Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
(II. Th.) Theologische Betrachtung
§. 13.

Das Fleisch brütet eine unzehliche Schlan-
genbrut von allerley Lüsten aus. Wer demnach der
hurischen und unzüchtigen Fleischeslust los werden will,
der muß auch die geitzige, neidische, ruhmsüchtige, zor-
nige, und üppige Lust, samt allen andern, die nicht
nach GOtt und dem Heiligen Geist gehen, und dem
heiligen Sinn, Lehre und Geboten Christi zuwieder
sind ausmustern: sonst wird er sein Hertz nimmermehr
von der Unkeuschheit reinigen können. Die Rotten der
Teufel haben zum Verderben der armen Seelen
gleichsam zusammen geschworen: wo auch nur ein eintzi-
ger im Hertzen versteckt bleibet, lässet er die andern gleich
hinein, so oft sie sich anmelden, und thut ihnen die
Thüre auf.

täglichcreutz igen
§. 14.

Das gemeinste Tagwerck, so ein Christ in
GOttes Reich zu verrichten hat, ist creutzigen; wers
nicht kann, muß es lernen. Es wird aber die Schwä-
chung und Vertilgung der Sünde also betitelt, a) weil
1)Christi Creutzestod eine verdienstliche Ursache der
Heiligung und Befreyung von der verfluchten Sünde
ist, Röm 6, 6. Gal. 3, 13. 14. Jmmittelst wird die-
ses Werck dennoch den Christen zugeeignet, weil die
Wercke des Haupts den Gliedern geschencket und zu-
geeignet werden; weil sie das, was der Sünde ihren
gewissen Tod bringet, in sich haben, nemlich den Hei-
ligen Geist und das Leben Christi, Gal. 2, 20. und
weil dis der Christen Pflicht ist: denn Christi Ver-
dienst, die Kraft des Heiligen Geistes, und unser Be-
mühen, Fleiß und Arbeit, streiten nicht miteinander,
sondern bieten einander die Hand. Viele sprechen:
GOtt muß alles würcken, wir vermögen nichts: sie
mißbrauchens aber zur Faulheit, und verfallen auf eine
falsche Gelassenheit. Paulus hat diese Gelassenheit
ohnfehlbar besser verstanden, dennoch sagt er von sich
Phil. 3, 14. 1 Cor. 9, 26. 27. gibt auch Anweisung und
Mittel an die Hand, Eph. 6, 10-18. und Vorschrif-
ten zur Heiligung, ziehet aus, ziehet an. nemlich Eph. 4.
v. 22-24. fliehet, 1 Cor. 6. trachtet, tödtet, Col. 3. etc.

GOtt
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
§. 13.

Das Fleiſch bruͤtet eine unzehliche Schlan-
genbrut von allerley Luͤſten aus. Wer demnach der
huriſchen und unzuͤchtigen Fleiſchesluſt los werden will,
der muß auch die geitzige, neidiſche, ruhmſuͤchtige, zor-
nige, und uͤppige Luſt, ſamt allen andern, die nicht
nach GOtt und dem Heiligen Geiſt gehen, und dem
heiligen Sinn, Lehre und Geboten Chriſti zuwieder
ſind ausmuſtern: ſonſt wird er ſein Hertz nimmermehr
von der Unkeuſchheit reinigen koͤnnen. Die Rotten der
Teufel haben zum Verderben der armen Seelen
gleichſam zuſammen geſchworen: wo auch nur ein eintzi-
ger im Hertzen verſteckt bleibet, laͤſſet er die andern gleich
hinein, ſo oft ſie ſich anmelden, und thut ihnen die
Thuͤre auf.

taͤglichcreutz igen
§. 14.

