Verlangen nach himmlischen Dingen durchaus nicht aufkommen; ja so gar, wenn du auch schon zum Kinde GOttes wiedergeboren bist, und lässest nur in etwas der Liebe der Welt und Eitelkeit Raum in deinem Hertzen: so stürtzest du dich in die höchste Gefahr. Denn du kannst dabey unmöglich GOtt bedie- nen, noch Liebe zu ihm tragen: sondern so viel du jener nachgiebest, so viel er- stirbet diese in dir, und du kannst kein Hertz zu GOtt, auch wahrlich keine Lust an ihm haben.
Mein Hertzensfreund! Wenn Sie nur daran dencken: müssen Sie denn nicht ohne einigen Anstand mit dem Urtheil herausbrechen, und bey sich ausmachen, was für eine saubere Sa- che es um die Unreinigkeit sey? Wenn Sie ih- ren Taufbund stehen und gültig seyn lassen: so wer- den Sie ja unmöglich dran zweifeln können, daß alle innerliche und äusserliche Keuschheit und Reinigkeit, der Seelen so wohl als des Lei- bes, von unumgänglicher und unleugbarer Noth- wendigkeit sey. Denn ich frage Sie: Jsts denn möglich, rechtschaffene Tugenden auszuüben, oh- ne seine Lüste der Sinnen und des Fleisches zu tödten und zu mäßigen? Diesen unumstößlichen Grund wahrer Tugenden haben ja alle heidnische Moralisten, ohne einigen Erweis davon zu for- dern oder zu geben, als einen Grundsatz fest ge- stellet. Jsts nicht wahr, daß das Fleisch alle- zeit wieder den Geist, und der Geist allezeit wie- der das Fleisch ist, und diese zwey allezeit gegen
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der Unreinigkeit.
Verlangen nach himmliſchen Dingen durchaus nicht aufkommen; ja ſo gar, wenn du auch ſchon zum Kinde GOttes wiedergeboren biſt, und laͤſſeſt nur in etwas der Liebe der Welt und Eitelkeit Raum in deinem Hertzen: ſo ſtuͤrtzeſt du dich in die hoͤchſte Gefahr. Denn du kannſt dabey unmoͤglich GOtt bedie- nen, noch Liebe zu ihm tragen: ſondern ſo viel du jener nachgiebeſt, ſo viel er- ſtirbet dieſe in dir, und du kannſt kein Hertz zu GOtt, auch wahrlich keine Luſt an ihm haben.
Mein Hertzensfreund! Wenn Sie nur daran dencken: muͤſſen Sie denn nicht ohne einigen Anſtand mit dem Urtheil herausbrechen, und bey ſich ausmachen, was fuͤr eine ſaubere Sa- che es um die Unreinigkeit ſey? Wenn Sie ih- ren Taufbund ſtehen und guͤltig ſeyn laſſen: ſo wer- den Sie ja unmoͤglich dran zweifeln koͤnnen, daß alle innerliche und aͤuſſerliche Keuſchheit und Reinigkeit, der Seelen ſo wohl als des Lei- bes, von unumgaͤnglicher und unleugbarer Noth- wendigkeit ſey. Denn ich frage Sie: Jſts denn moͤglich, rechtſchaffene Tugenden auszuuͤben, oh- ne ſeine Luͤſte der Sinnen und des Fleiſches zu toͤdten und zu maͤßigen? Dieſen unumſtoͤßlichen Grund wahrer Tugenden haben ja alle heidniſche Moraliſten, ohne einigen Erweis davon zu for- dern oder zu geben, als einen Grundſatz feſt ge- ſtellet. Jſts nicht wahr, daß das Fleiſch alle- zeit wieder den Geiſt, und der Geiſt allezeit wie- der das Fleiſch iſt, und dieſe zwey allezeit gegen
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der Unreinigkeit.
Verlangen nach himmliſchen Dingen durchaus
nicht aufkommen; ja ſo gar, wenn du auch
ſchon zum Kinde GOttes wiedergeboren biſt,
und laͤſſeſt nur in etwas der Liebe der Welt und
Eitelkeit Raum in deinem Hertzen: ſo ſtuͤrtzeſt
du dich in die hoͤchſte Gefahr. Denn du
kannſt dabey unmoͤglich GOtt bedie-
nen, noch Liebe zu ihm tragen: ſondern
ſo viel du jener nachgiebeſt, ſo viel er-
ſtirbet dieſe in dir, und du kannſt kein
Hertz zu GOtt, auch wahrlich keine Luſt
an ihm haben.
Mein Hertzensfreund! Wenn Sie nur daran
dencken: muͤſſen Sie denn nicht ohne einigen
Anſtand mit dem Urtheil herausbrechen, und
bey ſich ausmachen, was fuͤr eine ſaubere Sa-
che es um die Unreinigkeit ſey? Wenn Sie ih-
ren Taufbund ſtehen und guͤltig ſeyn laſſen: ſo wer-
den Sie ja unmoͤglich dran zweifeln koͤnnen,
daß alle innerliche und aͤuſſerliche Keuſchheit
und Reinigkeit, der Seelen ſo wohl als des Lei-
bes, von unumgaͤnglicher und unleugbarer Noth-
wendigkeit ſey. Denn ich frage Sie: Jſts denn
moͤglich, rechtſchaffene Tugenden auszuuͤben, oh-
ne ſeine Luͤſte der Sinnen und des Fleiſches zu
toͤdten und zu maͤßigen? Dieſen unumſtoͤßlichen
Grund wahrer Tugenden haben ja alle heidniſche
Moraliſten, ohne einigen Erweis davon zu for-
dern oder zu geben, als einen Grundſatz feſt ge-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/243>, abgerufen am 27.11.2024.
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