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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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Anatomisch-Medicinische
tzung eine natürliche Beliebung eben al-
so empfunden, als sie beym Genuß der
Speisen durch den Geschmack, oder durch
den Geruch empfunden haben; aber kei-
ne eigentlich moralische Lust, das ist:
keine sündhafte und ungeordnete Be-
gierde, nach dieser Lust, dieselbe ohne
die Absicht, wozu sie GOtt gegeben, und
mit Hintansetzung der göttlichen Befeh-
le zu empfinden.
Denn gleichwie sie niemals
zur Wollust oder aus blosser unordentlicher Be-
gierde geessen und getruncken haben: so hätten
sie auch nie solcher Wercke zur blossen
Lust und aus einem unordentlichen Trie-
be gepflogen, weil sie solche bey dem
Ebenbilde GOttes nicht hatten.
*

Nun ist aber alles umgekehrt: Weil die
Menschen zur Schwelgerey und Unmäßigkeit
nicht nur so geneigt sind, sondern sich derselben
gröstentheils auch ergeben: so muß eine Wol-
lust die andere hervorbringen, und ist
nun natürlicher Weise unmöglich, daß
die Unmaßigkeit nicht eine Geilheit er-

re-
* Auctor hat hier kurtz abbrechen, und diese wich-
tige Sache dem Zweck gemäß nur zur Noth be-
rühren müssen. Wer in dergleichen Scrupeln
mehr überzeugt und gestillet werden will, der
bitte GOtt drum. Es kan auch nützlich nachge-
lesen werden, was in G. Sarganecks Zeugnisse
für die göttliche Herrlichkeit und Wahrheit ge-
gen einige dunkle Zweifel, (welches J. J.
Schmidts biblischen Geographo angehenget ist)
in des dritten Stückes 1. Grundsatz davon aus-
geführet ist.

Anatomiſch-Mediciniſche
tzung eine natuͤrliche Beliebung eben al-
ſo empfunden, als ſie beym Genuß der
Speiſen durch den Geſchmack, oder durch
den Geruch empfunden haben; aber kei-
ne eigentlich moraliſche Luſt, das iſt:
keine ſuͤndhafte und ungeordnete Be-
gierde, nach dieſer Luſt, dieſelbe ohne
die Abſicht, wozu ſie GOtt gegeben, und
mit Hintanſetzung der goͤttlichen Befeh-
le zu empfinden.
Denn gleichwie ſie niemals
zur Wolluſt oder aus bloſſer unordentlicher Be-
gierde geeſſen und getruncken haben: ſo haͤtten
ſie auch nie ſolcher Wercke zur bloſſen
Luſt und aus einem unordentlichen Trie-
be gepflogen, weil ſie ſolche bey dem
Ebenbilde GOttes nicht hatten.
*

Nun iſt aber alles umgekehrt: Weil die
Menſchen zur Schwelgerey und Unmaͤßigkeit
nicht nur ſo geneigt ſind, ſondern ſich derſelben
groͤſtentheils auch ergeben: ſo muß eine Wol-
luſt die andere hervorbringen, und iſt
nun natuͤrlicher Weiſe unmoͤglich, daß
die Unmaßigkeit nicht eine Geilheit er-

re-
* Auctor hat hier kurtz abbrechen, und dieſe wich-
tige Sache dem Zweck gemaͤß nur zur Noth be-
ruͤhren muͤſſen. Wer in dergleichen Scrupeln
mehr uͤberzeugt und geſtillet werden will, der
bitte GOtt drum. Es kan auch nuͤtzlich nachge-
leſen werden, was in G. Sarganecks Zeugniſſe
fuͤr die goͤttliche Herrlichkeit und Wahrheit ge-
gen einige dunkle Zweifel, (welches J. J.
Schmidts bibliſchen Geographo angehenget iſt)
in des dritten Stuͤckes 1. Grundſatz davon aus-
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[18/0038] Anatomiſch-Mediciniſche tzung eine natuͤrliche Beliebung eben al- ſo empfunden, als ſie beym Genuß der Speiſen durch den Geſchmack, oder durch den Geruch empfunden haben; aber kei- ne eigentlich moraliſche Luſt, das iſt: keine ſuͤndhafte und ungeordnete Be- gierde, nach dieſer Luſt, dieſelbe ohne die Abſicht, wozu ſie GOtt gegeben, und mit Hintanſetzung der goͤttlichen Befeh- le zu empfinden. Denn gleichwie ſie niemals zur Wolluſt oder aus bloſſer unordentlicher Be- gierde geeſſen und getruncken haben: ſo haͤtten ſie auch nie ſolcher Wercke zur bloſſen Luſt und aus einem unordentlichen Trie- be gepflogen, weil ſie ſolche bey dem Ebenbilde GOttes nicht hatten. * Nun iſt aber alles umgekehrt: Weil die Menſchen zur Schwelgerey und Unmaͤßigkeit nicht nur ſo geneigt ſind, ſondern ſich derſelben groͤſtentheils auch ergeben: ſo muß eine Wol- luſt die andere hervorbringen, und iſt nun natuͤrlicher Weiſe unmoͤglich, daß die Unmaßigkeit nicht eine Geilheit er- re- * Auctor hat hier kurtz abbrechen, und dieſe wich- tige Sache dem Zweck gemaͤß nur zur Noth be- ruͤhren muͤſſen. Wer in dergleichen Scrupeln mehr uͤberzeugt und geſtillet werden will, der bitte GOtt drum. Es kan auch nuͤtzlich nachge- leſen werden, was in G. Sarganecks Zeugniſſe fuͤr die goͤttliche Herrlichkeit und Wahrheit ge- gen einige dunkle Zweifel, (welches J. J. Schmidts bibliſchen Geographo angehenget iſt) in des dritten Stuͤckes 1. Grundſatz davon aus- gefuͤhret iſt.

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/38>, abgerufen am 24.11.2024.