ner sehr unverschämten, unflätigen und mörderischen Lust willen nicht nur zu wichtigen Geschäfften untüch- tig zu machen, sondern auch ein saures, bitteres, betrübtes Alter zu zuziehen, nach dem alten Sprich- wort: Jugend Sünden, Alters Schmertzen.
§. 22.
Es beschämen uns Christen die alten Hei- den hierinnen nicht wenig, indem sie sich allerdings von allem dem enthielten, was den Leib nur einiger massen abmatten und schwächen, mithin sie zum Käm- pfen, Lauffen und Ringen ungeschickter machen konte. Sie hielten alle Leibeskräfte von Jugend auf genau zusammen, um tapfere Kämfer, Läufer und Krieger dermaleinst abzugeben, einen gantzen Tag in schwerer Kriegsrüstung wieder den Feind stehen, fechten, schla- gen und nachjagen zu können, ohne ermüdet zu wer- den, und morgens wieder frisch daran zu gehen; wo- durch denn auch der Grund zu der Griechischen Mo- narchie geleget, und die unkeuschen Perser unter der damaligen keuschen Griechen Joch gebracht worden. Und jetzt ist schier kein weibischer Volck auf Erden, als die ehemals so gar kriegerische und heldenmüthi- ge Weltbezwinger, die Römer und Jtaliäner: so sehr hat sie die Unflätherey geändert, und von ihrem Flor, Gewalt, Reich und Ehre hinunter gestürtzt.
§. 23.
Eben also gehet es auch eintzelen Personen, daß sie um der schnöden Unkeuschheit willen Gesund- heit, Ehre, Reputation, Haab und Gut, Leib und Leben einbüssen: so daß kein Wunder wäre, wann schon jedermann um der gräßlichen Nachwehen und mörderischen Hertzensstiche willen der Unkeuschheit todt feind wäre. Allein das ist des Satans Gewalt über den von GOtt abgewichenen Menschen, daß er ihm auch schon auf Erden Leib und Gut verwüstet und versauet, und je nicht einmal wartet, bis er ihn bey sich in der Hölle hat. Ein solcher unbarmher- tziger Wüterich ist der Satan, daß er dem Menschen schon hier alles ersinnliche Hertzeleid anthut; und der thörichte Mensch folget ihm doch lieber als dem gu-
ten
U 3
der Unreinigkeit.
ner ſehr unverſchaͤmten, unflaͤtigen und moͤrderiſchen Luſt willen nicht nur zu wichtigen Geſchaͤfften untuͤch- tig zu machen, ſondern auch ein ſaures, bitteres, betruͤbtes Alter zu zuziehen, nach dem alten Sprich- wort: Jugend Suͤnden, Alters Schmertzen.
§. 22.
Es beſchaͤmen uns Chriſten die alten Hei- den hierinnen nicht wenig, indem ſie ſich allerdings von allem dem enthielten, was den Leib nur einiger maſſen abmatten und ſchwaͤchen, mithin ſie zum Kaͤm- pfen, Lauffen und Ringen ungeſchickter machen konte. Sie hielten alle Leibeskraͤfte von Jugend auf genau zuſammen, um tapfere Kaͤmfer, Laͤufer und Krieger dermaleinſt abzugeben, einen gantzen Tag in ſchwerer Kriegsruͤſtung wieder den Feind ſtehen, fechten, ſchla- gen und nachjagen zu koͤnnen, ohne ermuͤdet zu wer- den, und morgens wieder friſch daran zu gehen; wo- durch denn auch der Grund zu der Griechiſchen Mo- narchie geleget, und die unkeuſchen Perſer unter der damaligen keuſchen Griechen Joch gebracht worden. Und jetzt iſt ſchier kein weibiſcher Volck auf Erden, als die ehemals ſo gar kriegeriſche und heldenmuͤthi- ge Weltbezwinger, die Roͤmer und Jtaliaͤner: ſo ſehr hat ſie die Unflaͤtherey geaͤndert, und von ihrem Flor, Gewalt, Reich und Ehre hinunter geſtuͤrtzt.
§. 23.