Das gemeinſte Tagwerck, ſo ein Chriſt in
GOttes Reich zu verrichten hat, iſt creutzigen; wers
nicht kann, muß es lernen. Es wird aber die Schwaͤ-
chung und Vertilgung der Suͤnde alſo betitelt, a) weil
1)Chriſti Creutzestod eine verdienſtliche Urſache der
Heiligung und Befreyung von der verfluchten Suͤnde
iſt, Roͤm 6, 6. Gal. 3, 13. 14. Jmmittelſt wird die-
ſes Werck dennoch den Chriſten zugeeignet, weil die
Wercke des Haupts den Gliedern geſchencket und zu-
geeignet werden; weil ſie das, was der Suͤnde ihren
gewiſſen Tod bringet, in ſich haben, nemlich den Hei-
ligen Geiſt und das Leben Chriſti, Gal. 2, 20. und
weil dis der Chriſten Pflicht iſt: denn Chriſti Ver-
dienſt, die Kraft des Heiligen Geiſtes, und unſer Be-
muͤhen, Fleiß und Arbeit, ſtreiten nicht miteinander,
ſondern bieten einander die Hand. Viele ſprechen:
GOtt muß alles wuͤrcken, wir vermoͤgen nichts: ſie
mißbrauchens aber zur Faulheit, und verfallen auf eine
falſche Gelaſſenheit. Paulus hat dieſe Gelaſſenheit
ohnfehlbar beſſer verſtanden, dennoch ſagt er von ſich
Phil. 3, 14. 1 Cor. 9, 26. 27. gibt auch Anweiſung und
Mittel an die Hand, Eph. 6, 10-18. und Vorſchrif-
ten zur Heiligung, ziehet aus, ziehet an. nemlich Eph. 4.
v. 22-24. fliehet, 1 Cor. 6. trachtet, toͤdtet, Col. 3. ꝛc.

