heit, und sein Leben zu verkürtzen? Jsts nicht ei- ne unsinnige Wuth und Raserey, sich und an- dere zu seinem eigenen Hertzeleid in die gröste Noth zu stürtzen? Was ist gewissers und wich- tigers, als diese Wahrheiten? Was kann uns höher, näher, inniger und dringender angehen, als die erzehlten Dinge? Soll denn diß alles für nichts geachtet, verschmähet, und unter die Füsse getreten werden? Soll ein Mensch seine Augen also zuschliessen vor allem, was ihm nach der Wahrheit und Billigkeit vorgestellet wird? Soll denn ein Mensch nichts sehen, nichts hören, nichts überlegen, sondern nur über der Erfüllung seiner Lüste dem gewissen und erschrecklichen Ver- derben in den Rachen hinein lauffen? Oder was meinen Sie dazu: Jsts denn nicht höchst billig und kurtzum erforderlich, daß ein vernünftiger Mensch auf die allerheiligste Natur und auf die Befehle, Anordnungen, Wercke, Herrlichkeit und Eigenschaften seines Schöpfers reflectire? Soll denn ein Christe gar nicht einmal erwe- gen, wovon er durch JEsu Christi Leben, Leiden und Sterben erkauffet, und wozu er also theuer erworben ist? Gebühret sichs denn nicht, daß ein Christe die Herrlichkeit seines Christennah- mens, den Adel seiner Seele, die grossen Ver- heissungen, die ihm bey einem rechtschaffenen Wesen geschehen sind, zu Hertzen nehme? O das müste ia eine übermachte Verblendung und Boßheit seyn, die kaum zu begreiffen; und die unter den Menschen, weil sie Verstand haben, mehr als andere Uebelthaten, mit Feuer und
Schwerdt
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
heit, und ſein Leben zu verkuͤrtzen? Jſts nicht ei- ne unſinnige Wuth und Raſerey, ſich und an- dere zu ſeinem eigenen Hertzeleid in die groͤſte Noth zu ſtuͤrtzen? Was iſt gewiſſers und wich- tigers, als dieſe Wahrheiten? Was kann uns hoͤher, naͤher, inniger und dringender angehen, als die erzehlten Dinge? Soll denn diß alles fuͤr nichts geachtet, verſchmaͤhet, und unter die Fuͤſſe getreten werden? Soll ein Menſch ſeine Augen alſo zuſchlieſſen vor allem, was ihm nach der Wahrheit und Billigkeit vorgeſtellet wird? Soll denn ein Menſch nichts ſehen, nichts hoͤren, nichts uͤberlegen, ſondern nur uͤber der Erfuͤllung ſeiner Luͤſte dem gewiſſen und erſchrecklichen Ver- derben in den Rachen hinein lauffen? Oder was meinen Sie dazu: Jſts denn nicht hoͤchſt billig und kurtzum erforderlich, daß ein vernuͤnftiger Menſch auf die allerheiligſte Natur und auf die Befehle, Anordnungen, Wercke, Herrlichkeit und Eigenſchaften ſeines Schoͤpfers reflectire? Soll denn ein Chriſte gar nicht einmal erwe- gen, wovon er durch JEſu Chriſti Leben, Leiden und Sterben erkauffet, und wozu er alſo theuer erworben iſt? Gebuͤhret ſichs denn nicht, daß ein Chriſte die Herrlichkeit ſeines Chriſtennah- mens, den Adel ſeiner Seele, die groſſen Ver- heiſſungen, die ihm bey einem rechtſchaffenen Weſen geſchehen ſind, zu Hertzen nehme? O das muͤſte ia eine uͤbermachte Verblendung und Boßheit ſeyn, die kaum zu begreiffen; und die unter den Menſchen, weil ſie Verſtand haben, mehr als andere Uebelthaten, mit Feuer und
Schwerdt
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(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
heit, und ſein Leben zu verkuͤrtzen? Jſts nicht ei-
ne unſinnige Wuth und Raſerey, ſich und an-
dere zu ſeinem eigenen Hertzeleid in die groͤſte
Noth zu ſtuͤrtzen? Was iſt gewiſſers und wich-
tigers, als dieſe Wahrheiten? Was kann uns
hoͤher, naͤher, inniger und dringender angehen,
als die erzehlten Dinge? Soll denn diß alles
fuͤr nichts geachtet, verſchmaͤhet, und unter die
Fuͤſſe getreten werden? Soll ein Menſch ſeine
Augen alſo zuſchlieſſen vor allem, was ihm nach
der Wahrheit und Billigkeit vorgeſtellet wird?
Soll denn ein Menſch nichts ſehen, nichts hoͤren,
nichts uͤberlegen, ſondern nur uͤber der Erfuͤllung
ſeiner Luͤſte dem gewiſſen und erſchrecklichen Ver-
derben in den Rachen hinein lauffen? Oder was
meinen Sie dazu: Jſts denn nicht hoͤchſt billig und
kurtzum erforderlich, daß ein vernuͤnftiger
Menſch auf die allerheiligſte Natur und auf die
Befehle, Anordnungen, Wercke, Herrlichkeit
und Eigenſchaften ſeines Schoͤpfers reflectire?
Soll denn ein Chriſte gar nicht einmal erwe-
gen, wovon er durch JEſu Chriſti Leben, Leiden
und Sterben erkauffet, und wozu er alſo theuer
erworben iſt? Gebuͤhret ſichs denn nicht, daß ein
Chriſte die Herrlichkeit ſeines Chriſtennah-
mens, den Adel ſeiner Seele, die groſſen Ver-
heiſſungen, die ihm bey einem rechtſchaffenen
Weſen geſchehen ſind, zu Hertzen nehme? O
das muͤſte ia eine uͤbermachte Verblendung und
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/310>, abgerufen am 16.02.2025.
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