kehret werden, und legen sich also hiemit aufs neue schlaffen, indem sie die Gewissensangst durch allerley Mittel wegschaffen, und in völli- ger Sicherheit ihren Lüsten nachgehen, wie ein Ochse zur Schlachtbanck geführet wird, ohne zu dencken, was ihm da begegnen werde. O! ist denn in der Welt ein bejammernswürdigerer Zustand des Menschen, als dieser ist? des Menschen, der gleichwol zum Tode eilet; der in die unaufhörlichen Ewigkeiten stracks und unausgesetzt hinein läuft; der in die unüber- dencklichen periodos der unumschränckten Zei- ten hineinfällt, und alsdenn in einem Zustand, da keine Aenderung oder Besserung weiter mög- lich ist, ewig verbleiben muß?
Doch es geht des Satans Gewalt bey diesem Laster noch viel weiter. Er hat oft so gar, welches erstaunlich ist, in einer gantzen Fa- milie, Stadt und Land sein Reich mit einer sol- chen Macht und List, und zu dem Zweck ausge- breitet, daß er, wo möglich, auch gantze Länder gerne mit Unreinigkeit anstecken möchte. Und das hat GOtt alles selber angemercket und uns er- öfnet, damit wir wissen, wie unsere Sache in der Welt stehe. Mit welchem Mitleiden er das sehe, können wir daraus abnehmen, weil er Zach. 13, 1. 2. verheissen hat, daß bey den Zeiten des Meßiä nebst den falschen Propheten auch die unreinen Geister aus dem Lande würden hin- ausgetrieben werden, die damals Jsrael mit allen Unfläthereyen angefüllet hatten. Jst nun die Macht, List, und Verführungen des unrei-
nen
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
kehret werden, und legen ſich alſo hiemit aufs neue ſchlaffen, indem ſie die Gewiſſensangſt durch allerley Mittel wegſchaffen, und in voͤlli- ger Sicherheit ihren Luͤſten nachgehen, wie ein Ochſe zur Schlachtbanck gefuͤhret wird, ohne zu dencken, was ihm da begegnen werde. O! iſt denn in der Welt ein bejammernswuͤrdigerer Zuſtand des Menſchen, als dieſer iſt? des Menſchen, der gleichwol zum Tode eilet; der in die unaufhoͤrlichen Ewigkeiten ſtracks und unausgeſetzt hinein laͤuft; der in die unuͤber- dencklichen periodos der unumſchraͤnckten Zei- ten hineinfaͤllt, und alsdenn in einem Zuſtand, da keine Aenderung oder Beſſerung weiter moͤg- lich iſt, ewig verbleiben muß?
Doch es geht des Satans Gewalt bey dieſem Laſter noch viel weiter. Er hat oft ſo gar, welches erſtaunlich iſt, in einer gantzen Fa- milie, Stadt und Land ſein Reich mit einer ſol- chen Macht und Liſt, und zu dem Zweck ausge- breitet, daß er, wo moͤglich, auch gantze Laͤnder gerne mit Unreinigkeit anſtecken moͤchte. Und das hat GOtt alles ſelber angemercket und uns er- oͤfnet, damit wir wiſſen, wie unſere Sache in der Welt ſtehe. Mit welchem Mitleiden er das ſehe, koͤnnen wir daraus abnehmen, weil er Zach. 13, 1. 2. verheiſſen hat, daß bey den Zeiten des Meßiaͤ nebſt den falſchen Propheten auch die unreinen Geiſter aus dem Lande wuͤrden hin- ausgetrieben werden, die damals Jſrael mit allen Unflaͤthereyen angefuͤllet hatten. Jſt nun die Macht, Liſt, und Verfuͤhrungen des unrei-
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(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
kehret werden, und legen ſich alſo hiemit aufs
neue ſchlaffen, indem ſie die Gewiſſensangſt
durch allerley Mittel wegſchaffen, und in voͤlli-
ger Sicherheit ihren Luͤſten nachgehen, wie ein
Ochſe zur Schlachtbanck gefuͤhret wird, ohne zu
dencken, was ihm da begegnen werde. O! iſt
denn in der Welt ein bejammernswuͤrdigerer
Zuſtand des Menſchen, als dieſer iſt? des
Menſchen, der gleichwol zum Tode eilet; der
in die unaufhoͤrlichen Ewigkeiten ſtracks und
unausgeſetzt hinein laͤuft; der in die unuͤber-
dencklichen periodos der unumſchraͤnckten Zei-
ten hineinfaͤllt, und alsdenn in einem Zuſtand,
da keine Aenderung oder Beſſerung weiter moͤg-
lich iſt, ewig verbleiben muß?
Doch es geht des Satans Gewalt bey
dieſem Laſter noch viel weiter. Er hat oft ſo
gar, welches erſtaunlich iſt, in einer gantzen Fa-
milie, Stadt und Land ſein Reich mit einer ſol-
chen Macht und Liſt, und zu dem Zweck ausge-
breitet, daß er, wo moͤglich, auch gantze Laͤnder
gerne mit Unreinigkeit anſtecken moͤchte. Und das
hat GOtt alles ſelber angemercket und uns er-
oͤfnet, damit wir wiſſen, wie unſere Sache in
der Welt ſtehe. Mit welchem Mitleiden er das
ſehe, koͤnnen wir daraus abnehmen, weil er Zach.
13, 1. 2. verheiſſen hat, daß bey den Zeiten des
Meßiaͤ nebſt den falſchen Propheten auch die
unreinen Geiſter aus dem Lande wuͤrden hin-
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allen Unflaͤthereyen angefuͤllet hatten. Jſt nun
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/278>, abgerufen am 22.11.2024.
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