Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

wieder die Unreinigkeit.
hiermit scharff gnung erwiesen. Jch aber be-
haupte so gar, daß, da sonsten andere ziemlich
gewaltige Affecten, durch vernünftige Vorstel-
lungen, durch allerley philosophische Recepte,
durch Erregung contrairer oder gegenseitiger Lei-
denschafften noch wohl ziemlich können gebro-
chen und geschwächet werden: (indem ein Teuf-
fel dem andern gar wohl ausweichen kann) so
ist dieser viehische Affect der Fleischeslust so hart-
näckig, so listig, so geschwind, und gewaltsam,
daß er durch solche Curen schlechterdings nicht
gehoben werden kann. Sie könnens aus dem
4ten Lehrsatz und der 12ten Schlußfolge leicht
selbst übersehen.

Demnach haben sie zu allererst die schärf-
ste Jnquisition bey sich anzustellen, ob
sie denn seit dem sie den Taufbund ge-
brochen, mithin das Recht und die
Kraft der Wiedergeburt verloren,
(denn
dis ist nicht nur möglich, sondern es pflegt lei-
der! gemeiniglich und wircklich zu geschehen,
wie aus Nicodemi Joh. 3, 3. 5. 7. Simonis
Act. 8, 13. 20-24. der Galater, Gal. 4, 19.
und andern Exempeln zu ersehen) nun aber-
mal aus GOtt geboren, und ein Kind
GOttes worden, folglich zur Verände-
rung ihres Hertzens und Sinnes gekom-
men sind oder nicht?
und wenn Sie sich
nun auch schon drauf zu besinnen wüsten, wenn,
wie, und wie lange es doch ist, daß solches ge-
schehen? wie Jhnen dabey zu Muthe gewesen,
und wie sie doch zu der so grossen und so raren,

gleich-
Z 2

wieder die Unreinigkeit.
hiermit ſcharff gnung erwieſen. Jch aber be-
haupte ſo gar, daß, da ſonſten andere ziemlich
gewaltige Affecten, durch vernuͤnftige Vorſtel-
lungen, durch allerley philoſophiſche Recepte,
durch Erregung contrairer oder gegenſeitiger Lei-
denſchafften noch wohl ziemlich koͤnnen gebro-
chen und geſchwaͤchet werden: (indem ein Teuf-
fel dem andern gar wohl ausweichen kann) ſo
iſt dieſer viehiſche Affect der Fleiſchesluſt ſo hart-
naͤckig, ſo liſtig, ſo geſchwind, und gewaltſam,
daß er durch ſolche Curen ſchlechterdings nicht
gehoben werden kann. Sie koͤnnens aus dem
4ten Lehrſatz und der 12ten Schlußfolge leicht
ſelbſt uͤberſehen.

Demnach haben ſie zu allererſt die ſchaͤrf-
ſte Jnquiſition bey ſich anzuſtellen, ob
ſie denn ſeit dem ſie den Taufbund ge-
brochen, mithin das Recht und die
Kraft der Wiedergeburt verloren,
(denn
dis iſt nicht nur moͤglich, ſondern es pflegt lei-
der! gemeiniglich und wircklich zu geſchehen,
wie aus Nicodemi Joh. 3, 3. 5. 7. Simonis
Act. 8, 13. 20-24. der Galater, Gal. 4, 19.
und andern Exempeln zu erſehen) nun aber-
mal aus GOtt geboren, und ein Kind
GOttes worden, folglich zur Veraͤnde-
rung ihres Hertzens und Sinnes gekom-
men ſind oder nicht?
und wenn Sie ſich
nun auch ſchon drauf zu beſinnen wuͤſten, wenn,
wie, und wie lange es doch iſt, daß ſolches ge-
ſchehen? wie Jhnen dabey zu Muthe geweſen,
und wie ſie doch zu der ſo groſſen und ſo raren,

