noch uͤber das, was ih-
nen der ſeligſte GOtt (aus freyer Gnade, denn
er wars ihnen ja nicht ſchuldig) als ein Haupt-
mittel ihrer Geneſung erlaubt und gegeben, ſo
jaͤmmerlich klagen, ſo ſaure Geſichter dazu ma-
chen; oder wol gar Erweis davon fordern, obs
eben ſchlechterdings noͤthig ſey? Wenn ſich ein
Artzt mit ſeinem Patienten, der doch auf den
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/404>, abgerufen am 23.11.2024.
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