boten: (3 Mos. 15, 31.) Sie solten die Kinder Jsrael warnen vor ihrer Unreinigkeit, daß sie in derselben nicht stürben. Wir schliessen hier wiederum billig, sonderlich von dem vorigen: Hat die blosse, ohne und wieder Willen geschehe- ne, und zwar nächtliche Befleckung, (die endlich doch aus andern Ursachen und Kranckheiten, sonderlich bey den Vollblütigen, wenn die hiezu gehörigen Theile und Gliedmassen irgend wo- durch relaxiret (erweitert) worden sind,) den Menschen vor GOtt so unrein gemacht: was wird erst eine Befleckung, wenn sie auch im Schlaff gantz ohne Willen geschähe, (die aber der Mensch selbst durch gewaltsames Verderben sei- ner Natur veranlasset und ihr gleichsam abge- nöthiget hat,) vor GOtt im Himmel zu sagen haben? Man sehe davon die 12te Schlußfolge, oben pag. 134. an. Und noch vielmehr: Jst die Befleckung, welche durch erregten und einge- führten heftigen Naturtrieb wider Wissen und Willen des Menschen, so greulich; weil sie eine nothwendige Folge der vorigen muthwilligen, ob auch gleich längst bereueten Bosheit ist: mein! welches Todes wird denn die Schändung seines Leibes würdig seyn, die vorsetzlich und mit Bedacht, obgleich bey dem heftigsten Protestiren und De- preciren des Gewissens, geschiehet?
Jch begehre nicht zu leugnen; daß viele Ge- setze, welche die äusserliche Reinigkeit betroffen haben, zum Levitischen Gottesdienst der Jüden
ge-
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
boten: (3 Moſ. 15, 31.) Sie ſolten die Kinder Jſrael warnen vor ihrer Unreinigkeit, daß ſie in derſelben nicht ſtuͤrben. Wir ſchlieſſen hier wiederum billig, ſonderlich von dem vorigen: Hat die bloſſe, ohne und wieder Willen geſchehe- ne, und zwar naͤchtliche Befleckung, (die endlich doch aus andern Urſachen und Kranckheiten, ſonderlich bey den Vollbluͤtigen, wenn die hiezu gehoͤrigen Theile und Gliedmaſſen irgend wo- durch relaxiret (erweitert) worden ſind,) den Menſchen vor GOtt ſo unrein gemacht: was wird erſt eine Befleckung, wenn ſie auch im Schlaff gantz ohne Willen geſchaͤhe, (die aber der Menſch ſelbſt durch gewaltſames Verderben ſei- ner Natur veranlaſſet und ihr gleichſam abge- noͤthiget hat,) vor GOtt im Himmel zu ſagen haben? Man ſehe davon die 12te Schlußfolge, oben pag. 134. an. Und noch vielmehr: Jſt die Befleckung, welche durch erregten und einge- fuͤhrten heftigen Naturtrieb wider Wiſſen und Willen des Menſchen, ſo greulich; weil ſie eine nothwendige Folge der vorigen muthwilligen, ob auch gleich laͤngſt bereueten Bosheit iſt: mein! welches Todes wird denn die Schaͤndung ſeines Leibes wuͤrdig ſeyn, die vorſetzlich und mit Bedacht, obgleich bey dem heftigſten Proteſtiren und De- preciren des Gewiſſens, geſchiehet?
Jch begehre nicht zu leugnen; daß viele Ge- ſetze, welche die aͤuſſerliche Reinigkeit betroffen haben, zum Levitiſchen Gottesdienſt der Juͤden
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(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
boten: (3 Moſ. 15, 31.) Sie ſolten die Kinder
Jſrael warnen vor ihrer Unreinigkeit, daß ſie
in derſelben nicht ſtuͤrben. Wir ſchlieſſen hier
wiederum billig, ſonderlich von dem vorigen:
Hat die bloſſe, ohne und wieder Willen geſchehe-
ne, und zwar naͤchtliche Befleckung, (die endlich
doch aus andern Urſachen und Kranckheiten,
ſonderlich bey den Vollbluͤtigen, wenn die hiezu
gehoͤrigen Theile und Gliedmaſſen irgend wo-
durch relaxiret (erweitert) worden ſind,) den
Menſchen vor GOtt ſo unrein gemacht: was
wird erſt eine Befleckung, wenn ſie auch im
Schlaff gantz ohne Willen geſchaͤhe, (die aber der
Menſch ſelbſt durch gewaltſames Verderben ſei-
ner Natur veranlaſſet und ihr gleichſam abge-
noͤthiget hat,) vor GOtt im Himmel zu ſagen
haben? Man ſehe davon die 12te Schlußfolge,
oben pag. 134. an. Und noch vielmehr: Jſt die
Befleckung, welche durch erregten und einge-
fuͤhrten heftigen Naturtrieb wider Wiſſen und
Willen des Menſchen, ſo greulich; weil ſie eine
nothwendige Folge der vorigen muthwilligen,
ob auch gleich laͤngſt bereueten Bosheit iſt:
mein! welches Todes wird denn die
Schaͤndung ſeines Leibes wuͤrdig ſeyn,
die vorſetzlich und mit Bedacht, obgleich
bey dem heftigſten Proteſtiren und De-
preciren des Gewiſſens, geſchiehet?
Jch begehre nicht zu leugnen; daß viele Ge-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/234>, abgerufen am 23.11.2024.
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