gleich-
Z 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0375" n="355"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">wieder die Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
hiermit &#x017F;charff gnung erwie&#x017F;en. Jch aber be-<lb/>
haupte &#x017F;o gar, daß, da &#x017F;on&#x017F;ten andere ziemlich<lb/>
gewaltige Affecten, durch vernu&#x0364;nftige Vor&#x017F;tel-<lb/>
lungen, durch allerley philo&#x017F;ophi&#x017F;che Recepte,<lb/>
durch Erregung contrairer oder gegen&#x017F;eitiger Lei-<lb/>
den&#x017F;chafften noch wohl ziemlich ko&#x0364;nnen gebro-<lb/>
chen und ge&#x017F;chwa&#x0364;chet werden: (indem ein Teuf-<lb/>
fel dem andern gar wohl ausweichen kann) &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t die&#x017F;er viehi&#x017F;che Affect der Flei&#x017F;cheslu&#x017F;t &#x017F;o hart-<lb/>
na&#x0364;ckig, &#x017F;o li&#x017F;tig, &#x017F;o ge&#x017F;chwind, und gewalt&#x017F;am,<lb/>
daß er durch &#x017F;olche Curen &#x017F;chlechterdings nicht<lb/>
gehoben werden kann. Sie ko&#x0364;nnens aus dem<lb/>
4ten Lehr&#x017F;atz und der 12ten Schlußfolge leicht<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t u&#x0364;ber&#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>Demnach haben &#x017F;ie zu <hi rendition="#fr">allerer&#x017F;t die &#x017F;cha&#x0364;rf-<lb/>
&#x017F;te Jnqui&#x017F;ition bey &#x017F;ich anzu&#x017F;tellen, ob<lb/>
&#x017F;ie denn &#x017F;eit dem &#x017F;ie den Taufbund ge-<lb/>
brochen, mithin das Recht und die<lb/>
Kraft der Wiedergeburt verloren,</hi> (denn<lb/>
dis i&#x017F;t nicht nur mo&#x0364;glich, &#x017F;ondern es pflegt lei-<lb/>
der! gemeiniglich und wircklich zu ge&#x017F;chehen,<lb/>
wie aus Nicodemi Joh. 3, 3. 5. 7. Simonis<lb/>
Act. 8, 13. 20-24. der Galater, Gal. 4, 19.<lb/>
und andern Exempeln zu er&#x017F;ehen) <hi rendition="#fr">nun aber-<lb/>
mal aus GOtt geboren, und ein Kind<lb/>
GOttes worden, folglich zur Vera&#x0364;nde-<lb/>
rung ihres Hertzens und Sinnes gekom-<lb/>
men &#x017F;ind oder nicht?</hi> und wenn Sie &#x017F;ich<lb/>
nun auch &#x017F;chon drauf zu be&#x017F;innen wu&#x0364;&#x017F;ten, wenn,<lb/>
wie, und wie lange es doch i&#x017F;t, daß &#x017F;olches ge-<lb/>
&#x017F;chehen? wie Jhnen dabey zu Muthe gewe&#x017F;en,<lb/>
und wie &#x017F;ie doch zu der &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;o raren,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z 2</fw><fw place="bottom" type="catch">gleich-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[355/0375] wieder die Unreinigkeit. hiermit ſcharff gnung erwieſen. Jch aber be- haupte ſo gar, daß, da ſonſten andere ziemlich gewaltige Affecten, durch vernuͤnftige Vorſtel- lungen, durch allerley philoſophiſche Recepte, durch Erregung contrairer oder gegenſeitiger Lei- denſchafften noch wohl ziemlich koͤnnen gebro- chen und geſchwaͤchet werden: (indem ein Teuf- fel dem andern gar wohl ausweichen kann) ſo iſt dieſer viehiſche Affect der Fleiſchesluſt ſo hart- naͤckig, ſo liſtig, ſo geſchwind, und gewaltſam, daß er durch ſolche Curen ſchlechterdings nicht gehoben werden kann. Sie koͤnnens aus dem 4ten Lehrſatz und der 12ten Schlußfolge leicht ſelbſt uͤberſehen. Demnach haben ſie zu allererſt die ſchaͤrf- ſte Jnquiſition bey ſich anzuſtellen, ob ſie denn ſeit dem ſie den Taufbund ge- brochen, mithin das Recht und die Kraft der Wiedergeburt verloren, (denn dis iſt nicht nur moͤglich, ſondern es pflegt lei- der! gemeiniglich und wircklich zu geſchehen, wie aus Nicodemi Joh. 3, 3. 5. 7. Simonis Act. 8, 13. 20-24. der Galater, Gal. 4, 19. und andern Exempeln zu erſehen) nun aber- mal aus GOtt geboren, und ein Kind GOttes worden, folglich zur Veraͤnde- rung ihres Hertzens und Sinnes gekom- men ſind oder nicht? und wenn Sie ſich nun auch ſchon drauf zu beſinnen wuͤſten, wenn, wie, und wie lange es doch iſt, daß ſolches ge- ſchehen? wie Jhnen dabey zu Muthe geweſen, und wie ſie doch zu der ſo groſſen und ſo raren, gleich- Z 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/375
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/375>, abgerufen am 22.11.2024.