Eben alſo gehet es auch eintzelen Perſonen, daß ſie um der ſchnoͤden Unkeuſchheit willen Geſund- heit, Ehre, Reputation, Haab und Gut, Leib und Leben einbuͤſſen: ſo daß kein Wunder waͤre, wann ſchon jedermann um der graͤßlichen Nachwehen und moͤrderiſchen Hertzensſtiche willen der Unkeuſchheit todt feind waͤre. Allein das iſt des Satans Gewalt uͤber den von GOtt abgewichenen Menſchen, daß er ihm auch ſchon auf Erden Leib und Gut verwuͤſtet und verſauet, und je nicht einmal wartet, bis er ihn bey ſich in der Hoͤlle hat. Ein ſolcher unbarmher- tziger Wuͤterich iſt der Satan, daß er dem Menſchen ſchon hier alles erſinnliche Hertzeleid anthut; und der thoͤrichte Menſch folget ihm doch lieber als dem gu-
ten
U 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0329"n="309"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">der Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
ner ſehr unverſchaͤmten, unflaͤtigen und moͤrderiſchen<lb/>
Luſt willen nicht nur zu wichtigen Geſchaͤfften untuͤch-<lb/>
tig zu machen, ſondern auch ein ſaures, bitteres,<lb/>
betruͤbtes Alter zu zuziehen, nach dem alten Sprich-<lb/>
wort: <hirendition="#fr">Jugend Suͤnden, Alters Schmertzen.</hi></p></div><lb/><divn="3"><head>§. 22.</head><p>Es beſchaͤmen uns Chriſten die alten Hei-<lb/>
den hierinnen nicht wenig, indem ſie ſich allerdings<lb/>
von allem dem enthielten, was den Leib nur einiger<lb/>
maſſen abmatten und ſchwaͤchen, mithin ſie zum Kaͤm-<lb/>
pfen, Lauffen und Ringen ungeſchickter machen konte.<lb/>
Sie hielten alle Leibeskraͤfte von Jugend auf genau<lb/>
zuſammen, um tapfere Kaͤmfer, Laͤufer und Krieger<lb/>
dermaleinſt abzugeben, einen gantzen Tag in ſchwerer<lb/>
Kriegsruͤſtung wieder den Feind ſtehen, fechten, ſchla-<lb/>
gen und nachjagen zu koͤnnen, ohne ermuͤdet zu wer-<lb/>
den, und morgens wieder friſch daran zu gehen; wo-<lb/>
durch denn auch der Grund zu der Griechiſchen Mo-<lb/>
narchie geleget, und die unkeuſchen Perſer unter der<lb/>
damaligen keuſchen Griechen Joch gebracht worden.<lb/>
Und jetzt iſt ſchier kein weibiſcher Volck auf Erden,<lb/>
als die ehemals ſo gar kriegeriſche und heldenmuͤthi-<lb/>
ge Weltbezwinger, die Roͤmer und Jtaliaͤner: ſo ſehr<lb/>
hat ſie die Unflaͤtherey geaͤndert, und von ihrem Flor,<lb/>
Gewalt, Reich und Ehre hinunter geſtuͤrtzt.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 23.</head><p>Eben alſo gehet es auch eintzelen Perſonen,<lb/>
daß ſie um der ſchnoͤden Unkeuſchheit willen Geſund-<lb/>
heit, Ehre, Reputation, Haab und Gut, Leib und<lb/>
Leben einbuͤſſen: ſo daß kein Wunder waͤre, wann<lb/>ſchon jedermann um der graͤßlichen Nachwehen und<lb/>
moͤrderiſchen Hertzensſtiche willen der Unkeuſchheit<lb/>
todt feind waͤre. Allein das iſt des Satans Gewalt<lb/>
uͤber den von GOtt abgewichenen Menſchen, daß er<lb/>
ihm auch ſchon auf Erden Leib und Gut verwuͤſtet<lb/>
und verſauet, und je nicht einmal wartet, bis er ihn<lb/>
bey ſich in der Hoͤlle hat. Ein ſolcher unbarmher-<lb/>
tziger Wuͤterich iſt der Satan, daß er dem Menſchen<lb/>ſchon hier alles erſinnliche Hertzeleid anthut; und der<lb/>
thoͤrichte Menſch folget ihm doch lieber als dem gu-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">U 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">ten</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[309/0329]
der Unreinigkeit.
ner ſehr unverſchaͤmten, unflaͤtigen und moͤrderiſchen
Luſt willen nicht nur zu wichtigen Geſchaͤfften untuͤch-
tig zu machen, ſondern auch ein ſaures, bitteres,
betruͤbtes Alter zu zuziehen, nach dem alten Sprich-
wort: Jugend Suͤnden, Alters Schmertzen.
§. 22.Es beſchaͤmen uns Chriſten die alten Hei-
den hierinnen nicht wenig, indem ſie ſich allerdings
von allem dem enthielten, was den Leib nur einiger
maſſen abmatten und ſchwaͤchen, mithin ſie zum Kaͤm-
pfen, Lauffen und Ringen ungeſchickter machen konte.
Sie hielten alle Leibeskraͤfte von Jugend auf genau
zuſammen, um tapfere Kaͤmfer, Laͤufer und Krieger
dermaleinſt abzugeben, einen gantzen Tag in ſchwerer
Kriegsruͤſtung wieder den Feind ſtehen, fechten, ſchla-
gen und nachjagen zu koͤnnen, ohne ermuͤdet zu wer-
den, und morgens wieder friſch daran zu gehen; wo-
durch denn auch der Grund zu der Griechiſchen Mo-
narchie geleget, und die unkeuſchen Perſer unter der
damaligen keuſchen Griechen Joch gebracht worden.
Und jetzt iſt ſchier kein weibiſcher Volck auf Erden,
als die ehemals ſo gar kriegeriſche und heldenmuͤthi-
ge Weltbezwinger, die Roͤmer und Jtaliaͤner: ſo ſehr
hat ſie die Unflaͤtherey geaͤndert, und von ihrem Flor,
Gewalt, Reich und Ehre hinunter geſtuͤrtzt.
§. 23.Eben alſo gehet es auch eintzelen Perſonen,
daß ſie um der ſchnoͤden Unkeuſchheit willen Geſund-
heit, Ehre, Reputation, Haab und Gut, Leib und
Leben einbuͤſſen: ſo daß kein Wunder waͤre, wann
ſchon jedermann um der graͤßlichen Nachwehen und
moͤrderiſchen Hertzensſtiche willen der Unkeuſchheit
todt feind waͤre. Allein das iſt des Satans Gewalt
uͤber den von GOtt abgewichenen Menſchen, daß er
ihm auch ſchon auf Erden Leib und Gut verwuͤſtet
und verſauet, und je nicht einmal wartet, bis er ihn
bey ſich in der Hoͤlle hat. Ein ſolcher unbarmher-
tziger Wuͤterich iſt der Satan, daß er dem Menſchen
ſchon hier alles erſinnliche Hertzeleid anthut; und der
thoͤrichte Menſch folget ihm doch lieber als dem gu-
ten
U 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/329>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.