GOtt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0322" n="302"/>
          <fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">II.</hi> Th.) <hi rendition="#b">Theologi&#x017F;che Betrachtung</hi></fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 13.</head>
            <p>Das Flei&#x017F;ch bru&#x0364;tet eine unzehliche Schlan-<lb/>
genbrut von allerley Lu&#x0364;&#x017F;ten aus. Wer demnach der<lb/>
huri&#x017F;chen und unzu&#x0364;chtigen Flei&#x017F;cheslu&#x017F;t los werden will,<lb/>
der muß auch die geitzige, neidi&#x017F;che, ruhm&#x017F;u&#x0364;chtige, zor-<lb/>
nige, und u&#x0364;ppige Lu&#x017F;t, &#x017F;amt allen andern, die nicht<lb/>
nach GOtt und dem Heiligen Gei&#x017F;t gehen, und dem<lb/>
heiligen Sinn, Lehre und Geboten Chri&#x017F;ti zuwieder<lb/>
&#x017F;ind ausmu&#x017F;tern: &#x017F;on&#x017F;t wird er &#x017F;ein Hertz nimmermehr<lb/>
von der Unkeu&#x017F;chheit reinigen ko&#x0364;nnen. Die Rotten der<lb/>
Teufel haben zum Verderben der armen Seelen<lb/>
gleich&#x017F;am zu&#x017F;ammen ge&#x017F;chworen: wo auch nur ein eintzi-<lb/>
ger im Hertzen ver&#x017F;teckt bleibet, la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et er die andern gleich<lb/>
hinein, &#x017F;o oft &#x017F;ie &#x017F;ich anmelden, und thut ihnen die<lb/>
Thu&#x0364;re auf.</p><lb/>
            <note place="left">ta&#x0364;glichcreutz igen</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 14.</head>
            <p>Das gemein&#x017F;te Tagwerck, &#x017F;o ein Chri&#x017F;t in<lb/>
GOttes Reich zu verrichten hat, i&#x017F;t creutzigen; wers<lb/>
nicht kann, muß es lernen. Es wird aber die Schwa&#x0364;-<lb/>
chung und Vertilgung der Su&#x0364;nde al&#x017F;o betitelt, <hi rendition="#aq">a</hi>) weil<lb/><note place="left">1)</note>Chri&#x017F;ti Creutzestod eine verdien&#x017F;tliche Ur&#x017F;ache der<lb/>
Heiligung und Befreyung von der verfluchten Su&#x0364;nde<lb/>
i&#x017F;t, Ro&#x0364;m 6, 6. Gal. 3, 13. 14. Jmmittel&#x017F;t wird die-<lb/>
&#x017F;es Werck dennoch den Chri&#x017F;ten zugeeignet, weil die<lb/>
Wercke des Haupts den Gliedern ge&#x017F;chencket und zu-<lb/>
geeignet werden; weil &#x017F;ie das, was der Su&#x0364;nde ihren<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;en Tod bringet, in &#x017F;ich haben, nemlich den Hei-<lb/>
ligen Gei&#x017F;t und das Leben Chri&#x017F;ti, Gal. 2, 20. und<lb/>
weil dis der Chri&#x017F;ten Pflicht i&#x017F;t: denn Chri&#x017F;ti Ver-<lb/>
dien&#x017F;t, die Kraft des Heiligen Gei&#x017F;tes, und un&#x017F;er Be-<lb/>
mu&#x0364;hen, Fleiß und Arbeit, &#x017F;treiten nicht miteinander,<lb/>
&#x017F;ondern bieten einander die Hand. Viele &#x017F;prechen:<lb/>
GOtt muß alles wu&#x0364;rcken, wir vermo&#x0364;gen nichts: &#x017F;ie<lb/>
mißbrauchens aber zur Faulheit, und verfallen auf eine<lb/>
fal&#x017F;che Gela&#x017F;&#x017F;enheit. Paulus hat die&#x017F;e Gela&#x017F;&#x017F;enheit<lb/>
ohnfehlbar be&#x017F;&#x017F;er ver&#x017F;tanden, dennoch &#x017F;agt er von &#x017F;ich<lb/>
Phil. 3, 14. 1 Cor. 9, 26. 27. gibt auch Anwei&#x017F;ung und<lb/>
Mittel an die Hand, Eph. 6, 10-18. und Vor&#x017F;chrif-<lb/>
ten zur Heiligung, <hi rendition="#fr">ziehet aus, ziehet an.</hi> nemlich Eph. 4.<lb/>
v. 22-24. <hi rendition="#fr">fliehet,</hi> 1 Cor. 6. <hi rendition="#fr">trachtet, to&#x0364;dtet,</hi> Col. 3. &#xA75B;c.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">GOtt</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[302/0322] (II. Th.) Theologiſche Betrachtung §. 13.Das Fleiſch bruͤtet eine unzehliche Schlan- genbrut von allerley Luͤſten aus. Wer demnach der huriſchen und unzuͤchtigen Fleiſchesluſt los werden will, der muß auch die geitzige, neidiſche, ruhmſuͤchtige, zor- nige, und uͤppige Luſt, ſamt allen andern, die nicht nach GOtt und dem Heiligen Geiſt gehen, und dem heiligen Sinn, Lehre und Geboten Chriſti zuwieder ſind ausmuſtern: ſonſt wird er ſein Hertz nimmermehr von der Unkeuſchheit reinigen koͤnnen. Die Rotten der Teufel haben zum Verderben der armen Seelen gleichſam zuſammen geſchworen: wo auch nur ein eintzi- ger im Hertzen verſteckt bleibet, laͤſſet er die andern gleich hinein, ſo oft ſie ſich anmelden, und thut ihnen die Thuͤre auf. §. 14.Das gemeinſte Tagwerck, ſo ein Chriſt in GOttes Reich zu verrichten hat, iſt creutzigen; wers nicht kann, muß es lernen. Es wird aber die Schwaͤ- chung und Vertilgung der Suͤnde alſo betitelt, a) weil Chriſti Creutzestod eine verdienſtliche Urſache der Heiligung und Befreyung von der verfluchten Suͤnde iſt, Roͤm 6, 6. Gal. 3, 13. 14. Jmmittelſt wird die- ſes Werck dennoch den Chriſten zugeeignet, weil die Wercke des Haupts den Gliedern geſchencket und zu- geeignet werden; weil ſie das, was der Suͤnde ihren gewiſſen Tod bringet, in ſich haben, nemlich den Hei- ligen Geiſt und das Leben Chriſti, Gal. 2, 20. und weil dis der Chriſten Pflicht iſt: denn Chriſti Ver- dienſt, die Kraft des Heiligen Geiſtes, und unſer Be- muͤhen, Fleiß und Arbeit, ſtreiten nicht miteinander, ſondern bieten einander die Hand. Viele ſprechen: GOtt muß alles wuͤrcken, wir vermoͤgen nichts: ſie mißbrauchens aber zur Faulheit, und verfallen auf eine falſche Gelaſſenheit. Paulus hat dieſe Gelaſſenheit ohnfehlbar beſſer verſtanden, dennoch ſagt er von ſich Phil. 3, 14. 1 Cor. 9, 26. 27. gibt auch Anweiſung und Mittel an die Hand, Eph. 6, 10-18. und Vorſchrif- ten zur Heiligung, ziehet aus, ziehet an. nemlich Eph. 4. v. 22-24. fliehet, 1 Cor. 6. trachtet, toͤdtet, Col. 3. ꝛc. GOtt 1)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/322
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/322>, abgerufen am 25.11.2024.